Die
Frankfurter
Kulturdezernentin
Ina Hartwig
teilte
gemeinsam mit
Oberbürgermeister
Mike Josef am
26. Juli 2023
mit, die erst
vor wenigen
Monaten aus
guten Gründen
verworfene
Kulturmeilenvariante
könne und
solle nun doch
realisiert
werden. Der
Widerstand
gegen die
zwischenzeitlich
propagierte
Spiegellösung
war
offenkundig zu
hoch.
Keinesfalls
soll der
Abrissbeschluss
von 2020
hinterfragt
werden, obwohl
sich zuletzt
führende
Fachleute wie
der BDA
Frankfurt, das
Urban Future
Forum,
Architekt
Christoph
Mäckler,
Stadtplaner
Peter Lieser
und
Kulturpolitiker
wie Thomas
Dürbeck,
Sebastian Popp
oder die
Arbeitsgruppe
"Planen Bauen
Wohnen" dafür
ausgesprochen
hatten.
Urban
Future
Forum am
10. Juli
2023 mit
abschließender
Diskussionsrunde
in den
Räumlichkeiten
des
DAM-Ostend
in der
Henschelstraße,
im
Vordergrund
(Rückenansicht)
Referentin,
die mit
ihrer
Masterarbeit
in
Stuttgart ein
Konzept
entwickelte,
das den
gesamten
Gebäudekomplex
der
Städtischen
Bühnen
Frankfurt
am
Willy-Brandt-Platz
in ein
System
baulicher
Strukturen
fügt,
die im
Bestand
erhaltenswert
sind und
nebeneinander
durch
Neubau
mehrerer
erforderlicher
Bauabschnitte
zusammenwirken.
Foto (c)
Kulturexpress
Trotz
allem will
man an dem
einst unter
fragwürdigen
Umständen
eingeschlagenen
Kurs
festhalten
und
propagiert
gegen jede
haushaltspolitische,
ökologische
und
denkmalpflegerische
Vernunft
einen
Theaterneubau
an der Neuen
Mainzer
Straße.
Gegenüber
der
Alternative
einer
Doppelanlage
am
bestehenden
Standort mit
der Option
des
Teilerhalts
guter
Gebäudeteile
ist die
Variante
Kulturmeile
mehr als 100
Mio. Euro
teurer.
Dieses
gewichtige
Faktum
können
Stabsstelle
und
Dezernentin
nicht mehr
leugnen. Zum
einen gehört
das
Grundstück
nicht der
Stadt
Frankfurt am
Main, für
ein
Nutzungsrecht
über 199 Jahre
muss die Stadt
in diesem
Zeitraum 431
Mio. Euro an
die
Sparkasse/Helaba
bezahlen.
Abgezinst auf
heute sind
dies bei 2,5
Prozent
105 Mio. Euro
(bei 3 Prozent 89
Mio. Euro) an
Kosten, die
bei dem
bestehenden
städtischen
Grundstück am
Willy-Brandt-Platz
nicht
anfallen.
Im
Februar dieses
Jahres stellte
die
Stabsstelle
Städtische
Bühnen noch
fest: Um
„schnellstmögliches
Bauen zu
gewährleisten,
bietet sich
die
Realisierung
von Oper und
Schauspiel auf
stadteigenem
Grund und
Boden an. Dies
ist auch
ökonomisch
nachhaltig.“
Das spielt nun
offenkundig
keine Rolle
mehr. Da
inzwischen
allen
Beteiligten
klar geworden
ist, dass an
dem Standort
Neue Mainzer
nur ein
Theaterbau
realisiert
werden kann,
müssten zudem
noch die
Mehrkosten für
ein
Operninterim
von 53,1 Mio.
Euro zzgl.
Baupreissteigerung
berücksichtigt
werden. Auch
die Kosten für
das ebenfalls
erforderliche
Werkstattinterim
müssten noch
einbezogen
werden. Die
neuerdings
vorgesehene
Idee, dass neu
gebaute
Schauspiel als
Operninterim
zu nutzen,
wurde von der
Stabsstelle
noch vor drei
Jahren als
unmöglich
verworfen: Die
Zahl der
Zuschauerplätze
würde sich
halbieren, und
es gäbe keinen
Orchestergraben.
Ebenso wenig
ist der
Vorschlag
ökologisch
nachhaltig und
denkmalpflegerisch
vertretbar.
Die
gegenwärtige
Planung sieht
nicht nur den
kompletten
Abriss der
bestehenden
Doppelanlage
inkl.
denkmalgeschütztem
Foyer vor,
sondern auch
die
Beseitigung
der völlig
intakten
Bestandsbebauung
von
Sparkasse/HeLaBa.
Für den
vorgesehene
Errichtung des
Ersatzbürobaus
stehen zudem
zwei weitere
Denkmale im
Wege, das
Geschäftshau
des
Neoklassizismus
von 1908 (Neue
Mainzer Str.
53) und das
klassizistische
Wohnhaus um
1830 (Neue
Mainzer Str
55). Dass dies
am Ende beide
erhalten
werden können,
erscheint
fraglich.
Zusätzlich ist
der Abriss in
Zeiten der für
alle spürbaren
Klimakrise
völlig
unverantwortlich.
Der zum Abriss
vorgesehene
Gebäudekomplex
der Sparkasse
wurde erst
2004 aufwändig
erneuert. Der
Werkstattanbau
der
Städtischen
Bühnen wurde
erst 2014 für
80 Mio. Euro
fertiggestellt,
auch
Zuschauerbereich
und Bühne des
Schauspiels
sind
strukturell
intakt. Doch
offenkundig
interessieren
sich die
Verantwortlichen
nicht für den
Gebäudebestand.
Mit dem
Standort an
der Neuen
Mainzer Straße
erhöht sich
das
Abrissvolumen
um etwa 20.000
qm auf
insgesamt ca.
90.000 qm.
Im
Vergleich zur
Option
Doppelanlage
am
Willy-Brandt-Platz
entsteht bei
der Option
Kulturmeile
durch den
erhöhten
Umfang der
Abrisse ein
zusätzlicher
CO2-Ausstoß
von
schätzungsweise
über 20.000
Tonnen. Für
die
Herstellung
der Neubauten
müssen über
700 Millionen
Megajoule
Primärenergie
aufgewendet
werden, dies
entspricht dem
Energiegehalt
von 17.000
Tonnen Erdöl.
Doch solche
ökologischen
Kennwerte
interessieren
die politisch
Verantwortlichen
nicht. Sie
wurden trotz
dreijähriger
Untersuchung
von der
Stabsstelle
für die jetzt
zur Diskussion
stehenden
Optionen nicht
benannt.
Selbst für die
betroffenen
Beschäftigten
ist der
Vorschlag der
Kulturmeile
von Nachteil.
Die
Sparkassen-Mitarbeiter*innen
müssen
umziehen und
möglicherweise
ein
mehrjähriges
Interim in
Kauf nehmen.
Aber auch der
Bühnenbelegschaft
mutet die
Lösung Einiges
zu. Vor fünf
Monaten hieß
es vonseiten
der
Stabsstelle:
„Bei den
Abstimmungen
mit der
Eigentümerin
stellte sich
heraus, dass,
eine
grundsätzliche
Einigung
vorausgesetzt,
der
optimistische
Übergabezeitpunkt
des bebauten
Grundstücks
angesichts der
benachbarten,
heute
bestehenden
Großbaustelle
im Jahr 2028
läge. (...)
Vor dem
Hintergrund
des desolaten
Zustands der
Theaterdoppelanlage
am
Willy-Brandt-Platz
ist dieser
Zeithorizont
für den Beginn
der
Vorarbeiten
für den Neubau
einer
Spielstätte
keine
befriedigende
Option, zumal
die
Planbarkeit
zusätzlich
eingeschränkt
würde.“ Auch
das scheint
keine Rolle
mehr als
Argument zu
spielen. Auch
wenn man
inzwischen
hofft, ein
Jahr früher
anfangen zu
können, ändert
dies an dem
Gesamtablauf
wenig:
verzögerter
Beginn,
gestufte
Umsetzung,
Fertigstellung
des
Hauptgebäudes
mit Oper und
Werkstätten am
Willy-Brandt-Platz
realistisch
geschätzt im
Jahr 2038.
Für
eine
Doppelanlage
am
Willy-Brandt-Platz
als Neubau mit
oder ohne
saniertem
Teilerhalt
sind die
Gutachter im
Jahr 2020 von
einem
Gesamtzeitraum
inkl. Planung
von neun
Jahren
ausgegangen.
Eine Umsetzung
wäre also bis
zum Ende
dieses
Jahrzehnts
möglich
gewesen, aber
auch jetzt
noch wäre die
Option
Doppelanlage
etwa fünf
Jahre früher fertiggestellt
als die Option
Kulturmeile.
Fahrlässig
haben es die
Verantwortlichen
in den letzten
Jahren
versäumt, die
unvermeidlichen
Interimslösungen
zu klären und
hierfür eine
belastbare
Lösung
vorzulegen.
Der
Abrissbeschluss
von 2020 kam
in Reaktion
auf einen
AfD-Antrag
binnen 24
Stunden ohne
eine
Erörterung im
Kulturausschuss
zustande, um
vermeintliche
Handlungsfähigkeit
zu beweisen.
Das Vorgehen
war nicht nur
undemokratisch,
weil es den
Abgeordneten
eine mögliche
Prüfung der
Angaben
verunmöglichte.
In den
Entscheidungsunterlagen
waren Fragen
von grauer
Energie und
Denkmalschutz
gänzlich
ausgeblendet.
Kostenannahmen
für eine
Neubaulösung
waren
gegenüber der
Option
Doppelanlage
Willy-Brandt-Platz
und der
möglichen
Sanierung von
Gebäudeteilen
unrealistisch
günstig
gewählt.
Inzwischen hat
die
Stabsstelle
Städtische
Bühnen diese
Annahmen
korrigiert,
ohne dass die
damalige
Entscheidung
nochmals
hinterfragt
worden wäre,
die auf
selektiven
bzw.
verzerrten
Informationen
beruhte.
Wir fordern:
für die
Entscheidungsträger
die
Varianten
Kulturmeile,
Spiegellösung,
Doppelanlage,
Doppelanlage
mit
Teilsanierung
nach einer
einheitlichen
Bewertungsmatrix
darzustellen,
welche
insbesondere
alle Kosten
incl.
Interim und
Grundstück,
die CO2-Bilanz
incl. grauer
Energie, den
Denkmalschutz
und den
Realisierungszeitplan
bis
Fertigstellung
sachlich
neutral und
vollständig
abbildet.
Initiative
Zukunft
Städtische
Bühnen
Frankfurt Alfons Maria
Arns (Freier
Kulturhistoriker) Prof. Dr.
Maren Harnack
(Frankfurt
University of
Applied
Sciences) Hanns-Christoph
Koch
(Deutscher
Werkbund
Hessen) Martina
Metzner (freie
Journalistin,
abaut) Prof. Dr.
Philipp Oswalt
(Universität
Kassel) GmbH