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Holz als Rohstoff, links unbehandelt, rechts torrefiziert; Foto:
Fraunhofer IGB |
Industriestandorte liegen meist weit entfernt von
großen Wäldern. Weil Holz sehr feucht ist, gestalten sich
Transporte schwierig – deshalb wird Holz bislang nur begrenzt
als industrieller Rohstoff genutzt. Das wird sich durch ein
neues Dampftrocknungs-Verfahren von Fraunhofer bald ändern. Die
Life Forestry Switzerland AG sieht enormes Potenzial für
nachhaltige Produkte und Produktionswege.
„Gelingt es uns, Holz industriell so zu nutzen, wie es sich
gerade abzeichnet, dann haben wir gute Chancen, auch Erdöl und
Erdgas damit zu ersetzen“, erklärt Lambert Liesenberg,
Geschäftsführer der Life Forestry Switzerland AG. „Die
Herausforderung besteht allerdings darin, die Biomasse so zu
behandeln, dass am Ende nachhaltige Produkte und Produktionswege
herauskommen.“ Bislang zerkleinert die holzverarbeitende
Industrie minderwertige Hölzer und Reste zu Hackschnitzeln,
einem wichtigen Rohstoff, der von Heizkraftwerken und
Hackschnitzelheizungen als Brennstoff eingesetzt wird.
Allerdings verursacht der hohe Wassergehalt der frischen
Hackschnitzel ein hohes Transportgewicht. Und schützt man sie
nicht vor Regen, verrotten sie schnell.
Hackschnitzel werden jetzt transport- und
lagerfähig
Über das EU-Projekt SteamBio gelingt es, ein Verfahren zu
entwickeln, das den spezifischen Heizwert deutlich erhöht, das
Gewicht erheblich reduziert und dazu auch noch ermöglicht, das
Material zu hochreaktivem Pulver zu vermahlen. „Statt die
Biomasse gehäckselt zu transportieren, torrefizieren wir sie“,
erläutert Siegfried Egner, Abteilungsleiter am
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik
IGB und Koordinator des Projekts SteamBio. Torrefizieren heißt:
„Wir erhitzen die Biomasse in einer Dampfatmosphäre ohne
Sauerstoff. Von ihren drei Hauptbestandteilen – Cellulose,
Lignin und Hemicellulose – treiben wir auf diese Weise einen
komplett aus, und zwar die Hemicellulose.“
So werden bislang undenkbare Einsatzbereiche möglich: Die
getrockneten Hackschnitzel lassen sich zu Pellets pressen oder
weiter zu Staub vermahlen. „Dieser Biomassestaub hat wegen
seiner großen Oberfläche eine höhere Reaktivität als andere
Materialien“, erklärt Liesenberg. „So kann er mit
Steinkohlestaub vermischt für die Feuerung von Kohlekraftwerken
eingesetzt werden – oder die Kohle sogar ersetzen.“ Auch die
flüssigen Substanzen lassen sich nutzen, die bei der
Torrefizierung entstehen. „Aus ihnen lassen sich Chemikalien
gewinnen, die man bisher nur aus Erdöl oder Erdgas bekam.“ Das
Beste: Diese Chemikalien werfen so viel Gewinn ab, dass sie den
ganzen Torrefizierungsprozess finanzieren.
Life Forestry setzt auf Holz
Dies zeigt einmal mehr die große Bedeutung der nachwachsenden
Energiequelle Holz, folgerte Liesenberg. Der Rohstoff Holz wird
niemals „aus der Mode kommen“, im Gegenteil. Er spielt eine
immer größere Rolle selbst in globalen Forschungsprojekten.