|
|
|
Am 08. Februar vor der Verleihung des
"Plagiarius 2019" im Portalhaus der Messe Frankfurt |
Die meisten Fälschungen
gegen die sich der Preis auflehnt, kommen nach wie vor aus China.
Das war nicht anders zu erwarten. Doch schon an zweiter Stelle
der Fälschungen und Plagiate weltweit steht Deutschland. Im
eigenen Land finden sich viele Fälschungsbeispiele. Das ist
zweifellos moralisch verwerflich und einfallslos und führt zum
Stillstand in der Entwicklung. In China werden Plagiate oftmals
billig und unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen
hergestellt, zudem verursachen sie teils existenzgefährdende
Schäden bei innovativen Herstellern. Sie bergen nicht zu
unterschätzende Sicherheitsrisiken für die Käufer.
Lukrative Gewinne vor Augen, nehmen viele
Fälscher all dies billigend in Kauf. Die Täterstruktur reicht
vom ideenarmen Wettbewerber über rücksichtslose Händler bis hin
zur organisierten Kriminalität. Globalisierung, digitale
Kommunikation, das Internet und leichtgläubige (Online-)
Schnäppchenjäger begünstigen die explosionsartige Ausbreitung
von Produkt- und Markenpiraterie.
Die Verleihung des „Plagiarius 2019“ fand
am Freitag, 08. Februar 2019, um 12:30 Uhr während der
Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ im Portalhaus der Messe
Frankfurt im Raum „Transparenz“ statt. Die ‚Laudatio‘ auf die
Preisträger hielt Prof. Dr. Prof. h.c. Arndt Sinn, Direktor des
Zentrums für Europäische und Internationale Strafrechtsstudien
(Universität Osnabrück), Dozent und Publizist (u.a. Studie
„Wirtschaftsmacht Organisierte Kriminalität“).
Die Plagiarius-Preisträger 2018 und 2019
werden im Rahmen der Sonderschau „Plagiarius" vom 08. - 12.
Februar 2019 im Foyer 5.1 / 6.1 der Messe Frankfurt ausgestellt.
Ab 15. Februar 2019 werden die aktuellen Preisträger im Museum
Plagiarius in Solingen präsentiert.
Plagiarius: Gegen dreisten Ideenklau, für mehr Fairness und
Respekt
|
|
Auf dem Foto Prof. Arndt Sinn |
|
Der vom Designer Prof. Rido Busse ins Leben
gerufene Negativ-Preis „Plagiarius“ wurde am 08. Februar 2019
auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ zum 43. Mal
verliehen. Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e.V.
den gefürchteten Schmäh-Preis an Hersteller und Händler
besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Ziel ist, die
plumpen und skrupellosen Geschäftspraktiken von Produkt- und
Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und
Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu
sensibilisieren.
Gleichzeitig hebt der Verein die
Wichtigkeit und Wirksamkeit von gewerblichen Schutzrechten
hervor. Und er steigert bei Konsumenten die Wertschätzung für
kreative Leistungen, indem er ihnen vor Augen führt, dass die
Entwicklung eines Produktes von der ersten Idee bis zur
Marktreife viel Zeit, Geld, Know-how und Innovationskraft
kostet.
Dafür steht auch die Trophäe des
Negativ-Preises: Ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – Symbol
für die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich
auf Kosten von Kreativen und der Industrie erwirtschaften.
Die Auszeichnung mit dem „Plagiarius“ sagt
nichts darüber aus, ob ein nachgemachtes Produkt im juristischen
Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Die Aktion Plagiarius kann
kein Recht sprechen. Sie darf aber auf Unrecht aufmerksam
machen. Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger
auswählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren über ihre
Nominierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur
Stellungnahme. Neben fallbezogenen Informationen fließen diese
Reaktionen, sofern erfolgt, mit in die Bewertung ein. Der Jury
geht es nicht darum, legale Wettbewerbsprodukte, die optisch und
technisch eigenständig sind, zu brandmarken. Intention ist
vielmehr, plumpe 1:1 Nachahmungen, die dem Originalprodukt
absichtlich zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei
kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen, in den Fokus
zu rücken.
Erfreulicherweise haben bereits zahlreiche
Nachahmer aus Angst vor der Prämierung mit dem „Plagiarius“ eine
Einigung mit dem Originalhersteller gesucht und beispielsweise
Restbestände der Plagiate vom Markt genommen,
Unterlassungserklärungen unterschrieben oder Lieferanten
preisgegeben.
Plagiate und Fälschungen passieren nicht
„aus Versehen“. Die Nachahmer handeln vorsätzlich. Sowohl
mangels eigener Ideen, als auch aus Profitgier. Sie kopieren
ungeniert erfolgreich am Markt etablierte Produkte. Die
Erscheinungsformen reichen von Designplagiaten über
Technologieklau bis hin zu Markenfälschungen. Feilgeboten werden
die nachgemachten Waren in allen Preis- und
Qualitätsabstufungen: Von gefährlichen Billigfälschungen bis hin
zu qualitativ hochwertigen Plagiaten, die kaum günstiger oder
sogar teurer als das Originalprodukt sind. Die Folgen für die
Originalhersteller: Umsatzeinbußen, Verlust von Arbeitsplätzen,
unberechtigte Haftungsrisiken sowie mangelnde Erträge für
zukünftige Produktentwicklungen, und somit Fortschritt. Gerade
in Zeiten von Social Media und Influencer Marketing sind für
Markenhersteller ungerechtfertigte Reputationsschäden meist noch
gravierender als die finanziellen Schäden.
Enttäuschte Kunden wenden sich angesichts
der Vielzahl von Alternativ-Anbietern schneller denn je von der
Marke ab und beeinflussen quer über den Globus Freunde und
Follower mit ihren Erfahrungen, Meinungen und Empfehlungen.
Sicherheitsrisiken bei
Plagiaten hoch, aber nicht immer sichtbar
Original und Plagiat sind nur auf den
ersten Blick täuschend ähnlich. Gleiches Aussehen bedeutet
keineswegs zwangsläufig die gleiche Qualität, Leistungsfähigkeit
und vor allem Sicherheit. Dieser Illusion sollten sich
Verbraucher nicht blauäugig hingeben. Weder aus Unwissenheit,
noch aus fehlendem Unrechtsbewusstsein oder mangelnder
Wertschätzung für das Original und schon gar nicht auf der Jagd
nach dem vermeintlich besten Schnäppchen oder Statussymbol.
Märkte regeln sich über Angebot und Nachfrage. Somit liegt es in
der Verantwortung jedes Verbrauchers sich bewusst gegen Ramsch
mit Label von Kriminellen - und für die eigene Sicherheit - zu
entscheiden. Gerade beim Einkauf im Internet sollten Verbraucher
sehr genau hinsehen und nicht voreilig und kritiklos auf
„Kaufen“ klicken. Sie sollten sorgfältig die allgemeine
Seriosität des Anbieters sowie Impressum, Zahlungsbedingungen
(Achtung bei „nur Vorkasse“), Widerrufmöglichkeiten etc. prüfen.
Zoll bestätigt Zunahme von
gefälschten Waren, die Gefahrenpotential bergen
Allein 2017 haben die europäischen
Zollbehörden laut EU-Kommission an den EU-Außengrenzen mehr als
31 Millionen rechtsverletzende Produkte mit einem Gesamtwert von
über 580 Millionen Euro beschlagnahmt – und das ist nur die
Spitze des Eisbergs. Alarmierend ist die Tatsache, dass der
Anteil gefälschter, potenziell gefährlicher Waren zunimmt. Zoll
und auch Interpol haben in den letzten Jahren u.a. bereits
folgende Produkte aus dem Verkehr gezogenen: Verunreinigte
Parfums und Kosmetika, technische Produkte mit mangelhafter
Elektronik, gepanschte Lebensmittel, fehlerhaftes oder
schadstoffreiches Kinderspielzeug, falsch oder gar nicht
dosierte Medikamente uvm.
Der diesjährige Laudator, Prof. Dr. Prof.
h.c. Arndt Sinn, Direktor des Zentrums für Europäische und
Internationale Strafrechtsstudien an der Universität Osnabrück,
fasste in seiner Rede die negativen Auswirkungen wie folgt
zusammen: „Der illegale Handel mit gefälschten Produkten führt
zu schädlichen Auswirkungen auch auf die Volkswirtschaften:
Innovation und Einnahmen nehmen ab und das Steueraufkommen sowie
die Beschäftigungsquoten sinken. Werden die illegalen Gewinne
dann mittels Geldwäsche in den legalen Finanzkreislauf
eingeschleust, werden die legalen Märkte unterminiert, was
letztendlich von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist.“
Die Zoll-Statistiken zeigen eindeutig, dass
China nach wie vor mit großem Abstand das Hauptursprungsland
gefälschter Waren ist. Vor diesem Hintergrund thematisieren
Politiker aller Industrienationen bei jedem Treffen mit
chinesischen Regierungsvertretern die Probleme westlicher Firmen
in Bezug auf Produktpiraterie und unfaire Marktzugangsbarrieren.
Gleichzeitig aber verfolgt China seit Jahren mit Nachdruck und
mit Investitionen in Milliardenhöhe seinen ehrgeizigen
Zehnjahresplan „Made in China 2025“: Das Land will zu den
technologisch führenden Industrieländern aufschließen. Weg von
der verlängerten Werkbank des Westens hin zum ernsthaften
Mitbewerber auf den Weltmärkten. Diese Strategie Chinas
beinhaltet auch die gezielte Übernahme westlicher Unternehmen,
die zukunftsweisende Schlüsseltechnologien besetzen. Westliche
Regierungen und Firmen realisieren langsam die Gefahr, die für
die eigene Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten von
dieser Entwicklung ausgeht und fangen an gegenzusteuern. Ein
globales Problem mit vielen Profiteuren entlang der
Wertschöpfungskette Zoll-Statistiken berücksichtigen nur Waren,
die aus Drittländern in das jeweilige Gebiet (z.B. EU oder U.S.A.)
eingeführt werden sollten, sie erfassen keine Rechtsverletzungen
innerhalb dieser Region. Fakt ist aber, unlautere Nachahmungen
werden häufig auch in Industrieländern hergestellt, vertrieben
oder sogar von dort in Auftrag gegeben. Oftmals von ideenarmen
Mitbewerbern oder ehemaligen Produktions- bzw.
Vertriebspartnern. Sehr gezielt prüfen Mitbewerber die Existenz
von gewerblichen Schutzrechten. Sind keine eingetragen, werden
Anspruchsdenken und Skrupel über Bord geworfen und fremde
Design- und Techniklösungen als eigene Leistung ausgegeben. Das
belegen sowohl die Erfahrungen der Aktion Plagiarius als auch
des Branchenverbandes VDMA. Im aktuellen VDMAProduktpiraterie-
Bericht war China klar Ursprungsland Nr. 1 von Plagiaten.
Gleichwohl folgen zum wiederholten Mal Deutschland mit 19Prozent
auf Platz 2 und Italien mit 18Prozent auf Platz 3.
Plagiarius-Preisträger 2019
ab 15. Februar im Museum Plagiarius in Solingen
Das Museum Plagiarius zeigt in seiner
einzigartigen Ausstellung mehr als 350 Plagiarius- Preisträger
der unterschiedlichsten Branchen - jeweils Original und Plagiat
im direkten Vergleich. Außerdem dabei: Typische vom Zoll
beschlagnahmte Markenfälschungen. In Führungen werden spannende
Fakten und Details vermittelt. www.museum-plagiarius.de.
Innovation vs. Imitation | Seite 3 Die Preisträger des
Plagiarius-Wettbewerbs 2019: Die Jury traf sich am 12. Januar
2019 und vergab drei Hauptpreise, sechs gleichrangige
Auszeichnungen und einen Sonderpreis aus insgesamt 37
Einsendungen: