Mehrere
Ausstellungen sind vor einigen Tagen zu Ende gegangen, die sich
thematisch auf einen eingeschränkten Zirkel der Betrachtung
beziehen. Hiermit soll die Aufmerksamkeit nochmals auf deren Zusammenstellung gelenkt werden. Über die Resonanz der
jeweiligen Ausstellungen läßt sich bisher nur wenig mitteilen. Ziel
ist auch nicht die Höhe der Besucherzahlen zu erfahren. Zumal die
kleinen aber adäquaten Ausstellungen einem eigenen Reiz unterliegen
und meist mit sehr viel Intensität betrieben wurden. Vielmehr soll
prüfend ein Blick auf das Unterfangen der Ausstellung geworfen und
dargestellt werden. Wobei Schirn und Städel in Frankfurt und Ernst-Barlach-Haus in Hamburg für
sich schon Anziehungspunkte wenn nicht Publikumsmagnete sind.
In der Frankfurter Schirn lief bis 02. Juni 2013 die Ausstellung
"Letzte Bilder".
Darin ging es um die Werke, die in der Schlussphase
eines Künstlerlebens, zum Ende des Künstlerlebens entstanden
sind. Dabei wandelt
sich die künstlerische Ausdrucksweise in seine Umkehrung. Im
Gegensatz dazu verdeutlichen die ausgestellten Werke des 19.
und 20. Jahrhunderts aber auch, wie stark der Künstler ureigenen Regungen
im eigenen Stil und im Fortschritt seiner Entwicklung folgte.
Insgesamt
100 Werke waren ausgestellt, wobei moderne zeitgenössische neben
klassischer Kunst hing. Monets "Seerosenteiche" in der
Endphase unterscheiden sich
kaum von denen während seiner Blütezeit. Die Ausführung der verschwommen wirkenden Seeteiche
ist in allen Phasen als Fortschritt einer kontinuierlichen Entwicklung
zu betrachten. Ähnlich ist das bei Cezanne in der letzten
Arbeitsphase zu beobachten. Ein wenig trostlos wirkte Monets
Bild vom Seerosenteich in der Ausstellung aber schon.
Zur Ausstellung ist ein Katalog in gebundener Form erschienen.
Herausgegeben von Esther Schlicht. Letzte Bilder. Von Manet bis Kippenberger beschreibt die
Zeitspanne in der das Ausstellungskonzept agiert. Martin Kippenberger ist der Künstler, der erst nach seinem Tode die
Anerkennung bekommen hat, die er zu Lebzeiten verdient hätte. Er
erlag übermäßigem Alkoholkonsum, was seine Leber nicht mehr
mitmachte. Seine Entdeckung postum ist ein Glücksfall in der
modernen Kunst. Seine Bildsprache, sein Duktus ist einprägsam. Seine
Bildideen sind stimmig ohne zu kompliziert zu werden.. Obwohl Martin
Kippenberger oftmals am oberflächlichen Sujets hing, das der
Karikatur ähnelt, liegt seinen Bildern künstlerische Tiefe zugrunde.
Auch in der Schlussphase bleibt ihm diese malerische Qualität
erhalten.
Der Katalog um darin zu lesen ist fast gelungener als die
Ausstellung selbst. Die Schirn mag eine hervorragende Architektur
haben, die in vielen Fällen der Kunst den anspruchsvollen Rahmen
gibt, den sie braucht. Doch in diesem Fall "Letzte Bilder", war das
Spannungsverhältnis zwischen Ausstellungswand und ausgestellten
Bildern sehr knapp bemessen. Erstens stellte sich die Frage, wo denn
eigentlich die 100 Bilder gewesen sind, die angekündigt waren? Eine
Vielzahl der Exponate bestanden nämlich nur aus Polaroidfotos, die
seriell aufgereiht in einer Vitrine lagen. Der Betrachter konnte
diese, in leicht nach vorne gebeugter Haltung, durch das Abdeckglas
der Vitrine hindurch in Augenschein nehmen. Die Wände waren teils
flächendeckend mit nur einem großen Bild gefüllt, wie zum Beispiel
das Bild "The Last Supper" (1986), Größe 300 x 884 cm, von Andy
Warhol. Sicher ist hier der fast religiös anmutende Bezug zur
Endphase enthalten.
Das Ausstellungsthema eignet sich auch für eine
Kabinettausstellung, in der sich Besucher in kleine
Räume oder Nischen zurückziehen, um das Werk im Sinne der Überschrift
"Letzte Bilder" abzufragen. Kabinette haben Vorzüge. In
der Schirn hingen die Bilder auf einem langen Flur wie in einer
Galerie. So gesehen, bringt der Katalog in Buchform die Ruhe, die
gebraucht wird, um sich eingehender mit dem Thema Tod und
Schlusspunkt zu befassen.
Esther Schlicht sagt zum Spätwerk de Koonings und jenem von Henri
Matisse, diese bedien Künstler zeichnet ein Neubeginn im Alterswerk
aus. Bei Matisse sind es die Scherenschnitte als neue Form der
künstlerischen Sprache, die zahlreich in der Ausstellung zu sehen
waren. Bei de Kooning wird eine Nähe zum Spätwerk von Matisse
postuliert. Beide haben krankheitsbedingt die Malerei
für sich neu erfunden.
Das Städel-Museum stellte Neuerwerbungen aus den letzten Jahren vor.
Mit dem Gegenteil von Schlusspunkt befasste sich eine Ausstellung im
Parterre des Städel-Museum. Dort wurden die letzten Neuerwerbungen
der zurückliegenden Jahre vorgestellt, die das Museum für seine
Sammlung erworben hat. Insofern handelt es sich um eine informative
Angelegenheit, denn es ist immer interessant, für welche Kunst sich
das Sammlungsgeschehen einer so großen Institution wie das Städel
gerade entscheidet. Ausblicke, weil die neuen Exponate an anderer
Stelle wieder auftauchen werden, um in einer Ausstellung oder einem
anderen Sammlungszusammenhang präsentiert zu werden. Kuratorin Jutta
Schütt, rechts im Bild, stellte einige Exponate während der
Ausstellung mit Namen der Künstler und Titeln der Werke vor.
Zu den Neuerwerbungen zählen Exponate von Peter Engel, Vilja Celmins,
Jim Dine, Arnulf Rainer, Ker Xavier Roussel, Max Ernst, Philipp
Hennevogl, Antony Gormley, Jean-Baptiste Camille Corot, Cornelius
Völker, Alfred Hrdlicka, Fritz Klemm, Anish Kapoor.
Über die Finanzierungssummen wurde vom Städel nicht viel gesagt.
Einerseits wurden Werke von berühmten Künstlern erworben,
andererseits werden junge Schaffende durch den Ankauf der Kunst
finanziell gefördert, das ist ein Wechselspiel zwischen
Institutionen und der Individualität des Einzelnen. Was aus
diesen Werken werden soll, ist auch noch ungewiss. Gilt aber jetzt
schon als Bereicherung für den Sammlungsschatz.
Gebaute Bilder beschreibt die Sammlung der Privatsammler
Hupertz, die mit Feingefühl russischen Konstruktivismus erworben
haben und die Sammlung bis zu den Gegenwartskünstlern ergänzen und
erweitern konnten. Die Ausstellung ging am 26. Mai 2013 im
Ernst-Barlach-Haus in Hamburg zu Ende.
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