Wiederentdeckte Mosaiken in der Frankfurter Liebfrauenkirche

Foto (c) Kulturexpress, Meldung: Stadt Frankfurt am Main (pia)

 

Bruder Christophorus Goedereis, Kirchenrektor der Liebfrauenkirche und neben ihm, Bürgermeister Uwe Becker, am 19. Dezember vor dem Eingang zu den in Sanierung befindlichen Räumlichkeiten vom Innenhof aus.

 

 

Seit Juni 2017 wird die beliebte Frankfurter Innenstadtkirche, die Liebfrauenkirche, saniert. Im ersten Bauabschnitt war sie noch bedingt nutzbar. Seit Juli 2018, während des zweiten Bauabschnittes, ist die Kirche geschlossen. Bei diesen Sanierungsarbeiten wurden Mosaike des Frankfurter Künstlers Ludwig Becker gefunden. Die freigelegten Mosaike zeigen die 14 Kreuzwegstationen von Ost nach West in vier Feldern.
 

„Die Mosaike stammen aus der Zeit des Wiederaufbaus der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie sind zeitlos und symbolisieren den Kreuzweg auf eine Weise, dass jeder sich sein eigenes Bild machen kann“, sagte Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker. „Ich bin froh, dass sie erhalten geblieben sind. Für die Kirche sind sie von unschätzbarem Wert.“. Sie waren unter einer Tapete verborgen, als sie während der Sanierungsarbeiten wiederentdeckt wurden, wie Bruder Christophorus Goedereis am 19. Dezember erläuterte. Sie sollen im sanierten Zustand zum Mittelpunkt im Inneren der Liebfrauenkirche gehören.
 

 

 

wiederentdeckte Mosaiken

Die Mosaiken sind immer mittig über und unter den Fenstern, beziehungsweise den Durchgängen angeordnet und richten sich in der Art von Supraporten immer an der vorhandenen Architektur der Liebfrauenkirche aus.

Ludwig Becker hat in Frankfurt mindestens noch in drei weiteren Kirchen Kunstwerke geschaffen. Dazu gehören der Kreuzweg in der Heilig-Geist-Kirche im Stadtteil Riederwald, das Mosaik des heiligen Franziskus an der Kindertagesstätte der Gemeinde Sancta Familia in Ginnheim und das Sgraffito an der Kirche St. Albert im Dornbusch.
 

 

   

„Der Frankfurter Ludwig Becker war ein vielseitiger Künstler, dessen Kunst von seinem katholischen Glauben geprägt war. Bei seinen Werken überwiegt die religiöse Kunst und sie gehören heute zur Frankfurter Stadtgeschichte“, sagte Bürgermeister Uwe Becker.
 

Neben der Erneuerung der gesamten Elektrik stehen im Rahmen der Sanierung auch die Neugestaltung des Eingangsbereiches, der Taufkapelle und des Altarraumes an. Ebenso sind ein neues Lichtkonzept sowie eine Installation eines Glasdaches für das Dreikönigstympanon aus dem 15. Jahrhundert geplant. Die bisherigen Arbeiten sind vor ihrer Frist fertig geworden. Bereits abgeschlossen sind das Herstellen der Abhangdecke unter der Empore und die Malerarbeiten. Die Eröffnung soll Mitte 2019 stattfinden.

 

 

 

Auf dem Foto Amt für Bau und Immobilien (ABI) Architektin der Stadt Frankfurt, Christine Hammel

Im Hof der Stille werden während der Adventszeit 2000 brennende Kerzen am Tag aufgestellt, das sind mehr als sonst. Während der Sanierungsarbeiten am Kreuzrippengewölbe wurden außerdem alte Schlusssteine an der Decke wiederentdeckt, die vom Ruß und Schmutz unkenntlich überdeckt waren an diesem seit dem Mittelalter bedeutsamen Ort. Sie sind bauliches Zeugnis der Kulturgeschichte in Frankfurt. Uwe Becker erwähnte den Dotationsvertrag mit dem die Stadt Frankfurt seit seiner Säkularisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend die Verantwortung und Instandhaltung für zahlreiche der Kirchengebäude in der Stadt übernommen hat.

 

 

Architekt Stephan Kummer, die wiederentdeckte Stifterfigur unbekannter Herkunft in den Händen haltend

 
 

Diese „Dotationskirchen“ befinden sich im Eigentum der Stadt Frankfurt am Main. Bauherrin des Sanierungsprojektes ist somit die Stadt - in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden, dem Bistum Limburg, der Dompfarrei St. Bartholomäus, dem Kapuzinerkloster sowie der Deutschen Kapuzinerprovinz. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 1,8 Mio. Euro. Die Kosten für die Sanierung trägt die Stadt Frankfurt am Main. Auf den Kirchort Liebfrauen entfallen die Kosten für die Neugestaltung des Altarraums (Altar, Ambo, Kredenz, Sedilien) sowie für die „Einrichtungsgegenstände“ (Schriftenstände, Schaukästen, Infotafeln). Der Eigenanteil, der auf den Kirchort Liebfrauen zukommt, beläuft sich auf ca. 100.000 Euro. Diese Arbeiten werden erst mit dem gegenwärtig im bau befindlichen zweiten Bauabschnitt 2018/2019 umgesetzt. Dombaumeister Robert Sommer vom Hochbauamt leitet die Maßnahme. An den Arbeiten beteiligt sind die beiden Architekten, Stephan Kummer und Claus Giel.

 

Die Sanierung sieht vor:


Anstrich und leicht veränderte Farbgebung des Innenraums • Erneuerung der gesamten Elektrik (hierzu müssen sämtliche Wände aufgebohrt werden) • Neues Lichtkonzept • Neugestaltung des Altarraums (Altar, Ambo, Osterleuchter, Kredenz, Sedilien) • Absenkung der vorderen Hälfte des Hochchors (Altarbereich) um eine Stufe (Angleichung an das ursprüngliche Höhenniveau der Kirche) • Neugestaltung der Taufkapelle: Öffnung des historischen Eingangsportals zum Liebfrauenberg hin (nicht als ständiger Eingang, wohl aber für besondere Anlässe), Installation eines Glasdachs zur besseren Ausleuchtung des Dreikönigtympanons aus dem 16. Jahrhundert, Rückführung des historischen Taufbeckens • Neugestaltung von Schriftenständen, Schaukästen und Infotafeln • Verlegung des Andachtsraums mit der Statue des heiligen Antonius aus dem Mittelgang in die stillere Ecke Richtung Innenhof • Erneuerung des Beichtstuhls.

 

   

 

Siehe auch: Dotationskirchen in Frankfurt a/M werden saniert

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 22. Dezember 2018