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Fotoobjekte
von Marc Peschke im Parkhaus WK 16 in Frankfurt am Main |
Meldung: Marc Peschke |
Marc
Peschke arbeitet als Galerist, Kulturjournalist, Künstler und
Kurator in Wertheim am Main und Hamburg. Seine Fotoarbeiten
lösen sich weit von den klassischen Stilmitteln der Fotografie
und Fotokunst.
Ausstellung 07.07.2018 – 04.08.2018 Galerie +
Bar:
Samstags ab 20.00 UHR und nach Ankündigung auf Facebook:
Parkhaus-wk-16 / Walter-Kolb-Straße 16 / Frankfurt am Main
In den Fotoobjekten der Serie THE CUBES geht es wie in seinen
anderen Serien um Abstraktion, Transformation und
Verschlüsselung des Vorgefundenen. Die sechseckigen, gefrästen
Arbeiten – deren raumgreifender Illusionismus den Betrachter
immer wieder staunen lässt und fasziniert – lassen das Publikum
zu Zeugen eines inhaltlich komplexen Spiels werden. Unter
anderem thematisiert die Serie „The Cubes“ die Transformationen
in unseren Städten: Plakatabrisse, Architekturdetails und Blicke
in Leerstände sind wiederkehrende Sujets dieser Fotoobjekte, bei
denen es stets auch um eine Auflösung von Vorstellungen über
Fotografie geht.
The
Cubes – Liquidacion Total
In Marc Peschkes
Fotoobjekten geht es wie in seinen anderen Serien um
Abstraktion, Transformation und Verschlüsselung des
Vorgefundenen. Die sechseckigen gefrästen Diasecs befassen
sich in einer konstruktivistisch-modernistischen Bildsprache
mit dem Kommunikationsschrott der Konsumgesellschaft, die
der Künstler zu absurden, würfelförmigen Wareneinheiten
verfestigt. Diese ironischen, absurd-hermetischen
Foto-Objekte lassen den Betrachter zu Zeugen eines
inhaltlich komplexen Spiels werden: Auf der einen Seite
appellieren sie an ein Kaufverhalten, andererseits verweisen
die Texte auf nichts mehr außer auf sich selbst. Sie machen
keinen Sinn mehr, haben sich aufgelöst: Liquidacion total!
„
Se vende“, zu
verkaufen, steht da auf drei Seiten eines Kubus, doch es
wird nicht klar, was angepriesen wird. Ein anderer Würfel,
der wie ein massiver Designer-Metallsafe wirkt, trägt in
schöner Fünfziger-Jahre-Typografie die Aufschrift „Poussez“,
„Drücken“, doch bietet keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass
sich an diesem undurchdringlichen Block irgendetwas öffnen
ließe. Eine weitere Fotomontage erinnert an einen
Betonblock, „Tirez“ steht darauf geschrieben. „Ziehen“, doch
wozu?
Interview
Q: Welche
Geschichte erzählen die Cubes?
Die Cubes erzählen
viele Geschichten. Sie sind an verschiedenen Orten entstanden,
tragen die Spuren dieser Orte in sich, sind auf sehr
unterschiedliche und sehr individuelle Weise bearbeitet. Aber es
gibt auch Gemeinsamkeiten, am augenfälligsten natürlich ihre
Form. Ich finde, es ist eine schöne Idee, wenn man diese
Geschichten in ein Päckchen packt.
Q: Die Cubes sind
widerborstig, besonders wenn es um ihre eigene Abbildung geht.
Sie sträuben sich geradezu und sind in Wahrheit ein räumliches
und visuelles Phänomen. Wie sind die Werke entstanden? Und
welchen
Charakter würdest du ihnen bescheinigen?
Die Cubes beruhen auf
Fotografien, die auf Reisen entstanden sind. Nichts ist
arrangiert, nichts gestellt. Insofern erinnern sie an meine
Nacht-Serie „After This Darkness There Is Another“. Ausgehend
von den gefundenen Situationen und Orten, schaffe ich neue
Räume. Mehr davon zu berichten, entspricht nicht meinem
Anliegen. Ich bin an technischen Aspekten der Fotografie nur
sehr wenig interessiert. Mir geht es darum, neue, neuartige
Bilder zu kreieren.
Q: Es geht Dir
weniger um Aufklärung oder Klarheit, als um die Entstehung einer
eigenen Bildsprache, dessen Ziel nicht Dokumentation, sondern
Verunklärung und Auflösung dessen ist, was wir sehen. An welchem
Punkt dieser künstlerischen Aufgabenstellung verortest du „The
Cubes“?
Es geht in jedem Fall
immer um Auflösung von Vorstellungen über Fotografie. Viele
Betrachter fragen mich, gerade bei den Cubes, was das eigentlich
sei. Es sind Wandobjekte, die aus Fotografien entstanden sind.
Ich würde sie aber nur noch bedingt als "Fotokunst" bezeichnen.
Immer geht es mir darum, eine individuelle Bildsprache zu
entwickeln. Ich will, dass die Leute sagen: So etwas habe ich
noch nicht gesehen! Ich will Bilder schaffen, die neu sind,
packend, die den Betrachter anmachen - die aber auch etwas von
der Welt erzählen, in der wir leben. Von den Veränderungen in
der Alltagskultur, von dem, was sich auflöst.
Q: Du arbeitest
einerseits mit den Überresten von Sprache und Bild-Fragmenten,
andererseits beschäftigt Dich als Künstler aber auch die Frage,
wie weit sich die Fotografie von ihrem Objekt entfernen kann.
Hast du darauf eine Antwort gefunden? Was sind „The Cubes“
eigentlich in deinen Augen?
Es geht bei den Cubes
um Sprache, um Kommunikation, vor allem aber das Scheitern
davon. Ehemals hatte die Sprache an den Orten der Fotografie
eine klare Aufgabe. "Tirez": Man sollte den Türgriff ziehen. „Poussez“:
Man sollte drücken. Doch meine Cubes führen diese Sprache ins
Absurde, gleichwohl erzählen sie von der Schönheit alter
Schriften, alter Dinge, von der Schönheit fremder Sprachen – und
überführen sie in eine neue Bildarchitektur. Manches, was wir in
den Cubes sehen, wird es bald nicht mehr geben - alte Türen,
alte Schlösser. Manches ist schon abgerissen. Landet alles auf
dem Schrott.
Q: Kunst hat viele
Funktionen. Deine Arbeit befasst sich weniger mit dem Konsum
direkt, als mit dem Kommunikationsschrott der
Konsumgesellschaft. Warum?
Meine Arbeit erinnert
– in der Tradition von Pop Art – unter anderem daran, dass heute
alles Ware werden kann. Wir können alles einpacken, in eine
Wareneinheit überführen. Meine Cubes sind natürlich auch für den
Konsum bestimmt, man kann sie ja schließlich kaufen. Der
„Kommunikationsschrott“ hat in meinen Arbeiten manchmal auch
sehr nostalgische Züge – und manchmal ganz reale. Das Geschäft
mit dem Aushang "Liquidacion total" gibt es schon nicht mehr,
ist längst aufgegeben, das Interieur verschrottet, genauso wie
viele andere meiner Sujets.
Q: Am Ende steht
die Liquidacion total!, dein lautester Cube. Gibt es noch
Hoffnung?
Ich finde ja gar nicht, dass das der lauteste ist. Aber Hoffnung
gibt es auf jeden Fall. Kunst kann den Alltag noch immer in ein
Geheimnis verwandeln. Das zeigen, so hoffe ich sehr, die Cubes.
Und wenn das keine Hoffnung ist...
Biografie Marc Peschke
1970 in Offenbach
am Main geboren – lebt in Wertheim und Hamburg
Studium der Kunstgeschichte, Komparatistik und Ethnologie
Seit 1993
Mitarbeit bei verschiedenen deutschen und internationalen
Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien mit den
Schwerpunkten Fotokunst, Literatur, Popmusik und neue
Bildende Kunst. Katalog-Beiträge und eigene
Buchveröffentlichungen.
1997 bis 2002
Kurator und Mitinhaber der Fotokunst-Galerie „kunstadapter“
in Wiesbaden und Frankfurt am Main. Seitdem auch freie
Kuratorenschaften
2013 bis 2016
Mitinhaber der Kultur-Bar WAKKER in Wiesbaden
Seit 2015 Kurator
des ATELIER SCHWAB in Wertheim am Main
Seit 2008 eigene
Ausstellungen.
Auswahl: Haus der
Fotografie Burghausen, Galerie studio_01 Wiesbaden,
Künstlerverein Walkmühle Wiesbaden, Galerie Greulich
Frankfurt am Main, Kunstbiennale Mecklenburg-Vorpommern,
MVB-Forum Mainz, Velada Santa Lucia Maracaibo – Venezuela,
Galerie Neongolden Wiesbaden, Schloss Hartmannsberg bei Bad
Endorf, Art Road Shopping Street Hohoemi Plaza Hokkaido –
Japan, Kunstverein Plauen, Elefant Art Space Brandshof
Hamburg (Katalog), Empty Rooms Nizza des Nordens
Mauritiusgalerie Wiesbaden (Katalog), Nassauischer
Kunstverein Wiesbaden (Katalog), Walpodenakademie Mainz,
Beatlemania Hamburg, Deichtorhallen Haus der Photographie
Hamburg Teilnahme am Portfoliowalk der Deutschen
Fotografischen Akademie, Blotablota Mainz,
Gruppenausstellung „Wild – Tiere in der zeitgenössischen
Fotografie“ Artist Cooperative Omaha (kuratiert von Matthias
Harder und Maren Polte), Opelvillen Rüsselsheim Labor,
Bräuning Contemporary Hamburg (Katalog), Schnittpunkt
Wiesbaden, Fotokunstmesse FOTOFEVER Brüssel mit Galerie
Rothamel Frankfurt und Erfurt, Kunstraum Dreieich, Peng
Mainz, Galerie 30 Works Köln, Kunstmesse art KARLSRUHE mit
Galerie Pack of Patches Jena, Galeria Szyb Wilson Katowice
(Katalog), Kunstagentur Cornelia Saalfrank Wiesbaden,
Galeria Hyperion Katowice, Freies Kunst Territorium Bochum,
bild.sprachen Fotografieprojekte Gelsenkirchen, 3 x klingeln
Mainz, Quadrart Dornbirn (Katalog), art KARLSRUHE mit
ARTMAPP, Konnektor Hannover, Galerie Bild Plus Berlin,
Alfred Erhardt Stiftung Berlin, prevent.on Frankfurt (kuratiert
von Sandra Mann, Katalog), Städtische Galerie Wertingen,
Kolloquium des Philosophischen Seminars der Universität
Tübingen auf der Insel Samothrake Griechenland, Atelier
Schwab Wertheim am Main, Atelier Sabine Wild Berlin
(Katalog), Artsation München, Gesellschaft für Bildende
Kunst Trier, kunstmix Bremen, e.artis contemporary Chemnitz,
Kunstverein Frechen, Waldmann Hamburg, Franck-Haus
Marktheidenfeld
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