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Der Schulbau ist permanent
reformierungsbedürftig, das hängt mit den sich wandelnden
Bedürfnissen und Anforderungen gegenüber Schülern und Lehrern
zusammen. Schulkinder sollen die bestmöglichen Grundlagen
erhalten, um für das Leben gewappnet zu sein. Dazu gehört auch
die bauliche Umsetzung neuester Standards. Der Band aus dem
Basler Schwabe Verlag ist sehr persönlich aufgezogen mit Widmung
und Klassenfoto. Im Vorwort von Autor Ernst Spycher wird gesagt,
dass zwei Basler Schulhausbauten der 1950er und 1960er Jahre
bestimmend bei der Zusammenstellung der vorliegenden Sammlung
waren.
Dabei standen sich zunächst zwei sehr gegensätzliche
Architekturauffassungen gegenüber. Zum einen ist das
Wasgenringschulhaus der Architekten Bruno und Fritz Haller
gemeint, zum anderen das Schulhaus an der Gundelfingerstraße der
Architekten Förderer, Otto und Zwimpfer. Diese beiden Bauten
waren bei der Ausarbeitung des Katalogs, der 73 Basler
Schulhausbauten umfasst, die Basis der Untersuchung. Zunächst
wurden die Grundrisse der vorgestellten Schulhausbauten
chronologisch in einen schweizerischen und dann in einen
internationalen Kontext eingeordnet. Danach folgte die
Ausarbeitung einer Grundrisstypologie von Schulhausbauten.
Hervorgegangen ist der Katalog aus der Dissertation Ernst
Spychers, die zwischen 2012 und 2017 an der Bauhaus-Universität
in Weimar, Professur für Denkmalpflege und Baugeschichte
entstand.
Entsprechend strukturiert ist der Band aufgebaut. Zunächst
werden untersuchte Zeitabschnitte vorgestellt und wie sich diese
gliedern. Darauf folgt der Stand der Forschung, wobei zu großen
Teilen Bezug auf Beiträge in Fachzeitschriften genommen wurde.
Das Thema Schulhausbau nimmt stetig zu, konstatiert Ernst
Spycher. Er blickt auf das gesamte Bildungswesen im Kontext zur
spezifisch schweizerischen Kantonstrennung. Die Kantone in der
Schweiz haben im Laufe der Zeit sehr unterschiedliche
Rechtsauffassungen erfahren, wobei Basel-Stadt der Region um die
Stadt herum nicht die gleichen Rechte einräumte wie sich selbst.
Sehr anschaulich ist die Nebeneinanderstellung der Grundrisse zu
den historischen Schulbauten, die wie anderswo einem streng
symmetrischen Aufbau folgen. Freiere Formen kamen erst mit
Beginn des 20. Jahrhunderts auf, indem sich großzügigere
Schulhöfe und Landschaftsgärten an die Schulbauten anschlossen.
Im zweiten Teil des Bandes werden Zonierungen innerhalb der
Gebäude sichtbar gemacht. Die Fotos, allesamt in s/w werden
großformatiger. Dahinter steckt wissenschaftliche Arbeit. Solche
Ansichten können aufschlussreich sein bei der Entwicklung
zukünftiger Bauten oder bei der Herleitung bestehender Bauten,
die für gewöhnlich nur von außen sichtbar sind. Insofern bietet
dieser Band eine einzigartige Innenschau in die Struktur und den
Aufbau von Schulhausbauten in Basel. Ein diskretes Buch, das so
manches Geheimnis alter Bestandsbauten offenbart. Zusätzlich
wurden einige Faltblätter eingefügt, die herausgenommen bis zu
einem Format A0 auseinandergefaltet werden. Die drei
Beilageblätter beinhalten die schematische Darstellung der
Raumausstattungen zu Basler Schulbauten. Wo Sekretariat,
Schulleitung, Lehrerzimmer und anderes mehr in den einzelnen
Gebäuden aufzufinden war.
Von elementarer Bedeutung ist hier die Entwicklung der
Volksschule zu verstehen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das
Schulwesen, bedingt durch die Einführung der allgemeinen
Schulpflicht, in vielen Ländern zu einer staatlichen
Angelegenheit. Der Schulhausbau als autonome, öffentliche
Bauaufgabe in den stark wachsenden Städten brachte moderne
Gebäudetypen hervor, die das Bild der Städte – mit regionalen
Unterschieden – bis in die Gegenwart prägen. Die
Schulhausarchitektur wurde elementarer Bestandteil der modernen
Stadtquartiere und beeinflusste öffentliche und private Bauten
wie in der Stadt und genauso so auf dem Land. An vielen Orten
stehen historische Schulhausbauten mittlerweile unter
Denkmalschutz.
Die Entwicklungen und Veränderungen des Bildungswesens, als
tragendes Element der Zivilgesellschaft, spielten in diesem
Zusammenhang eine herausragende Rolle. Die kontinuierliche
Adaptation existenter und neuer Schulhausbauten an die sich
wandelnden pädagogischen Bedingungen war fortlaufend ein
maßgeblicher Faktor der Schulbauplanung.
Die Basler Schulhausbauten haben seit Beginn der Volksschule im
Jahre 1880 zum wiederholten Male erhebliche Veränderungen
erfahren. So hatte beispielsweise das neue Schulgesetz von 1929
starke Folgen auf die Verwendung vorhandener Bauten und auf die
Planung neuer Bauten. Letztendlich sind auf Grundlage des 2010
beschlossenen Bildungsprojektes HarmoS moderne Raumstandards für
sämtliche Stufen in der Schule erarbeitet worden. Der wachsende
Raumbedarf hat eine umfassende Schulraumoffensive ausgelöst. Der
Blick zurück in die Geschichte der Schulhausbauten unterstützt
diese Ansichten, um das Entwicklungsgeschehen der Bauten
eindeutiger zu beleuchten.
Das Buch zeichnet die Geschichte der Schulhausbauten in
Basel-Stadt von 1845 bis 2015 anhand von Archivmaterialien.
Darunter finden sich viele historische Fotografien. Ein
besonderes Augenmerk wird auf die Bedeutung der Grundrissformen
gelegt. Der Aufbau einer schematischen Grundrisstypologie
gestattet es somit, die behandelten Bauten in einen
schweizerischen und zugleich in einen internationalen Kontext zu
stellen.
Bauten für die Bildung
Basler Schulbauten von 1845 bis 2015 im internationalen Kontext
von Ernst Spycher
Schwabe Verlag, Basel
1. Auflage, 2018
Gebundene Ausgabe: 451 Seiten
Größe: 21,5 x 4,4 x 27,2 cm
ISBN: 978-3796536182