|
|
|
Eingang zur
Frankfurter Zeil an der Hauptwache im Februar 2018 |
Die Frankfurter Zeil hat den Spitzenplatz unter
den frequenzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands verteidigt
und damit nach 2012 und 2017 den dritten Gesamtsieg eingefahren.
Mit 14.390 gezählten Besuchern pro Stunde zwischen den zentralen
Plätzen Hauptwache und Konstablerwache setzte sich die
Frankfurter Konsummeile mit knappem Vorsprung an die
Tabellenspitze. Im vergangenen Jahr hatte sie mit 14.875
Passanten noch 555 Passanten vor der Münchner Kaufingerstraße
gelegen. Auch diese büßte leicht von 14.320 auf 14.155 Passanten
ein und musste erneut mit der Silbermedaille Vorlieb nehmen. Mit
deutlichem Abstand und insgesamt 13.455 Passanten je Stunde
folgt mit der Neuhauser Straße eine weitere Münchner Lage.
Insgesamt ist die Zahl der gemessenen Passanten in diesem Jahr
leicht zurückgegangen - von 722.780 auf 718.880. Das liegt rund
1 Prozent unter dem 5-Jahres-Schnitt von rund 713.700 Menschen.
Dominierte München das vergangene Jahr, indem es mit der
Weinstraße erstmals eine dritte Lage in den Top Ten platzierte
und damit einen neuen Rekord aufstellte, herrscht in diesem Jahr
wieder mehr Vielfalt und drei Mal Paarbildung unter den zehn
beliebtesten Einkaufsstraßen der Republik: Hinter dem
Spitzentrio folgt der ehemalige Seriensieger, die Kölner
Schildergasse mit 13.040 Passanten - ein leichter Rückgang nach
13.505 im Jahr 2017. Dahinter reiht sich Hannovers Georgstraße
(10.985) ein, ehe Dortmunds Westenhellweg (10.180) auf Platz 6
folgt, nachdem es im vergangenen Jahr nur zum 9. Rang gereicht
hatte. Etwas durchgereicht findet sich derweil Düsseldorfs
Flinger Straße nach Platz 3 im vergangenen Jahr nun auf dem 7.
Rang mit 9.670 Passanten wieder. Mit 9.435 Passanten nur knapp
dahinter reiht sich mit der Hohen Straße die zweite Kölner
Toplage ein, ehe Stuttgarts Königstraße (9.145) und die
Düsseldorfer Schadowstraße (9.130) die Top Ten komplettieren.
Dickes Plus: Kölner Hohe Straße und Stuttgarts
Königsstraße verbessern sich deutlich
Zu den eindeutigen Gewinnern auf Jahressicht gehören die drei
letztgenannten: Die Kölner Hohe Straße legte um 1.655 Passanten
zu, die Stuttgarter Königstraße erhöhte ihren Wert um 1.690 und
die Schadowstraße verbesserte sich um immerhin 665, nachdem sie
im vergangenen Jahr doch einen nicht unerheblichen
Frequenzrückgang zu verzeichnen hatte.
Die größten Sprünge im Mittelfeld machten derweil die Bremer
Oberstraße (8.110) von Platz 27 im Vorjahr auf nun 14, der
Berliner Alexanderplatz (7.145) von 56 auf 19 sowie Essens
Limbecker Straße (6.970) von Rang 47 auf 21. Überraschend bergab
ging es dafür auf Bremens Sögestraße, die nach 8.415 Passanten
im Vorjahr, diesmal mit 5.020 nur noch auf Rang 53 nach 11 im
Jahr 2017 kommt.
Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany, zur Situation
der Einkaufsstraßen: "Die Gesamtzahlen bewegen sich absolut im
Rahmen jährlicher Schwankungen, was belegt, dass das lange
prognostizierte Aussterben der Innenstädte zumindest in den
Groß- und Mittelstädten ausbleibt. Das liegt u.a. daran, dass
viele Händler die Zeichen der Zeit erkannt haben.
Omni-Channel-Strategien bieten ihnen die Option, auf kleinerer
Fläche exklusiver und am Kauferlebnis orientiert anzubieten. Wie
die JLL-Verfügbarkeitsquote für den Einzelhandel zeigt, schafft
das neue Freiräume für kleinere und innovative Konzepte, die
lange unter der Dominanz der Filialisten litten. Diese neue
Vielfalt macht die Einkaufsstraßen wieder bunter und
attraktiver, was von den Menschen gerne angenommen wird. Doch
auch wenn die Straßen bevölkert sind, sagt das noch nichts
darüber aus, wann und wofür die Menschen ihr Geld ausgeben. Hier
stehen mittlerweile Einzelhandel und Gastronomie in einem
Konkurrenzverhältnis."
Ranking nach Einwohnerzahlen: Wiesbaden, Trier
und Bamberg auf den Spitzenplätzen
Die Wiesbadener Kirchgasse (7.040) ist diesmal die bestbesuchte
Einkaufsmeile in der Kategorie 250.000 bis 500.000 Einwohner und
kommt damit bundesweit auf Platz 20. Es folgen die Bielefelder
Bahnhofstraße, die von mehr als 8.000 auf 6.870 Passanten
einbüßte und so bundesweit auf Rang 25 steht sowie die
Münsteraner Ludgeristraße (6.745; 26.). Die Augsburger
Annastraße (6.565; 27.) und die Kaiserstraße in Karlsruhe
(6.560; 28.) vervollständigen die fünf Top-Lagen dieser
Kategorie.
Bei den mittelgroßen Städten mit 100.000 bis 250.000 Einwohnern
ist die Trierer Simeonstraße (6.960; 22.) das Maß der Dinge. Auf
den Rängen zwei und drei folgen die Obere Königstraße in Kassel
(6.400; 30.) und die Aachener Adalbertstraße mit 6.295 Passanten
auf Rang 32, wobei Aachen nach Zahlen des Statistischen
Landesamtes mit 244.951 nur knapp in diese Kategorie fällt. Zu
den Top 5 in dieser Einwohnerkategorie gehören zudem die
Freiburger Kaiser-Joseph-Straße (6.160; 35.) und die Weender
Straße in der Universitätsstadt Göttingen (5.910; 37.).
In der Kategorie unter 100.000 Einwohnern trumpft der Grüne
Markt in Bamberg (5.155; 52.) auf. Dahinter folgt der Gießener
Seltersweg (4.470; 63.) Platz drei geht an die Aschaffenburger
Herstallstraße (3.505; 86.). Die Fackelstraße in Kaiserslautern
(3.425; 88.) und die Passaus Ludwigstraße/Theresienstraße
(3.375; 93.) machen die Top 5 der Kategorie komplett.
Deutsche Luxusmeilen: Stiftstraße verdrängt
jahrelangen Primus Königsallee von der Spitze
Bei den deutschen Luxusmeilen hat die Stuttgarter Stiftstraße,
wie im vergangenen Jahr von JLL prognostiziert, deutlich
zugelegt und so der Düsseldorfer Königsallee erstmals den Rang
abgelaufen. Der Grund für den Zuwachs auf 6.330 Passanten, was
doppelt so viel wie der Fünf-Jahres-Schnitt von 3.143 ist: Die
Stiftstraße dient auch als Verbindung zwischen Königstraße und
dem neuen Dorotheenquartier, wird vor allem von kaufkräftiger
Kundschaft genutzt, und hat die Passantenströme in Stuttgart
verändert, so ist die Königsstraße in Richtung des
Shopping-Centers Gerber nun deutlich konsumiger geprägt.
Bundesweit kommt die Stiftstraße damit auf einen beachtlichen
31. Platz. Im Luxussegment reiht sich die konstante Königsallee
(4.855) auf dem zweiten Platz ein. Dahinter folgen Münchens
Maximilianstraße (2.690), die Frankfurter Goethestraße (1.815)
und Der Neue Wall in Hamburg mit 1.685 Passanten.
Hochfrequenzlagen je Stadt: München baut seine
Phalanx auf sechs Straßen aus
Mit räumlicher Nähe befeuern sich Hochfrequenzlagen gegenseitig.
Das zeigt sich erneut in München, das die höchste Dichte an
Hochfrequenzlagen mit jeweils mehr als 5.000 Passanten/Stunde
vorweisen kann. In der bayrischen Landeshauptstadt sind dies in
der Reihenfolge ihrer Frequenzstärke die Lagen Kaufingerstraße,
Neuhauser Straße, Weinstraße, Tal, Sendlinger Straße und in
diesem Jahr auch erstmals die Residenzstraße. Dahinter hat sich
die kompakte Innenstadt in Hannover etabliert: In Niedersachsens
Großstadt sind die Georgstraße, die Bahnhofstraße,
Karmarschstraße und die Große Packhofstraße Magnet für Tausende
Passanten in der Stunde. In Berlin erreichen nur die Lagen
Tauentzienstraße, Alexanderplatz und Kurfürstendamm dieses
Niveau, während die Friedrichstraße dieses Jahr leicht unter den
5.000-Passanten-Grenzwert gefallen ist. Allerdings liegen
Berlins Konsumlagen über das gesamte Gebiet der Millionenstadt
verstreut, so dass es keine Synergieeffekte wie in München und
Hannover geben kann.
Bei den Bundesländern gibt das bevölkerungsstarke
Nordrhein-Westfalen die Richtung vor: Insgesamt 12
Einkaufsstraßen erzielen dort mit ihrer jeweiligen Spitzenlage
Frequenzen oberhalb von 5.000 Passanten/Stunde. In NRW insgesamt
wurden 196.065 Passanten je Stunde gezählt.
Fußgängerzonen bieten mehr Freiraum für
Passantenströme
Inwieweit sich die Zahl der Passanten in Fußgängerzonen von
denen in Fahrstraßen unterscheidet, hat JLL ebenfalls ermittelt.
Beobachtet wurden dafür in diesem Jahr insgesamt 132
Fußgängerzonen sowie 38 Fahrstraßen. Wie erwartet weisen die
Fußgängerzonen eine deutlich höhere Frequenz auf. Im
Durchschnitt liegen diese bei knapp 4.350 Passanten je Stunde.
In den Fahrstraßen ermittelt JLL dagegen nur durchschnittlich
3.360 Passanten je Stunde.
Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, zur Methodik
und Datenqualität der Erhebung: "Auch in diesem Jahr haben wir
auf Handzählung an neuralgischen Punkten der Einkaufslagen
gesetzt. Natürlich prüfen auch wir, welche technischen
Möglichkeiten sich für diese Zählung bieten und sind auch
diesmal zu der Erkenntnis gekommen, dass dies in der
Gesamtbetrachtung die sinnvollste Methode ist. Zum einen ist sie
unabhängiger, da wir nicht von der Zustimmung der
Gebäudeeigentümer abhängig sind, dort Zähler montieren zu
dürfen, zum anderen wird so der Datenschutz und die
Anonymisierung der Passanten gewahrt.
Die von uns durchgeführte Passantenfrequenz-Zählung ist und
bleibt eine Momentaufnahme. Ziel der Erhebung ist der
bundesweite Vergleich der Spitzenfrequenzen. Zudem soll deren
Entwicklung im Laufe der Jahre abgebildet und ein sich
abzeichnender Trend festgehalten werden. Im Vergleich mit dem
Durchschnittswert der 5- bzw. 10-Jahres-Zeitreihen lassen sich
interessante Rückschlüsse auf die mittel- und langfristige
Entwicklung der Lagen ziehen. Messungen anderen Marktteilnehmer
- teils mit anderen Technik und deutlich weniger Messpunkten -
weisen ebenso Schwankungen im Jahresvergleich auf, was
unterstreicht, wie wichtig die Langzeitbetrachtung und der
Vergleich mit mittel- und langfristigen Durchschnittswerten
ist."