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Lotte Laserstein
(1898-1993)
Selbstporträt im Atelier Friedrichsruher Straße, um 1927, Öl auf
Leinwand, 32 x 42 cm, Leihgabe aus Privatbesitz, Berlinische
Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und
Architektur
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Meine
Begeisterung für die Neue Sachlichkeit ist begrenzt. Doch immer
wieder sind es Neuentdeckungen, die den Blick auf das Werk
schärfen. Zu diesen zählt Lotte Laserstein unbedingt dazu,
obwohl die Vielfältigkeit ihrer Werke damit noch gar nicht
richtig zum Ausdruck gebracht wurde. Erste Berührung mit der
Kunst der Künstlerin erhielt ich durch den Neuerwerb des
Gemäldes "Russisches Mädchen mit Puderdose" (1928), das aus dem
schwedischen Besitz der Gemeinde Nybro durch Ankauf ins
Frankfurter Städel gekommen war. Das kleinformatige Bild war
schon in mehreren Ausstellungen vertreten und hat einen
gebührenden Platz im Städel-Museum gefunden, das mittlerweile
sogar über zwei Gemälde der Künstlerin verfügt.
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Lotte Laserstein,
Mongole, um 1927, Öl auf Holz, 27,1 x 21,8 cm, Privatbesitz und
"Russisches Mädchen", um 1928, Öl auf Holz, 32 × 23 cm, Sammlung
Linda Sutton und Roger Cooper, London
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Das zweite Städel-Bild
Lotte Lasersteins ist der "Junge mit Kasper-Puppe" (Wolfgang
Karger), 1933, Öl auf Holz, 46 x 38 cm. Bei weitem ist das
Städel nicht das erste und einzige Museum, das Werke der
Künstlerin erworben hat. Das Frankfurter Museum gehörte aber zu
den ersten, das den Kauf wagte. Wie Städeldirektor Dr. Philipp
Demandt während der gut besuchten Pressekonferenz am 18.
September erzählte, ist sein Bezug zur Künstlerin Lotte
Laserstein durch den Ankauf eines ihrer Hauptwerke an die
Nationalgalerie Berlin vorgeprägt gewesen. Schon 2010 sollte
während einer Kunst-Auktion bei Sotheby's ein Bild von ihr
ersteigert werden. Die Nationalgalerie bot über einen Vermittler
mit bei der Auktion. Es kam zu einem Duell zwischen zwei
Kontrahenten, einem sogenannten Bieterwettbewerb. Diesen gewann
die Nationalgalerie zwar, aber nur unter Einsatz erheblicher
finanzieller Mittel, die durch das Höchstgebot zur Verfügung
gestellt werden mussten. Wie dem auch sei, in Sachen Kunst
schien Dr. Philipp Demandt jedenfalls sehr selbstsicher und von
sich überzeugt zu sein. Was bedeuten schon einige Euro mehr oder
weniger für ein unbezahlbares Werk von Lotte Laserstein. Die
Preise für deren Werke insbesondere für die Jahre 1920 - 1950
sind mittlerweile stark gestiegen und erfahren gegenwärtig
weitere Wertsteigerungen, da internationale Museen angebissen
haben und dies für sammlungsrelevant halten, wenn ein Werk der
Künstlerin erworben werden kann.
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Lotte
Laserstein, Bildausschnitt vom oberen Rand des Bildes:
"Selbstportrait vor 'Abend über Potsdam', 1950, Öl auf Leinwand,
65x55cm, Privatbesitz
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Werke von Lotte Laserstein
besitzen nicht viele Museen, das heißt nicht, dass die
Künstlerin wenig produziert hätte, im Gegenteil Lotte Laserstein
hat viel produziert. Mit den Jahren waren das etwa 750 Bilder,
so dass noch einiges an Kunstwerken von ihr auf dem Kunstmarkt
zu erwarten sein dürfte, die wieder auftauchen. In ihrem Exil
und neuen Heimat in Schweden produzierte sie zudem viele neue
Bilder, so dass kein Mangel an Werken von ihr besteht. Zum einen
waren dies in den späteren Jahren überwiegend Blumenmotive und
natürlich die Portraits, womit sie sich ihren Unterhalt als
Kunstmalerin verdiente. Wo diese vielen Bilder geblieben sind,
ist schwer zu sagen. Meist in Privatbesitz tauchen immer wieder
Gemälde auf dem Kunstmarkt auf, um dort veräußert zu werden.
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Lotte Laserstein,
Abend über Potsdam (ein Hauptwerk der Künstlerin) 1930, Öl auf
Holz, 111 x 205,7 cm, Nationalgalerie – Staatliche Museen zu
Berlin |
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In Schweden nahm Lotte
Laserstein andere Gewohnheiten des Malens an, welche durch die
Anforderungen der Exilsituation und durch neue Lebensumstände in
Schweden eine andere Herangehensweise erforderten. Es wäre
jedoch schade, die Künstlerin allein als ein Produkt des
Kunstmarktes zu verstehen, denn Lotte Laserstein übt durchaus
malerische Faszination aus. Einmal weil sie eine Frau ist, die
schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine akademische Ausbildung
als Künstlerin besaß, was zu dieser Zeit durchaus noch unüblich
gewesen ist. Zum anderen, weil Neue Sachlichkeit ein Stil ist,
der unverständlicher Weise während des Dritten Reichs verboten
war, obwohl diese Kunstrichtung ausschließlich durch
realistische Ansichten auf sich aufmerksam machte. Zudem
verfügte Lotte Laserstein über eine konservativ geschulte
Ausbildung, die sich an Malern und Malerschulen des 19.
Jahrhunderts orientierte. Dazu zählte etwa Wilhelm Leibl. Sie
war stark beeinflusst durch ihren Berliner Akademielehrer Erich
Wolfsfeld. Zeitlebens wich sie auch nicht mehr davon ab, obwohl
längst moderne Stile aktuell geworden waren. Prägend für die
Ausstellung im Städel sind wohl ihre Berliner Jahre, die sich
durch Dynamik und Beweglichkeit noch am meisten von den späteren
Jahren unterscheiden. Die Künstlerin hatte im Berlin der
Weimarer Republik erste Bekanntheit erreicht. Eines ihrer
Hauptwerke "Abend über Potsdam" entstand 1930 und hing bis zum
Schluss in ihrem Atelier in Schweden als Erinnerung an Freunde
und deren Berliner Jahre.
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Lotte Laserstein,
Russisches Mädchen mit Puderdose, 1928, Öl auf Holz, 31,7 x 40
cm, Städel Museum, Frankfurt am Main
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vorne
v.l.n.r.: Elena Schroll, Alexander Eiling und Dr.
Philipp Demandt während der Pressekonferenz zur
Ausstellung "Lotte Laserstein. Von Angesicht zu
Angesicht" am 18. September 2018 im Metzler-Saal. |
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Neben Portraits werden eine Reihe an Aktbildern und
Gruppenbildnisse ausgestellt, die über größere Formate verfügen
als die meisten Portraits, dennoch bleibt ein Sinnzusammenhang
zwischen Gemälden und Ausstellungsüberschrift bestehen. Denn um
das Werk Lotte Laserstein zu verstehen, müssen auch die
größerformatigen Bildwerke notwendiger Bestandteil der
Ausstellung sein, welche die Künstlerin näher hin zur Akt- und
Bildnismalerei der Neuen Sachlichkeit rücken und zugleich die
Eigenständigkeit ihres Realismus hervorheben.
Zur Ausstellung ist ein schöner Katalog bei Prestel aus München
erschienen. Der gebundene Pappband umfasst 192 Seiten.
Herausgeber sind die beiden Kuratoren der Ausstellung, Elena
Schroll und Alexander Eiling, Sammlungsleiter für die Kunst der
Moderne am Städel. Ganzseitige Abbildungen und weitere
kleinformatige Beispiele in Farbe füllen den Katalog, der zudem
mit Textbeiträgen von unterschiedlichen Autoren zusammengestellt
wurde. Von "Konservative Moderne" bis "Ein neues Leben in der
Emigration. Die schwedischen Jahre" von Maureen Ogrocki,
zeichnet der Katalog ein ganzes Künstlerleben nach. Eine der
Autorinnen darin ist Anna-Carola Krausse, die das
Werkverzeichnis zum Oeuvre Lotte Lasersteins erstellt hat. Im
Anschluss an das Städel-Museum wird die Ausstellung in der
Berlinischen Galerie zu sehen sein.
Eine Ausstellungsrezension von Kulturexpress
Lotte Laserstein
Von Angesicht zu Angesicht
Hrsg. Elena Schroll u. Alexander Eiling
Gebundene Ausgabe, Pappband, 192 Seiten
Prestel Verlag, September 2018
Größe: 28,7 x 21,9 x 2,5 cm
ISBN: 978-3791358031
www.prestel.de
Ausstellung im Städel Museum, Frankfurt, vom 19. September 2018
- 17. März 2019
Website des Städel Museums
Ausstellung in der Berlinischen Galerie vom 5. April - 12.
August 2019
Website der Berlinischen Galerie
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