Die
Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg hat mit finanzieller
Unterstützung des Hückmann-Fonds eine wichtige Privatsammlung zu
Jürgen Habermas erworben: eine nahezu komplette Sammlung der
publizierten Primär- und Sekundärliteratur von und über Jürgen
Habermas in mehr als 30 Sprachen.
Über mehr als vier Jahrzehnte hinweg hat der
niederländische Sammler René Görtzen sachkundig Erstausgaben und
Bücher von und zu Jürgen Habermas zusammengetragen. Die Sammlung
mit mehr als 5.250 Büchern, darunter Publikationen in
chinesischer, arabischer und serbokroatischer Sprache sowie 216
Leitzordnern mit kopierten Zeitschriftenaufsätzen und –artikeln,
war bis vor kurzem in einem Privatarchiv in der Amsterdamer
Innenstadt aufgestellt. Sie stellt neben dem eigentlichen
Vorlass von Jürgen Habermas und ergänzenden Nachlässen seiner
Schüler und Wissenschaftlerkollegen der Frankfurter Schule einen
weiteren wichtigen Baustein für die umfangreiche
Überlieferungsbildung von Jürgen Habermas, einem der meist
zitierten Philosophen weltweit, dar. Dr. Mathias Jehn, der
Leiter des Archivzentrums der Universitätsbibliothek, erläutert:
„Mit der neu erworbenen Habermas-Sammlung bieten wir im
Archivzentrum einen in sich geschlossenen internationalen
Publikationskorpus zum Studium der weltweiten Bedeutung von
Jürgen Habermas an.“
René Görtzen wuchs in Amsterdam auf, studierte Philosophie und
Pädagogik und lernte 1977 dank eines einjährigen
Auslandsstipendiums Jürgen Habermas im Zuge einer Vorlesung im
berühmten Hörsaal 4 der Goethe-Universität persönlich kennen.
Für eine erweiterte Ausgabe von „Philosophisch-Politische
Profile“ und für die Erstveröffentlichung von „Kleine Politische
Schriften (I-IV)“ sollte der niederländische
Nachwuchswissenschaftler eine Bibliografie für Habermas
erstellen. Aus diesem Auftrag heraus entwickelte sich nicht nur
eine bis heute andauernde Freundschaft, sondern immer mehr auch
eine besondere Leidenschaft, die René Görtzen heute rückwirkend
als „schöne, aber unheilbare Krankheit“ beurteilt.
Das Sammelspektrum von René Görtzen erstreckte sich von Büchern,
Zeitschriftenaufsätzen und Presseartikeln bis hin zu Rezensionen
und Leserbriefen von und zu Jürgen Habermas. Für seine
Recherchen arbeitete er in insgesamt acht europäischen
Nationalbibliotheken und zahlreichen Universitätsbibliotheken.
Außerhalb Europas flog er u.a. nach Berkeley, Los Angeles, New
York, Buenos Aires. Dazu kommen unzählige Stunden in
wissenschaftlichen Buchhandlungen. „Einmal nahm ich in Buenos
Aires einen Koffer mit über 40 Habermas-Büchern mit nach
Amsterdam“, erzählt Görtzen.
Mit der Übergabe an die Universitätsbibliothek beendet René
Görtzen nun sein über 40-jähriges Sammeln und bereitet die für
2019 im Suhrkamp-Verlag geplante umfassende
Habermas-Bibliografie vor. In der Universitätsbibliothek J.C.
Senckenberg wird die Habermas-Sammlung für die wissenschaftliche
Benutzung aufgearbeitet.