IAA vom 14. - 24. September 2017

IAA: Automobilindustrie soll erhalten bleiben trotz Kritik an den Unternehmen

Foto (c) Kulturexpress, Meldung:  VDA Verband Deutscher Automobilindustrie e.V.

 

 

   
 

Bei der Eröffnung der 67. IAA in Frankfurt sprachen Kanzlerin Merkel, VDA-Präsident Matthias Wissmann, der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann und Facebook Chefin Sheryl Sandberg über die Herausforderungen der Zukunft in der Automobilindustrie. Die Kanzlerin hatte am Vormittag die Internationale Automobil-Ausstellung eröffnet.

 

Mit rund 350 Premieren und über 1.000 Ausstellern aus der ganzen Welt unterstreicht die IAA ihre Stellung als weltweit wichtigste Mobilitätsmesse. Merkel nutzte ihre Rede bei der Eröffnungsfeier um die Diskussionen der letzten Monate zum Thema Diesel anzusprechen:

 

Angela Merkel: Auch wenn das alles nur eine Minderheit der Unternehmen in der Automobilbranche betrifft, so ist doch viel Vertrauen zerstört worden. Und deshalb muss die Automobilindustrie alles daran setzen, Glaubwürdigkeit und Vertrauen so schnell wie möglich zurückzugewinnen. Und zwar sowohl im eigenen Interesse und in dem Interesse ihrer Beschäftigten als auch im Interesse des gesamten Standortes Deutschland.
 

VDA-Präsident Matthias Wissmann hatte zuvor bei seiner Begrüßung der Gäste bereits Fehler in der Vergangenheit eingeräumt:

 

Matthias Wissmann: Wir wissen genau, dass in einzelnen Unternehmen unserer Branche im Inland und Ausland gravierende Fehler passiert sind. Fehler, die nicht hätten passieren dürfen. Fehler, die auch unserem Selbstverständnis widersprechen. Aber Fehler, die wir erkannt haben und denen wir mit aller Konsequenz nachgehen. Wir sind uns bewusst, dass Vertrauen verlorengegangen ist und dieses zurückzugewinnen, ist unser zentrales Anliegen.
 

Der VDA-Präsident verwies aber auch darauf, dass die deutsche Automobilindustrie bis 2020 40 Milliarden Euro in die Elektromobilität investiert, oder dass gerade diese IAA zeigt, wie innovativ die deutschen Unternehmen sind und wie sehr sie die Mobilität der Zukunft vorantreiben. Er machte auch deutlich, was in den vergangenen Jahren von dieser Industrie schon alles erreicht worden ist:

 

Matthias Wissmann: Die Emissionen des Straßenverkehrs sind bei uns derzeit 70 Prozent niedriger als zu Beginn der 90er Jahre, obwohl das Verkehrsaufkommen zugleich erheblich gestiegen ist. Entsprechend messbar sind auch die Fortschritte, die wir mit Blick auf die extrem anspruchsvollen europäischen Emissionsvorschriften erzielen. Erstmals werden 2017 an den deutschen Straßen die Vorgaben zur stündlichen Höchstgrenze eingehalten. Übrig bleibt, und das ist natürlich ein Thema, das wir ernst nehmen: der durchschnittliche NO2-Grenzwert, der an einzelnen Messstellen überschritten wird. Auch wenn wir alles tun, das zu verändern, Fragen sind erlaubt. Ist es denn ein kluges Regulierungskonzept, wenn auf der Straße nur 40 Mikrogramm erlaubt sind, für Büroräume ein Richtwert von 60 Mikrogramm gilt und für Gewerbe und Industrie gar ein Arbeitsplatzgrenzwert von 950 Mikrogramm?

 

Fahren mit Fahrer oder ohne in Bezug auf das automatisierte Fahren, die Anschaffung eines Autos bedeutet ein Investment. Doch das Vertrauen der Menschen ist enttäuscht worden. Die Automobilbranche habe die Menschen ins Gesicht belogen. Teile der Industrie haben Schuld daran, doch alle sind beschädigt worden. "Deshalb brauchen wir einen Neustart", sagte der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann in seiner Eröffnungsrede.

 

Angela Merkel: Wir wissen, was unser Land an Ihrer Branche hat, das will ich ganz deutlich sagen. Jahrzehnte lang hat die Automobilindustrie Millionen von Beschäftigten einen sicheren und sehr gut bezahlten Arbeitsplatz geboten. Mit der Erfolgsgeschichte des Autos beschleunigte sich die individuelle Mobilität. Zu Zeiten der erstmaligen statistischen Erfassung des Pkw-Bestands im Jahre 1907 rollten rund 15.000 Autos durch Deutschland. Heute, 110 Jahre später, sind es fast 46 Millionen. Aber die höhere Pkw-Dichte hat unverkennbar auch eine Kehrseite, und das sind natürlich die Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Die Motoren sind immer effizienter geworden, aber der Effizienzfortschritt wird zum Teil durch den Zuwachs von Verkehr und auch durch größere Fahrzeuge nahezu ausgeglichen. Deshalb muss die Automobilindustrie bei den Antriebstechnologien den richtigen, innovativen Schwerpunkt setzen, denn es sind Antworten mit neuen Antriebstechnologien zu geben, aber auch natürlich auf völlig neue Entwicklungen wie das Carsharing, das Autonome Fahren und auch die Vernetzung der Mobilität in Mobilitätsplattformen.

 

Erstmalig war bei einer IAA-Eröffnung als Keynote Speaker ein Unternehmensvertreter aus der digitalen Welt zu Gast. Sheryl Sandberg, die Chefin von Facebook, zeigte in ihrer interessanten Rede auf, dass auch die Digitalbranche von der deutschen Automobilindustrie lernen kann.

 

 

 

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 14. September 2017