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Tuscheskizze Bühnenaufbau |
Der
Mieter, Georg, gesungen von Björn Bürger, wurde für seinen
Auftritt am Schluss mit überragendem Beifall belohnt. Laute
Bravo Rufe tönten aus dem Publikum. Genauso
Anja Petersen, Sopran, die den Part der Johanna sang. Der Inhalt
der Erzählung bleibt während der musikalischen Opernaufführung
verständlich. Das ist ein Plus an den Regisseur Johannes Erath.
Ein transparenter
Bühnenvorhang steht starr mit durchscheinendem s/w Foto einer
schlichten Altbauwohnung mit halbabgerissener Tapete an den
Wänden. Lediglich ein Handwaschbecken auf einem Stützfuß
dominiert das Bild. Daneben steht eine Zimmertür auf, der Blick
in das nächste Zimmer erlaubt die Sicht auf die leere Sitzfläche
eines Stuhls - Das ist die Szenerie vor dunklem
nahezu schwarzem Hintergrund noch vor Beginn der eigentlichen
Vorstellung. Ein Geruch von Theaterbühne, der an den von
Künstlerateliers erinnert, strömt in den Publikumssaal und sorgt
für die erwartungsvoll getränkte Stimmung. Die oberen Ränge
werden besetzt. Im Parkett ist bald kein einziger freier Platz
mehr zu sehen, die Reihen haben sich aufgefüllt. Der
Spannungsgrad vor Beginn ist gesteigert. Menschen in dunkler
Winterkleidung: Anzug und Abendkleid kommen zur Geltung.
Allmählich tauchen
umherlaufende Gestalten durch den Vorhang hindurch auf, der vor
Dünnheit fast gar nicht wahrnehmbar ist Die Vorstellung
beginnt! Eine Straßenszene mit beleuchtetem Telefonhäuschen,
Unterführungen und umherlaufenden Personen hat sich auf einer
Drehbühne vor dem noch immer geschlossenen transparenten Vorhang
in Gang gesetzt. Der Anschein städtischer Umtriebigkeit
entsteht. Das ist der Anfang zur Oper "DER MIETER".
Das Orchester beginnt
zu spielen, die ersten Akteure auf der Bühne setzen mit
rhythmischem
Gesang ein. Der Vorhang schiebt sich langsam zur Seite, nachdem
eine Filmszene mit Vormieterin im Gespräch und dem
Hauseigentümer über den Vorhang flimmerte. Es ist das Spiel auf
verschiedenen Ebenen, die sehr viel mit dem wässrigen Element zu
tun haben. Eine Art Lasiertechnik auf der Bühne findet statt.
Eine Technik, die in ihrer Differenziertheit an die Filmtechnik von
Peter Greenaway erinnert, was vereinfacht auf die Bühne
übertragen wurde.
Dann tritt Georg, der
Mieter auf. Er ist Nachmieter der Wohnung, die er von der Vormieterin
übernommen hat. Die Bühne verwandelt sich. Eine Art schräg gestelltes
Quadrat mit neun beleuchteten Feldern ist jetzt Spielfeld und
Wohnraum des
Mieters. Das Szenario wirkt fast monolithisch trotz des
technischen Aufwandes. Durch filmische Projektionen auf die
Vorhangfläche summiert sich die Vielschichtigkeit der Szenen.
Bisweilen betont durch eine kraftvolle und lautstarke Musik fast
wie in Stanley Kubricks "Odysee im Weltraum" mit laut hämmernden
Paukenschlägen aus "Also sprach Zarathustra".
Die Klangmalerei in
dieser Oper ist vielfältig. A-melodische und melodische Klänge halten
sich auf einer Höhe, so dass Theatralik und Oper für den Zuhörer
nicht zu anstrengend und erschöpfend sind. Das tragische Ende
des Mieters bleibt absehbar und verleiht dem Stück die
notwendige Tiefgründigkeit.
Eine
Opernrezension von Kulturexpress
Kurzfilm von
Thiemo Hehl zur Uraufführung von Arnulf Herrmanns Der Mieter
www.oper-frankfurt.de/de/mediathek/?id_media=149
Oper in drei Akten
Text von Händl Klaus
frei nach Motiven des Romans
Le Locataire chimérique (1964) von Roland Topor
Auftragswerk der Oper Frankfurt
Mit Übertiteln
Musikalische Leitung: Kazushi Ōno
Regie: Johannes Erath
Bühnenbild: Kaspar Glarner
Kostüme: Katharina Tasch
Licht: Joachim Klein
Video: Bibi Abel
Sounddesign: Josh Jürgen Martin
Chor: Walter Zeh
Dramaturgie: Zsolt Horpácsy
Georg: Björn Bürger
Johanna: Anja Petersen
Herr Zenk: Alfred Reiter
Frau Bach: Hanna Schwarz
Frau Greiner: Claudia Mahnke
Frau Dorn: Judita Nagyová
Körner: Michael Porter
Krell: Theo Lebow
Ingo / Kellner: Sebastian Geyer
Herr Kögel: Miki Stojanov
Philharmonia Chor Wien
Statisterie der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester