Hessischer Staatspreis für Kunsthandwerk 2018

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v.l.n.r.: Hubert Steffe, Preisträger aus dem Vorjahr, Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, Martina Sigmund-Servetti (Förderpreis), Martin Schlotz (3. Preis), Alena Willroth (2. Preis), Christoph Weißhaar (1. Preis), Dr. Anja Eichler (Jurymitglied), Stefan Majer, Stadtrat der Stadt Frankfurt, Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt,

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Die feierliche Verleihung des Staatspreises wurde am Samstag Vormittag, 30. Juni 2018 in der gläsernen Galerie, erbaut von dem Architekten O.M. Ungers, zwischen Halle 8 und 9 überreicht. Zahlreiche Gäste waren aus diesem Anlass erschienen. Preisträgern und Rednern wurde Beifall gezollt. Mit der Rede des amtierenden Hessischen Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, Tarek Al-Wazir wurde die Konsumgütermesse Tendence offiziell eröffnet.

Kunsthandwerk nimmt auf der Tendence eine hohen Stellenwert ein. Schon die frühere Herbstmesse wurde genutzt, um neue Waren wie Keramik, Gewebtes oder Geschmiedetes zu präsentieren. Die Geschichte der Tendence ist seit jeher eng verwoben mit dem Kunsthandwerk. Ein Grund, warum 1951, als der damalige Hessische Ministerpräsident Georg August Zinn den Staatspreis ins Leben rief, die Wahl auf die internationale Konsumgütermesse fiel.

Dort wurden heute zum 68. Mal die Preisträger für ihr kunsthandwerkliches Schaffen ausgezeichnet. Insgesamt ist der Preis mit 8.500 Euro dotiert. Der erste Preis ging an Christoph Weißhaar für seine Metallarbeiten. Der zweite Preis ehrte die Designerin Alena Willroth für ihre Schmuckarbeiten. Mit dem dritten Preis wurde der Keramiker Martin Schlotz ausgezeichnet. Außerdem wurde wie in den Vorjahren ein Förderpreis verliehen. Diesmal ging er an Martina Sigmund-Servetti für ihre Porzellanobjekte.

Galleria zwischen Halle 8 und 9

 

Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, dankte der fünfköpfigen Jury für ihre Arbeit und wies darauf hin, dass die prämierten Produkte der Staatspreisträger ab in der Ausstellung FORM 2018 – Form aus Handwerk und Industrie in Halle 9.0 auf der Tendence gezeigt werden. Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung überreichte anschließend die Preise.

Zur Jury zählten in diesem Jahr Dr. Anja Eichler, Museumsleiterin Städtische Sammlung Wetzlar, die Galeristin Rosemarie Jäger, der Dekan des Fachbereichs Design an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, Prof. Dr. Markus Holzbach sowie Wiebke Lang, Chefredakteurin des Magazins Designreport. Außerdem nimmt traditionell ein Staatspreisträger aus dem Vorjahr als Jurymitglied teil. In diesem Jahr war das Hubert Steffe, der 2017 mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde.
 

 

1. Preis: Christoph Weißhaar
Die Jury zeichnete den gelernten Silberschmied aus Nürnberg mit dem ersten Preis aus, der mit 3.500 Euro dotiert ist. Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg hat Weißhaar dort einen Lehrauftrag und betreibt eine eigene Werkstatt. Die Jury überzeugte der Metallkünstler mit der hohen kunsthandwerklichen Fertigkeit, mit der seine Objekte ausgeführt sind. In ihrer Begründung lobte sie die Einbindung von Teilen aus dem Fahrzeugbau von Traktoren in sein Werk sowie die simple Form bei gleichzeitiger Verwendung von edlem Metall, wie beispielsweise bei den von ihm gefertigten Löffeln.

 

 

Auf dem Foto Alena Willroth

 

2. Preis: Alena Willroth
Der zweite Preis, der mit 2.500 Euro dotiert ist, ging an Alena Willroth für ihre außergewöhnlichen, filigranen Schmuckarbeiten aus Plastikfolie. Die gebürtige Tschechin und Wahl-Berlinerin Willroth hat Modedesign studiert, bevor sie 2013 ihr eigenes Schmucklabel Slast gründete. Die Jury begeisterte an ihren Arbeiten nicht nur der Upcycling-Aspekt, also, dass aus einem so einfachen Material wie Plastikfolie einzigartige und farbenfrohe Schmuckstücke entstehen. Es waren insbesondere die virtuose Verknüpfung von historischen mit digital anmutenden Einflüssen sowie der enorme handwerkliche Aufwand, die die Jury überzeugten.

3. Preis: Martin Schlotz
Für seine herausragenden Keramikarbeiten ging der mit 2.000 Euro dotierte dritte Preis an Martin Schlotz. Der gebürtige Baden-Württemberger betreibt seit 1999 eine eigene Werkstatt in Laudert im Hunsrück. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen und öffentlichen Sammlungen vertreten. Die Jury lobte „die maximale Konsequenz und hohe Präzision in der Ausführung der Keramiken zusammen mit einer Varianz in den Techniken“. Weiter hieß es in der Begründung der Jury: „Die virtuose Kenntnis des Materials und die Farbwahlen insbesondere die Variationen im Schwarzbereich fallen ins Auge.“
 

 

 

Porzellanobjekte von Martina Sigmund-Servetti

Förderpreis: Martina Sigmund-Servetti
Mit einem Förderpreis – dotiert mit 500 Euro – ehrte die Jury die Porzellanarbeiten von Martina Sigmund-Servetti. Die gelernte Keramikerin arbeitet seit 1998 als freischaffende Kunsthandwerkerin mit eigener Werkstatt in Heilbronn. Die Jury formulierte ihre Begründung so: „Das überaus große Gespür für das Material Porzellan zeugt von einer breiten Auseinandersetzung mit eben diesem. Die Mischung aus traditionellen und modernen Dekoren, die eigenständig und grafisch die Ausgewogenheit der Gestaltungselemente darstellen, sind überzeugend.“

 

Die Berliner Künstlerin, Nora Kovats am 30. Juni auf der Tendence in Frankfurt am Main mit eigenen Arbeiten auf dem Ausstellungsareal FORM  

Objekte wie walnussgroße Kapseln die mit Innenleben ausgestattet sind. Teilweise bestückt mit Edelsteinen wie Zitrine oder schwarzen Diamanten.

 

Ausstellungsareal FORM 2018 in Halle 9
In Halle 9 auf dem Areal mit der Ausstellung FORM 2018 – Form aus Handwerk und Industrie waren neben Gewinnern und Preisträgern weitere kunsthandwerkliche Erzeugnisse von Künstlern ausgestellt, die mit feiner Hand kreiert und gestalterisch sorgsam umgesetzt wurden. Darunter auch Arbeiten von Nora Kovats, die gebürtige Südafrikanerin hat die Deutsche Schule in Kapstadt besucht, lebt und arbeitet in Berlin. Sie nutzt floral anmutende Motive, welche in zart verträumten Wasserfarbenbildern besonderen Ausdruck finden. Von ihrer Ausbildung her wäre die Künstlerin als Goldschmiedin befähigt. Ihr Interesse gilt der Herstellung und der Veredelung von selbstkreiertem Schmuck. Das bedeutet Eintauchen in Makrowelten. Sie stilisiert figürliches und dringt damit bis in neue Welten vor. Sämtliche Objekte von ihr auf dem FORM Areal waren Einzelstücke.  www.norakovats.com

 

Auf dem gleichen Areal bot auch die Tschechin Anna Stepankova aus Prag ein Sortiment an Webwaren an, womit eine farbenfrohe Auswahl unterschiedlicher Bildmotive und Musterungen zur Geltung kommt. Ob Wandbehang oder Fußbodenbelag, die selbstgewebten bunten Teppiche sind vielseitig verwendbar. www.stepankovakladosova.com

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 04. Juli 2018