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Kaufpreise in Frankfurt am Main kratzen an der
4.000-Euro-Marke. Der Brexit könnte in der Finanzmetropole bis
zu 10.000 neue Stellen schaffen und die Preise weiter anheizen.
Auch die Umlandgemeinden können vom Boom profitieren - Bad Soden
liegt nur noch knapp unter Frankfurter Preisen.
Für Frankfurt am Main ist er ein Gewinn: Der 2016 beschlossene
EU-Austritt der Briten. Diverse Finanzunternehmen haben bereits
angekündigt, ihren Sitz in die Bankenmetropole zu verlegen. Die
Rede ist von bis zu 10.000 neuen Stellen. Wenn die Banker in die
Mainmetropole strömen, könnte das allerdings auch immense
Auswirkungen auf den Immobilienmarkt von Stadt und Umland haben.
Eine Kaufpreis-Analyse von immowelt.de zeigt: Auf die neuen
Bewohner warten hohe Preise und hart umkämpfte Märkte.
Frankfurt: Nummer 4 der teuersten Großstädte
Unter den deutschen Großstädten rangiert Frankfurt mit
Kaufpreisen von 3.930 Euro pro Quadratmeter im Median auf Platz
4, hinter München, Ingolstadt und Freiburg. Die 4.000-Euro-Marke
werden die Kaufpreise für Wohneigentum mit hoher
Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr noch knacken - auch ohne
massenhaften Zuzug der überdurchschnittlich finanzkräftigen
Neubürger. Und dass diese kommen, ist wahrscheinlich: Deutsche
Bank, JP Morgan, Standard Chartered und viele weitere große
Player im Finanzgeschäft wollen ihre Präsenz in Frankfurt
ausbauen. Die Aussichten auf viele neue Einwohner mit
internationalem Hintergrund war für das Land Hessen Grund genug,
eine englischsprachige Seite mit Informationen zum neuen
Wohnsitz zu starten.
Westend, Bockenheim, Ostend - Viertel für
Gutverdiener
Den neuen Bewohnern Frankfurts bietet sich eine Stadt, die
bereits seit Jahrzehnten vom inter-nationalen Finanzgeschäft
geprägt ist. In den jetzt schon beliebten Quartieren für
Menschen mit guten bis sehr guten Einkommen sind die Kaufpreise
für Wohnimmobilien entsprechend hoch. Im gutbürgerlichen
Westend werden Wohnungen derzeit für durchschnittlich 6.190 Euro
pro Quadratmeter angeboten - mehr als 2.000 Euro über dem
Gesamtschnitt der Stadt. Auch Nordend (5.070 Euro) und
Sachsenhausen (4.980 Euro) sind beliebte und damit
ent-sprechend teure Stadtteile.
Innerstädtisch kaum Alternativen, Speckgürtel ebenfalls teuer
Wirklich günstig ist keine Gegend in Frankfurt. Unter dem
Gesamtschnitt der Stadt werden Wohnimmobilien zum Beispiel in
Nord-West (3.020 Euro), West (3.110 Euro) und Oberrad (3.390
Euro) angeboten.
Im Speckgürtel Frankfurts erwarten Zuzügler ebenfalls hohe
Preise fürs Eigenheim. In Bad Soden liegt der Quadratmeterpreis
aktuell bei 3.890 Euro im Median, in Königstein bei 3.530 Euro.
Ebenfalls hoch im Kurs stehen Oberursel (3.440 Euro) und Bad
Vilbel (3.420 Euro).
Für günstigere Alternativen im Frankfurter Umland müssen längere
Wegen und eine schlechtere An-bindung an das S-Bahn-Netz in Kauf
genommen werden. In Groß-Gerau, südwestlich von Frankfurt,
werden Wohnimmobilien für 1.890 Euro im Median angeboten. Im
nordöstlich gelegenen Bruchköbel für 1.940 Euro pro
Quadratmeter.
Prognose: Brexit-Boom wird Preise beflügeln
Auch ohne Zuzügler aus dem Finanzsektor sind die Kaufpreise in
Frankfurt seit dem letzten Jahr um 6 Prozent gestiegen. Sollten
sich die optimistischsten Voraussagen bewahrheiten und 10.000
neue Stellen im traditionell gut bezahlten Finanzsektor
entstehen, wird sich dieses Wachstum mit hoher
Wahrscheinlichkeit weiter beschleunigen. So erfreulich für
Stadt und Bundesland die neue Wirtschaftskraft sein wird: Für
den Wohnungsbau in Frankfurt wird diese Entwicklung eine
Herausforderung, damit Gering- und Normalverdiener nicht an den
Rand gedrängt werden.
Berechnungsgrundlage:
Datenbasis für die Berechnung der Kaufpreise in Frankfurt am
Main und Umgebung waren 15.400 auf immowelt.de inserierte
Angebote. Die Preise sind jeweils Angebots-, keine
Abschlusspreise. Die Preise geben den Median der jeweils im 1.
Halbjahr 2017 angebotenen Wohnungen und Häuser wieder. Der
Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise.