Vom 16. bis 29. April 2018 findet "Frankfurt
liest ein Buch" in Stadt und Region zum neunten Mal statt. Im
Mittelpunkt steht ein Roman, der für das Rhein-Main-Gebiet
treffend ausgewählt wurde: Das siebte Kreuz von Anna Seghers
(Aufbau Verlag).
Anna Seghers (1900–1983) ist gebürtige Mainzerin. 1938/39 hat
sie ihren Roman im Exil geschrieben und dabei die Handlung des
Romans in diesen Teil Deutschlands verlegt. In eine Landschaft
also, mit der sie stark verbunden war. Es geht um die Flucht des
KZ-Häftlings Georg Heisler und beginnt bei Worms, führt ihn bis
nach Mainz und Frankfurt am Main, wobei viele konkrete Orte
beschrieben werden.
Stellt sich die Frage, ist dieses Buch wirklich
geeignet für die Veranstaltungsreihe "Frankfurt liest ein Buch".
Wenn die Haupthandlung durch die Nichterfüllung einer Regel
gesteuert wird? Das siebte Kreuz an dem ein Gefangener gemartert
werden soll, bleibt leer. Dadurch wird die Überschrift zum Symbol gegen
die Ungerechtigkeit der Verfolger. Das Buch will damit vielmehr
Anklage sein.
"Das siebte Kreuz" ist vor allem bekannt aus dem Schulunterricht
und gehörte zum Literaturkanon der früheren DDR. Das ist
beachtenswert, wenn ein Roman dann auch bundesweit Anerkennung
findet. Als Lektüre "Frankfurt liest ein Buch" wären unbekannte Autoren und Werke
viel passender, um mehr Gehör zu finden. Etwas
was zur Selbstfindung und zur lokalen Identität beiträgt. Denn
Anna Seghers Roman spricht Leser und Leserinnen schon auf einer
Metaebene an und erfüllt damit Bedingungen, die Weltliteratur
ausmachen. Die Handlung bietet Stoff für einen Film, der
spannender nicht sein könnte. Fast ein wenig reißerisch ist die
Idee, die dahintersteht. Welche Rolle spielen dabei noch Orte
und Gegebenheiten in Frankfurt und Umgebung?