Die
Ausstellung im DAM präsentiert einmal mehr zahlreiche Modelle,
um Bauten zu veranschaulichen, die Bestandteil der
Ausstellungsthematik sind. Diesmal sind diese Modelle aus Beton
und aus Pappkarton von Studierenden der TU Kaiserslautern gefertigt
worden. Die kleinen Betonskulpturen am Eingang zur Ausstellung
haben durchaus ihren Reiz, denn sie ermöglichen den Blick auf
etwas, was in Wirklichkeit viel größer ist. Der Vorwurf, Beton
wirke in seiner Wucht erschlagend, ist nur berechtigt. Das
trifft auch auf viele Bauten zu, die jetzt vom Abriss bedroht
sind.
Bei
diesen Betonmodellen in der Ausstellung handelt es sich um
voluminöse Körper, meist würfelförmig aber mit
unterschiedlichster Ausprägung. Ein Blick auf das Foto, das über
den Skulpturen angebracht wurde, verrät Herkunft und Entstehung
dieser modellhaften Ausformung aus Beton. Jedes einzelne Stück
geht auf ein Gebäude zurück. Was die Modelle ermöglichen, ist
der Blick auf unterschiedliche Typologien. Schon aufgrund ihrer
oftmals gigantischen Größe und Schwere sind Bauten des
Brutalismus vom Betrachter nicht einfach als Ganzes zu erfassen.
Dabei spielt deren Größe und die unendlichen
Massen an Beton eine Rolle, die in Platten und Streben
übereinander gestülpt wurden. Die gebaute Umwelt übt
paradigmatische Wirkung auf den Menschen aus, davon ist
auszugehen, sich dessen zu erwehren, ist beinahe unmöglich.
Eines ist jedoch sicher, viele der Betonbauten, die dem
Brutalismus zugeordnet werden, sind schützenswert und es sollte
in jedem Einzelfall über ihre Erhaltung entschieden werden. In
der Ausstellung "SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!"
im DAM geht es auch darum, Stadtplanern und Gutachtern bei der
Entscheidung eine Inspirationsquelle zu sein, um die notwendige
Aufmerksamkeit für dieserart Gebäude aufzubringen, was bei
genauem Hinsehen ein Stück Zeit- wenn nicht sogar
Architekturgeschichte repräsentiert. Natürlich sind Besucher und
Interessierte in jedem Fall aufgefordert, sich an der Aktion zu
beteiligen.
Doch was ist der Brutalismus? Diese Frage zu beantworten, ist
gar nicht so einfach. Eine Abgrenzung findet vor allem auf
zeitlicher Ebene statt. Seit den späten 1950er Jahren wurde
damit begonnen, in diesem Betonstil zu bauen. Das dauerte bis in
die frühen 1980er Jahre hinein und endete mit der
architektonischen Postmoderne.
Neben
kleinen Betonmodellen sind auch große Pappmodelle aus Braun- und
Graupappe ausgestellt. Dabei tritt weniger die massive Bauweise
des Betons zum Vorschein als vielmehr die ungewöhnliche
Baustruktur, mit der das Gebäude erstellt wurde. Dabei zählen
Lichtdurchlässe genauso wie überdimensionierte Balkone, die wie
das große Maul eines Drachens hervorragen. Bei den raumfüllenden
Pappmodellen wird die Wucht einmal deutlicher, die von den
wirklichen Gebäuden in ihrer monumentalen Größe ausgehen muss.
Ergänzt werden die Pappmodelle durch Fototafeln, die nach
Kategorien unterteilt sind und den Besucher während der
Ausstellung im Erdgeschoss des Museums leiten sollen, wobei
zwölf Regionen in der Welt wie Kontinente und Subkontinente
betrachtet wurden. Es handelt sich um ein
gemeinsames Projekt des Deutschen Architekturmuseums und der
Wüstenrot Stiftung. Kurator ist Oliver Elser. Zur Ausstellung
ist ein umfangreicher Katalog, "SOS Brutalismus - eine
internationale Bestandsaufnahme" mit separatem Theorieband, der
Beiträge des gleichnamigen internationalen Symposiums in Berlin
2012 enthält, bei Park Books erschienen.
Eine Ausstellungsrezension von Kulturexpress
park-books.com
Die Online-Datenbank www.SOSBrutalism.org wird vom Magazin
uncube unterstützt.
www.sosbrutalism.org