Nicht einmal jeder zweite
Bauherr in Deutschland lässt seine Baupläne vor Baubeginn von
einem unabhängigen Sachverständigen prüfen. Die Verträge mit
Bauträgern, Baufirmen oder Handwerkern lässt sogar nur gut jeder
dritte Eigenheimbauer von einem Profi gegenlesen. Zudem nehmen
34 Prozent der Bauherren ihren Bau ohne jegliche sachkundige
Unterstützung ab. Das sind Ergebnisse der "Bauherren-Studie
2017". Für die Untersuchung hat der Bauherren-Berater Almondia
mehr als 1.000 Bundesbürger befragt, die entweder in den
vergangenen Jahren ein Eigenheim gebaut haben oder gerade einen
Bau planen.
"Eine solche Einstellung ist hochriskant. Um
Baupläne, Verträge und Ausführung richtig beurteilen zu können,
müssten die Bauherren Rechtsexperte, Architekt und Bauingenieur
in Personalunion sein. Sie fahren sozusagen blind", kommentiert
Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann von der Universität
Erlangen-Nürnberg. Hartmann hat die Studie wissenschaftlich
begleitet. Die Wirtschaftsingenieurin warnt: "Unklar formulierte
Verträge bergen ein hohes Konfliktpotenzial. Viele Streitereien
nehmen hier ihren Ausgang". Etwa wenn der Bauherr davon ausgeht,
dass bestimmte Leistungen inklusive sind, diese dann aber extra
berechnet werden. Oder wenn Art und Qualität der verbauten
Materialien nicht definiert sind. So kann es passieren, dass
statt der favorisierten Echtholztüren preiswertere Exemplare aus
Holzfurnier verbaut werden. Das ist ärgerlich und führt am Ende
zu unerwarteten Mehrkosten.
Gefährliche Sorglosigkeit herrscht auch in
Bezug auf die Baupläne. "Baupläne sind abstrakt. Sie enthalten
zwar Maßangaben. Laien können aber oft nur schwer einschätzen,
ob der Platz, etwa für die Treppen, nicht doch zu eng bemessen
ist. Meist fehlt das Gefühl für die tatsächlichen Größen", sagt
dazu Dr. Gordian Rättich, Geschäftsführer des Bauherren-Beraters
Almondia.
Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig,
dass das Resultat nicht immer zufriedenstellend ist. Zwei von
drei für die "Bauherren-Studie 2017" befragten
Eigenheimbesitzern würden heute anders bauen. Fast jeder Fünfte
hätte sich ein größeres Haus gewünscht; 14 Prozent der Befragten
würden sogar einen ganz anderen Haustyp wählen. Auch mit der
Qualität war nicht jeder Bauherr zufrieden. Mehr als jeder
Zehnte hätte sich eine hochwertigere Ausführung gewünscht.
Hier bewahrheitet sich wieder die alte
Binsenweisheit: Vorsicht ist besser als Nachsicht. "Viele
Planungsfehler lassen sich im Nachhinein nicht mehr oder nur mit
hohem finanziellen Aufwand korrigieren. Aus diesem Grund ist es
essentiell, Experten während jeder Phase mit ins Boot zu holen:
Bei der Planung, während der Ausführung und bei der Abnahme.
Sonst kann der Bau unnötig teuer und alles andere als das
erhoffte Traumhaus werden", so Bauexperte Rättich.
Bauherren-Studie 2017
Mitte 2017 befragte der Bauherren-Berater Almondia 1.046 Bundesbürger. Die Hälfte der Befragten hat innerhalb der vergangenen fünf Jahre ein selbstgenutztes Haus gebaut. Die andere Hälfte der Studienteilnehmer plant einen Bau für die nächsten zwei Jahre und hat teilweise auch schon ein Baugrundstück. Die Umfrage erfolgte unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Evi Hartmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
|
|