De Gruyter veröffentlichte schon im August
2017 ein J.M.R.-Lenz-Handbuch. Als Jakob Michael Reinhold Lenz
vor 227 Jahren in Moskau tot aufgefunden wurde, war das der
deutschen Öffentlichkeit nur eine kurze Zeitungsnotiz wert. Lenz
werde, so hieß es, „von wenigen betrauert, und von keinem
vermisst“. Vom ehemaligen Freund und übermächtigen Konkurrenten
Goethe in „Dichtung und Wahrheit“ mit abschätzigem Urteil als
„vorübergehendes Meteor“ bedacht, blieb Lenz lange Zeit eine
Fußnote der Goethe-Forschung und war lediglich als Protagonist
der berühmten Lenz-Novelle Georg Büchners bekannt.
Blick
ins Buch...
Lenz wurde im russischen Livland geboren, war Autor in
Straßburg und Weimar, „schwermütiger“ Patient im Elsass und
Lehrer und Schriftsteller in Moskau. Stets auf der Suche nach
Anerkennung durch den kunstfeindlichen Vater, den Freund Goethe,
ein geniehungriges Publikum oder einen Fürsten und immer
verliebt in unerreichbare Frauen, war er als Autor erst gefeiert
und dann verstoßen. Er experimentierte mit neuartigen Konzepten
von Autorschaft, fragmentarischen Schreibweisen und offenen
Formen, die schon im 18. Jahrhundert auf die Moderne verwiesen.
Heute gilt Lenz als einer der innovativsten deutschsprachigen
Sturm-und-Drang-Schriftsteller, dessen Schreibweisen und Themen
anschlussfähig bis in die Gegenwart sind.
Das J.M.R.-Lenz-Handbuch, das 2017 im Wissenschaftsverlag De
Gruyter erschienen war, behandelt erstmals systematisch den
aktuellen Forschungsstand zu Leben und Werk, aber auch
thematische Aspekte wie Sexualität, Religion, Militär,
Selbstmord oder Geld. Neben der Forschungsgeschichte gibt das
Handbuch auch den verschiedenen Phasen der Lenz-Rezeption in den
unterschiedlichsten Medien Raum. Das auf dem Gebiet der
Lenz-Forschung ausgewiesene Herausgeberteam aus Julia Freytag,
Inge Stephan und Hans-Gerd Winter entwirft ein faszinierendes,
facettenreiches Bild von Autor und Werk, das die künftige
Beschäftigung mit Lenz maßgeblich bestimmen wird.
J.M.R.-Lenz-Handbuch
Julia Freytag, Hans-Gerd Winter, Inge Stephan
De Gruyter Reference
1. Auflage, 2017
gebunden, 758 Seiten
Größe: 17 x 4 x 24,4 cm
ISBN: 978-3110237603