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Im Holzhochhaus Carl und den zwei flachen
Gebäuden nebenan sollen 73 Wohnungen, eine
Kindertagesstätte für rund 100 Kinder sowie eine
Bäckerei mit Café Platz finden. Visualisierung © Peter
W. Schmidt Architekten |
Holz gibt es im Schwarzwald reichlich: 14
Stockwerke hoch will die Baugenossenschaft Arlinger in Pforzheim
ein Hochhaus mit Namen Carl bauen - und das hauptsächlich aus
Holz. "Läuft der Bau erfolgreich, kann er dank seines
Modellcharakters ein Leuchtturm für die Holzbaubranche werden.
Gleichzeitig wird mithilfe dieses regionalen, nachwachsenden und
klimaschonenden Materials dringend benötigter Wohnraum
geschaffen", sagt der Generalsekretär der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU), Alexander Bonde, anlässlich der
Bewilligungsübergabe zum Projektstart.
Die Stiftung fördert das von Peter W. Schmidt Architekten
geplante Vorhaben mit 330.700 Euro. In dem insgesamt
dreiteiligen Bau - neben dem Hochhaus entstehen außerdem zwei
flache Gebäude - sollen Ende 2021 73 Wohnungen, eine
Kindertagesstätte für rund 100 Kinder sowie eine Bäckerei mit
Café Platz finden. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2020 geplant.
Lösungen bei Brandschutz und Statik sind
bundesweit übertragbar
"Konventionelles Bauen mit Stein, Stahl und Beton benötigt sehr
viele Ressourcen und Energie. Der Holzbau stellt dazu eine
ökologische Alternative dar, die wirtschaftlich konkurrenzfähig
werden soll", erläutert Sabine Djahanschah, DBU-Fachreferentin
für Architektur und Bauwesen. Doch bisher seien die
Bauvorschriften noch so, dass Hochhäuser aus Holz in der Regel
gar nicht oder nur mit vielen Ausnahmeregelungen genehmigt
werden. Das mache sie für Bauherren aufgrund zusätzlicher Kosten
unattraktiv. Arlinger-Vorstand Carsten von Zepelin: "An dieser
Stelle wollen wir mit Carl in eine neue Richtung weisen: Unsere
Konzepte sollen später auch von anderen genutzt werden können
und so den Holzbau insgesamt fördern." Bundesweit übertragbar
sollen vor allem technische Lösungen bezogen auf den Brandschutz
und die Statik werden. Als Beispiel könne die Ausbildung eines
Vorsprungs als Verlängerung der Geschossdecke genannt werden,
einer sogenannten Krempe. Die würde das Überspringen eines
Feuers an der Holzfassade von einem Stock zum anderen verhindern
und somit unter Einhalten aller Brandschutzvorschriften
bodentiefe Holzfenster und eine Holzfassade ermöglichen.
Vorgefertigte Module sollen einen schnelleren Bau
ermöglichen
"Fassade, Kern, Inneres: 'So viel Holz wie möglich' ist bei
diesem Bau die Devise. Doch da es sich um ein sogenanntes
Holz-Hybrid-Hochhaus handelt, kommen auch Stahl und Beton zum
Einsatz. So setzen wir beispielsweise bei dem Kern des
Treppenhauses aus Brandschutzgründen Beton ein", erklärt von
Zepelin. Insgesamt jedoch deutlich weniger als in
konventionellen Bauwerken, so dass einer der mittlerweile
knappsten Rohstoffe der Welt eingespart werden könne: Sand. Zwei
Drittel aller Bauwerke weltweit würden aus Stahlbeton bestehen,
dieser wiederum bestehe zu zwei Dritteln aus Sand. Zudem sollen
vorgefertigte Module einen schnelleren Bau ermöglichen. Die
Verwendung von Holz als Baumaterial liege gerade in Lagen wie
Pforzheim am Rande des Schwarzwaldes auf der Hand: In der Gegend
sei viel regionales Holz vorhanden, welches bisher beim Hausbau
selten verwendet werde.
Kohlenstoffdioxid-Emissionen einsparen
Von Zepelin: "Dabei sprechen die Vorteile für die nachwachsende
Ressource direkt vor unserer Haustür: Holz ist stabil, hat bei
wenig Eigengewicht eine hohe Tragkraft und steht Stahl damit in
nichts nach." Auch seine Ökobilanz sei gut. Berechnungen würden
ergeben, dass der geplante Neubau pro Lebenszyklus, also 50
Jahre, rund 2.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid-Emissionen weniger
verursache als ein konventioneller. Zudem wachse Holz nach und
sei vollständig recycelbar. "Carl hat das Potenzial, ein starkes
Signal für den Holzbau und zugleich das heimische Holz als
Material ins ganze Land zu senden. Das macht den Bau zu einem
geeigneten Leuchtturm, auch fernab der Küste", resümiert Bonde.
Die DBU fördere konzeptionelle Mehraufwendungen im Rahmen des
Projektes. Der Name CARL leitet sich von der Adresse
Carl-Hölzle-Straße ab, die den Mitbegründer der
Baugenossenschaft Carl Hölzle ehrt. Außerdem trage der Name die
ersten drei Buchstaben von ARLinger, dem Namen des Stadtteils
und der Baugenossenschaft in sich.