Meister und Geister - Heiner Hoffmann |
Meldung:
Die Raumgalerie, Stuttgart |
Wer zeichnet, bei dem lösen die Begriffe
„Meister“ und „Geister“ etwas aus. Geister stecken in allem,
beflügeln oder lähmen, ebenso wie Meister Lehrer oder
unerreichbare Vorbilder sein können. Beides bedarf der Balance
von Nutzen und Befreien, beim Zeichnen wie in der Architektur,
also erst recht in der Architekturzeichnung. Der
Architekturlehrer und Zeichner Heiner Hoffmann kennt das, aus
Lehre und Selbstversuch – und wurde zum Meister.
Heiner Hoffmann
studierte Architektur in Darmstadt und Zeichnen an der
Königlichen Kunstakademie in Antwerpen. Er nennt das Zeichnen
seine „Unterhaltungen mit der Welt“. Und es war ihm stets ein
großes Anliegen, jeglicher Form von Vorbildern aus dem Weg zu
gehen. Stets ging es ihm darum, das Eigene zu entwickeln und
sichtbar zu machen. Und er fuhr gut damit, wurde selbst ein
exzellenter Zeichner und Professor an Architekturhochschulen im
In- und Ausland, lehrte Entwerfen, Geometrie und „Freies
Zeichnen“.
1993 dann „The Newcastle ABC“, der Selbstversuch an fremden Meistern: erfundene Architektur im Stil berühmter Architekten der beginnenden Moderne – oder auch ganz frei, ohne „Meister“. An einem fiktiven Wettbewerb für ein Eckgrundstück in Newcastle nahmen unter anderen Größen wie Antoni Gaudi, Norman Shaw, Paul Rudolph, diverse Italiener, Rudolph Schindler, Otto Wagner, Raimund Hood und Hugh Ferris teil. Heraus kam eine veritable Mappe mit Skizzen und Zeichnungen, wie man sie so nie zuvor gesehen hatte – und doch hätte es geben können.
Mit diesen Blättern wollte Professor Hoffmann erkunden, welcher Zusammenhang zwischen der grafischen Handschrift und der Entwurfsidee und -entwicklung besteht und nicht zuletzt erfahren, wie sich diese „Fingerübung“ auf ihn selbst auswirkt, waren ihm Vorbilder und Nachahmungen bis dahin doch völlig suspekt. Umso überraschender war dann auch die Erfahrung, mit 52 Jahren zeichnerisch den großen Architekten der frühen Moderne „über die Schulter zu schauen“ – und dabei etwas zu lernen.
In der Ausstellung „Meister und Geister“ zeigt Heiner Hoffmann diese großartigen Wettbewerbsskizzen und -zeichnungen, die für ihn einen wichtigen Punkt in seiner zeichnerischen Arbeit markieren. Ergänzt werden die Werke durch zahlreiche weitere Skizzen und Zeichnungen aus einem der Lehre, dem Hinschauen und dem Zeichnen gewidmeten Leben.
Die Ausstellung ist in Co-Kuration mit Friedrich Dassler, langjähriger Chefredakteur der Architektur-Fachzeitschrift xia Intelligente Architektur, entstanden. Zusätzlich wird Heiner Hoffmann in einem gesondert anberaumten Werkstattgespräch über sein Wirken berichten. (Der Termin wird noch bekannt gegeben.)
MEISTER UND GEISTER - HEINER HOFFMANN
Dauer der Ausstellung:
bis 30. August 2019
Ort:
Die Raumgalerie, Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart
Öffnungszeiten:
gewöhnlich Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 13-18 Uhr
Heiner Hoffmann
wurde 1941 in Stuttgart geboren (Vater: Architekt, Mutter:
Töpfermeisterin) und erlebte seine Kindheit in der
Künstlerkolonie im hessischen Willingshausen. Er studierte
Architektur in Darmstadt und verbrachte Praxissemester in Irland
und Japan. Nach einigen Jahren Büroerfahrung, während derer ihm klar wurde, dass er das Zeichnen viel intensiver lernen und viel lieber betreiben möchte, ging er 1971/72 an die Königliche Kunstakademie in Antwerpen, wo er auch seine Frau Myriam Lamiroy kennenlernte. Seit 1974 dann Lehrtätigkeiten an Architekturhochschulen in den Fächern „Freies Zeichnen / Grundlagen der Gestaltung“, teils als Lehrauftrag (Kunstakademie München, AA London), als Lecturer (Leicester Polytechnik und Newcastle University) und als Universitätsprofessor an der Bergischen Universität Wuppertal und der RWTH Aachen, wo er von 1993 bis 2007 den Lehrstuhl für Bildnerische Gestaltung innehatte. Nach seiner Emeritierung in Aachen folgte er noch gemeinsam mit seiner Frau Myriam einem zweijährigen Ruf an die „German University of Technology“ in Maskat, Oman, um dort das Fach „Creative Design“ zu lehren. Heiner Hoffmann lebt heute in Gemmenich in Belgien, nahe Aachen.
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