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Blick auf die Frankfurter Zeil | |
Die Frankfurter Zeil hat sich den Spitzenplatz
unter den frequenzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands
zurückgeholt. Mit 14.875 gezählten Besuchern pro Stunde zwischen
den zentralen Plätzen Hauptwache und Konstablerwache setzte sich
die Frankfurter Konsummeile mit mehr als 550 Passanten Vorsprung
deutlich an die Tabellenspitze. Im vergangenen Jahr hatte sie
mit 14.250 Passanten noch mit der Bronzemedaille Vorlieb nehmen
müssen. Der Vorjahressieger Kölner Schildergasse verlor hingegen
deutlich von 16.835 Passanten im vergangenen Jahr auf diesmal
13.505 und musste sich auf Platz 4 einreihen. Insgesamt hat die
Zahl der gemessenen Passanten in diesem Jahr erneut zugelegt –
von 708.545 auf 722.780. Das sind mehr als 10.000 über dem
5-Jahres-Schnitt.
Einen neuen Rekord stellte derweil München auf: Erstmals konnte
eine Metropole mit drei Einkaufsstraßen unter den Top Ten
landen. Die Kaufingerstraße (2. Platz/14.320 Passanten), die
Neuhauser Straße (6. Platz/11.745 Passanten) und die Weinstraße
(7. Platz/10.035 Passanten) lassen die bayrische
Landeshauptstadt verschmerzen, dass es nicht ganz für den
Spitzenplatz gereicht hat.
Licht und Schatten in Düsseldorf: Flinger Straße fast ganz oben,
Schadowstraße rutscht ab
Zu den großen Gewinnern gehört derweil die Flinger Straße in der
Düsseldorfer Altstadt, die mit 13.710 Passanten auf dem
bundesweit dritten Platz landete – nach 8.035 Besuchern und dem
13. Platz im Vorjahr. Die Weinstraße machte derweil einen Satz
von Platz 19 auf 7 und die Bremer Sögestraße mit 8.415 Passanten
gar von Platz 45 auf 11.
Deutliche Einbußen hinnehmen musste hingegen die
baustellengeplagte Düsseldorfer Schadowstraße, die von Rang 5
mit 12.365 Passanten auf Rang 10 mit 8.465 Passanten rutschte.
Im Gegensatz zur konstant frequentierten Georgstraße musste die
Hannoveraner Bahnhofstraße einen Dämpfer hinnehmen, verlor gar
17 Plätze und landete mit 6.495 Passanten nur noch auf Rang 25
nach Platz 8 im Vorjahr.
Konstant in den Top Ten liegen darüber hinaus die Hannoveraner
Georgstraße auf Rang 5 mit 11.905 Personen, die Hamburger
Mönckebergstraße mit 9.475 auf Rang 8 und der Dortmunder
Westenhellweg mit 8.750 Passanten auf dem 9. Platz. Dortmund ist
damit die einzige Stadt unter den Top 10, die nicht zu den
klassischen Big 10 der Immobilienbranche gehört.
Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, zur Methodik
und Datenqualität der Erhebung: „Auch in diesem Jahr haben wir
auf Handzählung an neuralgischen Punkten der Einkaufslagen
gesetzt. Bei aller Diskussion um neue Zähltechniken fühlen wir
uns mit dieser Zählmethodik und vor allem mit den Ergebnissen
nach wie vor wohl. Das schließt nicht aus, dass wir die neuen
alternativen Methoden natürlich nicht außer Acht lassen und wir
uns ausführlich auch in Pilotprojekten über die Vor- und
Nachteile informieren.
Die von uns durchgeführte Passantenfrequenz-Zählung ist und
bleibt eine Momentaufnahme. Ziel der Erhebung ist der
bundesweite Vergleich der Spitzenfrequenzen. Zudem soll deren
Entwicklung im Laufe der Jahre abgebildet und ein sich
abzeichnender Trend festgehalten werden. Im Vergleich mit dem
Durchschnittswert der 5- bzw.10-Jahres-Zeitreihen lassen sich
interessante Rückschlüsse auf die mittel- und langfristige
Entwicklung der Lagen ziehen. Die Ausweitung der Zählung auf
drei Stunden, die wir im vergangenen Jahr eingeführt haben, hat
sich bewährt. Zum einen haben wir damit präzisere Ergebnisse
erhalten und zum anderen werden wir damit auch der Verschiebung
der Einkaufszeiten und -gewohnheiten gerecht.“
Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany, zum Wandel im
deutschen High-Street-Einzelhandel: „Erneut sehen wir mehr
Besucher in den Innenstädten. Das zeigt: Selbst wenn dort für
den klassischen Einzelhandel die Umsätze zurückgehen, gibt es
für die Menschen noch andere Gründe, in die City zu gehen. Statt
zum Beispiel in eine weitere Hose zu investieren, geben sie
einen Teil ihres Budgets in einem neuen, trendigen
Gastronomie-Konzept aus. Städte, die diese Aufenthaltsqualitäten
zum Beispiel durch Fußgängerzonen und Außengastronomie bieten
sowie sich stetig wandeln, werden auch weiterhin volle
Innenstädte und damit die entscheidende Basis für den
stationären Handel haben.“
Ranking nach Einwohnerzahlen: Bielefeld, Aachen und Lüneburg auf
den Spitzenplätzen
Die Bielefelder Bahnhofstraße (8.035) ist mit Abstand die
bestbesuchte Einkaufsmeile in der Kategorie
250.000 bis 500.000 Einwohner und kommt bundesweit auf Platz 12.
Es folgen die Wiesbadener Kirchgasse (7.585; bundesweit Rang 16)
und die Münsteraner Ludgeristraße (7.345; 18.). Die Kaiserstraße
in Karlsruhe (7.330; 19.) und die Augsburger Annastraße (7.155;
20.) vervollständigen die fünf Top-Lagen dieser Kategorie.
Bei den mittelgroßen Städten mit 100.000 bis 250.000 Einwohnern
ist die Aachener Adalbertstraße
(6.210; 29.) das Maß der Dinge. Auf den Rängen zwei und drei
folgen die Paderborner Westernstraße (6.185; 30.) und die
Trierer Simeonstraße mit 6.095 Passanten auf Rang 31. Zu den Top
5 in dieser Einwohnerkategorie gehören zudem die Obere
Königstraße in Kassel (5.995; 32.) und die Breite Straße in der
Hansestadt Lübeck (5.990; 33.).
In der Kategorie unter 100.000 Einwohnern trumpft die Große
Bäckerstraße in Lüneburg (4.715; 60.) auf. Dahinter folgt der
Grüne Markt in Bamberg (4.655; 63.) auf Rang zwei. Platz drei
geht an den Flensburger Holm (4.495; 68.). Der langjährigen
Spitzenreiter in dieser Kategorie, den Gießener Seltersweg
(4.040; 79.) und die Kanzleistraße in Konstanz (3.205; 93.)
machen die Top 5 der Kategorie komplett.
Deutsche Luxusmeilen: Königsallee weit vorne, dahinter wechselt
das Verfolgerfeld
Bei den deutschen Luxusmeilen ist die Düsseldorfer Königsallee
traditionell kaum zu schlagen. So auch 2017, wo 4.785 für den
59. Gesamtrang, aber vor allem für die unangefochtene
Spitzenposition unter den Prachtstraßen reichte. Mit nur fast
der Hälfte der Besucher, nämlich 2.660 folgt die Münchner
Maximilianstraße. Immerhin: Vor einem Jahr war der Zuspruch mit
1.830 Passanten noch deutlich niedriger gewesen. Ebenso
steigerte die Stuttgarter Stiftstraße ihre Popularität nach
einer Baustellenphase wieder und verdreifachte ihre Quote von
850 auf 2.480 Passanten nahezu. Abwärts ging es derweil für die
Frankfurter Goethestraße, die von 2.500 auf 1.645 Personen pro
Stunde fiel sowie der Neue Wall in Hamburg, der nach 3.020
Besucher im Vorjahr diesmal nur noch 1.600 verzeichnete.
Menge an Hochfrequenzlagen: Hannover läuft Hauptstadt Berlin den
Rang ab
Erneut hat die Millionenstadt München die höchste Dichte an
Hochfrequenzlagen mit jeweils mehr als 5.000 Passanten/Stunde
vorzuweisen. In der bayrischen Landeshauptstadt sind dies in der
Reihenfolge ihrer Frequenzstärke die Lagen Kaufingerstraße,
Neuhauser Straße, Weinstraße, Tal sowie Sendlinger Straße.
Überraschend: Dahinter hat Hannover Berlin überholt. In
Niedersachsens Großstadt sind die Georgstraße, die
Bahnhofstraße, die Große Packhofstraße und Karmarschstraße
hochfrequentiert. In Berlin erreichen nur die Lagen
Tauentzienstraße, Kurfürstendamm und Friedrichstraße dieses
Niveau. Allerdings liegen die Hannoveraner Straßen alle
benachbart zentral, während Berlins Konsumlagen über das gesamt
Gebiet der Millionenstadt verstreut sind.
Bei den Bundesländern ist Nordrhein-Westfalen das Maß der Dinge:
Insgesamt 14 Einkaufsstraßen erzielen dort mit ihrer jeweiligen
Spitzenlage Frequenzen oberhalb von 5.000 Passanten/Stunde. In
NRW insgesamt wurden 208.150 Passanten je Stunde gezählt.
Fußgängerzonen locken deutlich mehr Besucher an
Auch in diesem Jahr hat JLL analysiert, inwieweit sich die
Passantenzahlen in Fußgängerzonen von denen in Fahrstraßen
unterscheiden. Analysiert wurden 2017 dafür 132 Fußgängerzonen
sowie dem entgegen 38 Fahrstraßen. Wie erwartet weisen die
Fußgängerzonen eine deutlich höhere Frequenz auf. Im
Durchschnitt liegen diese bei knapp 4.500 Passanten je Stunde.
In den Fahrstraßen ermittelt JLL dagegen nur durchschnittlich
3.300 Passanten je Stunde.
Trends im Einzelhandel: Online ermöglicht vielfältigere Flächen
Die Befürchtung, dass Innenstädte in Zeiten des Onlinehandels
veröden, bestätigt sich also nicht. „Wir sehen vielmehr, dass
die Städte wieder vielfältiger werden und das Kauf- und
Genusserlebnis in den Vordergrund stellen“, erklärt Dirk Wichner
die Entwicklung. Durch den Onlinehandel gibt es keinen Zwang
mehr, das komplette Sortiment auf der Fläche zu präsentieren.
Die Folge: „Es werden vielerorts tendenziell kleinere Flächen
angemietet, dafür mehr und vielfältiger, was viele Innenstädte
wieder bunter und attraktiver macht.“
Die diesjährige Zählung in insgesamt 170 Einkaufsstraßen
erfolgte bundesweit zeitgleich am Samstag, den 6. Mai 2017,
13.00-16.00 Uhr. Angegeben ist der Durchschnittswert pro Stunde.
Wo Werte durch äußere Rahmenbedingungen deutlich beeinflusst
wurden, ist in der Folgewoche erneut gezählt worden.