I am here to
learn - Zur maschinellen Interpretation der Welt |
Foto (c) Kulturexpress |
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Die thematisch geordnete Gruppenausstellung will
neue Einsichten in lernende Algorithmen und künstliche
Intelligenz bringen. Der Frankfurter Kunstverein präsentiert
deshalb eine Reihe internationaler Künstler in seinen Räumen.
Schwerpunkt der Ausstellung wurde dabei auf die Wahrnehmung und
die Interpretation als menschliche Qualität gestellt, was
sozusagen über ein Lernverfahren auf Maschinen übertragen wurde.
Überraschende künstlerische Einsichten die nicht nur den
Kunstinteressierten ansprechen. Im ersten Stock des Frankfurter
Kunstverein im Steinernen Haus am Römerberg stehen kleine Tische
im Treppenhaus aufgebaut, die mit einer Zeichenvorrichtung
ausgerüstet sind, um nach Modell zu zeichnen. Das Ergebnis lässt
sich sehen! Es wird durchaus eine künstlerische Intentionen bei
der Umsetzung spürbar. Ausdruck und Wirklichkeitstreue der
zeichnerischen Wiedergabe sind gegeben. Welcher Algorithmus
diese Fähigkeiten ermöglicht, wäre herauszufinden. Das weckt
neue Gedanken und Ideen. Im Übrigen können sich Besucher vor Ort
portraitieren lassen. Entstandene Zeichnungen werden augestellt
und sind Bestandteil des Kunstwerks. Das ästhetische Erlebnis
wird möglich. Fehlte nur noch, dass mit dem Zeichenarm eine
bestimmte Handschrift oder der Duktus eines Künstlers nachgeahmt
werden.
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Auf dem Foto Patrick Tresset und Jerry
Galle
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Patrick
Tressets interaktive Rauminstallation Human Study #1, 3RNP
besteht aus drei Zeichenrobotern. Besucher können Modell sitzen
und werden von den Maschinen visuell erfasst und portraitiert.
Jeder der drei Roboter zeichnet in einem eigenen Stil und führt
den Stift auf unterschiedliche Weise. Neben einem Zeichenarm
verfügen die Roboter über eine bewegliche Kamera. Mit dieser
betrachten sie abwechselnd das Modell und die entstehende
Zeichnung. Tresset geht es nicht darum, durch die Roboter
menschliche Zeichenstile zu imitieren, er untersucht vielmehr
die Unterschiede zwischen einer menschlichen und einer
maschinellen Ausführung. Tresset bezeichnet die Fähigkeiten
seiner Maschinen als „nicht intelligent“, es entstehe lediglich
der Eindruck, die Roboter würden mit einer eigenen Intention
agieren. Sie zeigen menschenähnliches Verhalten, welches jedoch
rein auf der Programmierung verschränkter Handlungsvorgänge
basiert.
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Modell vor Zeichenarm und Kameraobjektiv
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Wie beim
Menschen ist die Aktion der Maschine grundlegend an ihre
Körperlichkeit, ihr Wahrnehmungssystem, ihr Erinnerungsvermögen
und ihre motorischen Eigenheiten gebunden. Die 'Körperlichkeit'
(Embodiment) bestimmt im Wesentlichen Handlungen und somit auch
den zeichnerischen Ausdruck. Tresset manipuliert die
maschinellen Bewegungen seiner Roboter nicht künstlich, sondern
belässt sie als solche, sodass sich diese charakteristisch in
die Zeichnung einschreiben und ihre maschinelle Produktion
erkennbar bleibt. Das Werk erhebt unter anderem die Frage nach
der Autorenschaft im digitalen Zeitalter, in welchem lernende
Systeme bereits die Fähigkeit zur Herstellung kultureller
Gegenstände erlangt haben. Tresset versucht in seinen
Zeichnungen, das Menschliche mithilfe von automatisierten
Zeichengeräten in Linien zu fassen. Diese verfügen weder über
ein Verständnis ihrer Tätigkeit, noch über einen Kunstbegriff
und nehmen ihre Zeichnungen nicht explizit als Kunstwerke wahr.
Somit geht Tresset in seiner Arbeit der Frage nach, welchen
Anspruch ein Werk erfüllen muss, um als Kunst zu gelten und ob
Kunst allein von einem menschlichen Autor geschaffen werden
kann.
Der in
London lebende, französische Künstler Patrick Tresset (*1967)
erforscht in seinen Installationen die menschliche Wahrnehmung
von technologischen Geräten. Die Arbeiten des Künstlers wurden
weltweit in renommierten Institutionen gezeigt, darunter das
Centre Pompidou, Paris (FR), das Museum of Modern and
Contemporary Art, Seoul (KR), die Prada Foundation, Mailand (IT)
und die Ars Electronica, Linz (AT).
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Rechenmodul um Zeichenarm und
Kameraobjektiv zu steuern
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Kritik
verträgt das Zeicheninstrument allerdings nicht, da es nicht
ansprechbar ist. Beschwerden des Modells kann es auch nicht
entgegennehmen. Eine Umkehrung der Innen- und Außenwelt in Form
von Emotionen können nicht übertragen werden. Die künstlerische
Herausforderung bleibt auf eine
funktionale Umsetzung beschränkt. Wobei Strichführung,
Schraffur, Elan, Formvermögen und Auslassungen allem Anschein nach gelungen
sind.
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