Neue Skulpturen im Gartenbereich des Frankfurter Städel

Anlässlich bedeutender Neuerwerbungen von Skulpturen, die für den Ausbau des Sammlungsbereichs Gegenwartskunst erworben wurden, präsentiert das Städel seinen Garten und die dort ausgestellte umfangreiche Skulpturensammlung seit April 2013 völlig neu. Zu sehen sind unter anderem "Shutter’s Lullaby/ Ellipse for Städel" (2012) von Olaf Nicolai und "Erster Schornstein II" (2013) des schwedischen Künstlers Jan Svenungsson

    Foto: © Kulturexpress    

   

Auf dem Gartengelände rund um das Museumsgebäude bietet eine Vielzahl faszinierender Kunstwerke die Möglichkeit, einzigartige Entdeckungen unter freiem Himmel zu machen. Neu erworbene, installative und zum Teil auch interaktive Arbeiten von Olaf Nicolai, Tobias Rehberger, Jan Svenungsson sowie Janet Cardiff & George Bures Miller treten dabei in Dialog mit bereits vorhandenen, neu positionierten Skulpturen von Künstlern wie Fritz Wotruba oder Michael Croissant. Auch Per Kirkeby (Tor II, 1987) und Markus Lüpertz (Hirte, 1986) sind mit unlängst erworbenen und im Städel Garten aufgestellten Werken vertreten.

Der neue Städel Garten mit den markanten Oberlichtern, der Schauseite der Gartenhalle, wird durch ungewohnte Blickachsen angebunden, der hintere Garten belebt. Die feierliche Eröffnung der „Skulptur im Städel Garten“ bildet gleichzeitig den Auftakt für die neu ins Leben gerufenen Reihe „Im Städel Garten“, in deren Rahmen ab sofort performative und installative Arbeiten verschiedener Künstler gezeigt werden.

Max Hollein, Direktor des Städel Museums sagt: „Unsere sich sukzessive erweiternde Skulpturensammlung im Garten lädt jederzeit zu beeindruckenden und überraschenden Begegnungen mit zeitgenössischen Werken ein.“

Dr. Martin Engler, Sammlungsleiter Gegenwartskunst, führt aus: „Nach der Erweiterung des Städel Museums um die Ausstellungsfläche für Gegenwartskunst wollen wir in logischer Konsequenz nun auch im Garten außergewöhnlichen zeitgenössischen Werken, die unmittelbar auf ihren Ort bezugnehmen, einen besonderen Platz einräumen.“

Gegenwartskunst soll auf diese Weise und unter freiem Himmel den Frankfurter Bürgern und interessierten Besuchern jederzeit frei zugänglich gemacht werden.

Die Sammlung im Städel Garten umfasst aktuell insgesamt 15 Werke der deutschen und europäischen Skulptur des 20. und 21. Jahrhunderts. Die neuen Gartenskulpturen, die im Wesentlichen mit Unterstützung des „Städelkomitee 21. Jahrhundert“ erworben werden konnten, laden zur aktiven Teilnahme und zum Spiel mit Natur und Kunst wie zum Sitzen und Verweilen gleichermaßen ein.

Die Kugel von Capri Moon (2011) des an der Städelschule lehrenden Künstlers Tobias Rehberger (geb. 1966 in Esslingen am Neckar) leuchtet nur dann über der Bank, wenn der Mond über der Insel Capri zu sehen ist. Er stiftet eine irreale, suggestive Verbindung zwischen zwei weit voneinander entfernten Orten. Die Plinthe könnte der Lichtkegel des Mondes sein – so wirkt die Installation spielerisch, kontemplativ, fast mystisch.

The Bench (2012) von Janet Cardiff & George Bures Miller (geb. 1957 in Brussels, Ontario, Kanada, bzw. 1960 in Vegreville, Alberta, Kanada). Nimmt der Besucher Platz, findet er sich unerwartet inmitten eines geflüsterten Monologs wieder. Eine Frauenstimme verliest einen Brief und kommentiert diesen zugleich: Der Gast wird zum Zuhörer, zum Lauschenden, aber auch zum Angesprochenen, wenn sich die verschiedenen Ebenen – Garten, Imagination, Brief, Dialog, Selbstgespräch – zunehmend vermischen.

Shutter’s Lullaby/ Ellipse for Städel (2012) von Olaf Nicolai  

Metallkonstruktion mit Vorhängen aus schwarzen Plastikperlen  

Shutter’s Lullaby/ Ellipse for Städel (2012) des in Berlin lebenden Künstlers Olaf Nicolai (geb. 1962 in Halle a. d. Saale) ist ein begehbarer Pavillon aus schwarzen Perlenschnüren. Diese umschreiben zwei konzentrische Ellipsen, die zugleich transparent und geschlossen sind. Die Strenge und Schlichtheit der Formen erinnert an die wuchtigen Installationen Richard Serras. Zugleich erzeugen die ständige Bewegung und Überschneidung der Perlenschnüre eine Art optischer Täuschung, wie wir sie aus der Op-Art kennen.

Erster Schornstein II (2013)

von Jan Svenungsson, 10 m hoher Schornstein aus roten Ziegelsteinen

Erster Schornstein II (2013) des schwedischen Künstlers Jan Svenungsson (geb. 1961 in Lund, Schweden). Die zehn Meter hohe Skulptur wurde erstmals 1992 vor dem Moderna Museet Stockholm als erste einer ganzen Reihe von Kunst-Schornsteinen platziert und zieht nun in den Städel Garten. Seit den 1990er-Jahren errichtet der in Berlin lebende Svenungsson vereinzelte, funktionslose Schornstein-Skulpturen und verwandelt damit unterschiedlichste Orte in surreale (Stadt-)Landschaften im Stile Giorgio de Chiricos.

Förderung: Die Neuerwerbungen für den Städel Garten konnten mit Unterstützung des „Städelkomitee 21. Jahrhundert“ getätigt werden. Die Performancereihe im Städel Garten wird mit Unterstützung der „Städel Gartengesellschaft“ realisiert.


 

Siehe auch:   Adolf Luther. Architektur als Licht und Spiegelung. Teil zwei der Reihe im Städel Garten

Siehe auch: Städel-Neuerwerbungen

 

Kulturexpress  ISSN 1862-1996

vom 07. August 2013