Matthäus-Passion, 16. März AOF, in den Rollen mit Kateryna Kasper (Sopran) Maximilian Schmitt (Tenor) und Yannick Debus (Bariton)

Die Matthäus-Passion, BWV 244, von Johann Sebastian Bach ist und bleibt immer wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Aufgrund seiner zeitlichen Länge ist eine Dauer von zwei bis dreieinhalb Stunden vorherbestimmt, so dass ausgedehnte Leidenschaft beim Zuhören mitzubringen ist, um das Werk in vollem Umfang genießen zu können. Die Matthäus-Passion behandelt die Leidensgeschichte Jesu auf seinem Kreuzweg bis zu seinem Ende thematisch passend zur bevorstehenden Osterzeit. Auch die Aufführung am 16. März im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt war von diesem Glanz und einer Festlichkeit berührt. Auf der Bühne standen die Solisten des Freiburger Barockorchesters, begleitet wurden sie durch den Chor der Zürcher-Sing-Akademie. Die Leitung hatte Francesco Corti, der am Cembalo spielte und als Dirigent wirkte. Die Matthäus-Passion wird größtenteils durch umfängliche Choraleinlagen bestimmt. Interpreten waren die Stars auf der Bühne. Solointerpreten trugen dazu bei das oratorische Werk aufzuwerten, damit eine stimmungsvolle Atmosphäre im Saal entstehen konnte. Dieser Einklang zwischen Chor und Solostimmen soll die Gemüter zur Wallung bringen und bis zur Krönung, den sterbenden Abgang Jesu am Schluss der Aufführung, steigern.

 

 

Kateryna Kasper, Foto (c) Andreas Kasper

 

 

Das Publikum wird auf Nahbarkeit in der Stimmung eingeschworen, was mit der Passionsgeschichte einhergeht. In manchem glich das Oratorium einem Gottesdienst, der Jesu Leiden auf dem Kreuzweg durchlebte und damit die Leidensgeschichte erneut vergegenwärtigte. Das österliche Unterfangen war jedoch für die Allgemeinheit gedacht somit säkularisiert. Das stimmliche Aufgebot im Großen Saal war großartig. Sopranistin Kateryna Kasper sang mit vollem Einsatz in höchsten Tönen, wobei die Vielfalt ihrer stimmlich ausgefeilten Ausführungen weithin zu hören waren. Die Schwingung des Gesangs hinauf bis zu seinen Spitzen war auf alle Seiten hin ausgerichtet. Die gebürtige Ukrainerin verfügt mittlerweile über ein respektables Gesangs-Repertoire, das von Fanny und Felix Mendelssohn, über Händel bis zu Schostakowitsch und Weinberg reicht. Die Palette der Komponisten und deren Gesangsstücke dürften bestimmt noch um einiges erweiterbar sein.

 

 

Francesco Corti, Foto (c) Caroline Doutre

 

 

Das mitgelieferte Programmheft bot im übrigen den gesamten Text zur Matthäus-Passion, so dass bei Bedarf ein Mitverfolgen nicht schwer gemacht wurde und erkennbar blieb, an welcher Stelle sich die Aufführung gerade befand, welche Stimme welchem Sänger und welcher Sängerin zuzuordnen waren. Bei der Vielzahl an Menschen, die sich während der Aufführung auf der Bühne befanden sicherlich hilfreiche Unterstützung, zu wissen, wer welche Rolle innehatte, die

 

 

Philippe Jaroussky

Foto (c) Simon Fowler

 

von Jesus, wer Evangelist und wer die anderen waren.

 

So beeindruckte, die von einem Mann, Countertenor Philippe Jaroussky, gesungene durch seine ungewöhnliche aber durchaus gelungene Interpretation und durch Akkuratesse gezeichnete Altstimme und stach hervor, was sonst einer Frauenstimme zuzuordnen gewesen wäre. Genauso eindringlich und herzzerreißend brachte Zachary Wilder seinen Tenorgesang auf der Bühne hervor. Den Bass schlug Andreas Wolf ganz hervorragend auf seine Seite. Den Christus verkörperte Yannick Debus mit tiefer ruhiger Stimme, gut zu unterscheiden von dem im Tenor gesungenen Evangelisten durch Maximilian Schmitt, mit dem er durch zahlreiche Passagen hinweg im gesanglichen Dialog stand.

 

Verantwortlich für die Aufführung am 16. März in Zusammenarbeit mit der Alten Oper Frankfurt war die Konzertreihe der Frankfurter Bachkonzerte.

 

 

   

 

 

   

Kulturexpress ISSN 1862-1996

 vom 19. März 2024