Barrierefreies- oder
hindernisfreies Wohnen ist ganz allgemein ein großes
gesellschaftliches Anliegen, wobei es gilt, dies auch
tatsächlich in die Wirklichkeit umzusetzen. Umgangssprachlich
ist mit barrierefreies auch hindernisfreies Bauen gemeint. Wobei
eine weitere Abstufung zwischen hindernisfrei und
behindertengerecht stattfindet. Viele verwenden diese Begriffe oft in einem Atemzug. Obwohl zahlreiche
Gemeinsamkeiten bestehen, sind auch Unterschiede vorhanden.
Was barrierefrei
bedeutet, beantwortet für Deutschland Teil 1 und 2 der DIN 18040.
Der vorliegende Band befasst sich
ausschließlich mit hindernisfreiem Bauen in der Schweiz.
Anstrengung genug wer die verwinkelte Bauweise der Altstädte
kennt, von denen noch viele und zahlreich vorhanden sind.
Dennoch sind weitergehende Überlegungen auf diesem Gebiet
unabdingbar geworden, um eine gerechte, zeitgemäß ausgeglichene
Wohnumgebung zu erschaffen, die jeweils auf den Einzelbedarf
zugeschnitten ist.
Als barrierefrei wird eine Wohnung bezeichnet, in der die Türen
mindestens 80 Zentimeter breit sind. Zudem sollte bei
barrierefreiem Bauen ein Zugang zur Garage möglich sein. Genauso
sind Stellplätze für Fahrzeuge wesentlich größer als
herkömmliche Pkw-Stellplätze. Weiterhin müssen die Wege zu den
Mülltonnen so angeordnet sein, dass Müll auch bei ungünstiger
Witterung entsorgt werden kann. Behindertengerechtes Bauen
schließt Merkmale wie Schwellenfreiheit zu Terrassen und
Balkonen sowie ebenerdige Duschen samt Bodenablauf ein. Die
Bewegungsmöglichkeiten dürfen in einem Wohnobjekt, das
behindertengerecht ausgestattet ist, keinesfalls eingeschränkt
sein. Außerdem sind Haltegriffe am WC und am Waschbecken
wichtige Ausstattungsmerkmale einer behindertengerechten
Wohnung.
Ein deutlicher Unterschied zwischen den Begriffen besteht darin,
dass eine barrierefreie Wohnung nicht zwangsläufig für Menschen
mit einer Behinderung wie einer Gehbehinderung gedacht ist.
Auch wenn die Räumlichkeiten in barrierefreien und
behindertengerechten Immobilien großzügig eingerichtet sind und
mindestens dem Wendekreis eines Rollstuhls entsprechen sollten,
ist die Türenbreite ein Ausstattungsmerkmal, das sich für
Rollstuhlfahrer in einer barrierefreien Wohnung oder dem
barrierefreien Haus als problematisch erweisen kann.
Die Publikation "Zukunftsweisend umbauen.
Hindernisfrei wohnen" stellt 15 unterschiedliche
Umbauprojekte aus der ganzen Schweiz vor, die im Rahmen einer
Sanierung für hindernisfreies
Wohnen umgesetzt wurden. Reich illustriert mit Bildern, Plänen
und Erläuterungsskizzen, zeigt die Publikation am Beispiel der
Umbauten auf, welche Lösungen sich in der Praxis bieten. Nicht
alle Bauten bringen aber die gleichen Voraussetzungen zur
Umsetzung mit. Da die Nachfrage an hindernisfreiem Wohnraum
stetig steigt, können Neubauten allein den Bedarf nicht decken.
Zukunftsweisend umbauen bietet mit einer detailreichen
Präsentation von Umbauten unterschiedlichster Mehrfamilienhäuser
eine praxisbasierte Orientierungshilfe.
Neben Umbauprojekten, deren Analysen und Quervergleiche, bietet
das Buch konkrete Hinweise und Lösungsvorschläge für den Umgang
mit Schlüsselstellen der Hindernis- oder Barrierefreiheit, was
anhand von Plänen und Erläuterungsskizzen aufgezeigt und
besprochen wurde. Die Publikation dient dabei als
Orientierungshilfe für Planer und Beraterinnen, ist Referenz für
die lmmobilienbranche, für Entscheidungsträger und
Eigentümerinnen zugleich.
Am Anfang zu den 15 Umbauprojekten steht ein Diagramm bei dem je
nach Projekt Eigenschaften aufgezählt werden, ob das Bauprojekt
etwa über eine Rampe verfügt oder einen Aufzug hat und weitere
bauliche Vorzüge werden aufgezählt.
Zu den Projekten zählen:
Haus Trepp,
Neudorfstraße, Thusis 1845/ 2010 - Historischer Glanz und
hindernisfreie Erschließung
Handschin Haus, Hauptstraße Rickernbach, 1871/ 2009 - Wie
Engagement und eine intelligente Lösung für altersgerechtes
Wohnen
Daheim Leuzigen, Dorftraße, Leuzigen, 1875/ 2013 - Neue
innere Struktur ermöglicht weitgehende Hindernisfreiheit
Rue des Baiches, Porrentruy, 1890/ 2011 - Zeitgemäßer
Wohnraum im Herzen der Altstadt
Lichtstraße,
Kraftstraße/ Lichtstraße, Basel, 1902/ 2015 - Großzügige
Erschließung bringt Mehrwert für alle Bewohnerinnen und
Bewohner
Palazzo Urbano,
Piazza Giovanni Pedrazzini, Locarno, 1915/ 2015 -
Wohnsiedlung Zurlinden,
Fritschistraße, Zürich, 1919/ 2008 -
Tscharnerstraße,
Bern, 1921/ 2014 -
Pro lnfirmis
ist als größte Schweizer Fachorganisation für
Menschen mit Behinderung das Kompetenzzentrum für Fragen rund um
Behinderung. Sie steht für eine inklusive Gesellschaft ein, in
der die Vielfalt der Menschen als Stärke anerkannt wird. Pro
lnfirmis berät, begleitet und unterstützt Menschen mit
Behinderung und ihre Angehörigen- auch zum Thema hindernisfreies
Bauen. Das Institut Architektur der Fachhochschule
Nordwestschweiz FHNW legt den Schwerpunkt ihrer
anwendungsorientierten Forschung auf die Themen Haus und
Siedlung. In seinen Studiengängen widmet die sich Forschung vor
allem auch gestalterischen und kulturellen Fragestellungen.
Pro Infirmis,
Institut Architektur der Fachhochschule Nordwestschweiz (Hg.)
Zukunftsweisend umbauen. Hindernisfrei wohnen
gebunden, 224 Seiten, 180 meist farbige Abbildungen
Größe: 22 x 29,5 cm
Christoph Merian Verlag, 2017
ISBN 978-3-85616-842-1