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Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat die kanadische Schriftstellerin, Essayistin und Dichterin Margaret Atwood zur diesjährigen Trägerin des Friedenspreises gewählt. Das gab Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der Eröffnung der Buchtage Berlin 2017 bekannt.
Die Verleihung findet zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 15. Oktober 2017, in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse hält die Laudatio.
In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Die kanadische
Schriftstellerin, Essayistin und Dichterin zeigt in ihren
Romanen und Sachbüchern immer wieder ihr politisches Gespür und
ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen
und Strömungen. Als eine der bedeutendsten Erzählerinnen unserer
Zeit stellt sie die sich wandelnden Denk- und Verhaltensweisen
ins Zentrum ihres Schaffens und lotet sie in ihren utopischen
wie dystopischen Werken furchtlos aus. Indem sie menschliche
Widersprüchlichkeiten genau beobachtet, zeigt sie, wie leicht
vermeintliche Normalität ins Unmenschliche kippen kann.
Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz prägen die Haltung
Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsein und tiefer
Menschenkenntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und
Sorgen für uns so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich
formuliert. Durch sie erfahren wir, wer wir sind, wo wir stehen
und was wir uns und einem friedlichen Zusammenleben schuldig
sind.“
Margaret Atwood, geboren am 18. November 1939
im kanadischen Ottawa, gilt als wichtigste und erfolgreichste
Autorin Kanadas. Ihr Werk, bestehend aus Romanen,
Kurzgeschichten, Essays, Lyrik, Theaterstücken, Drehbüchern und
Kinderbüchern ist mittlerweile in mehr als 30 Sprachen
erschienen. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Graeme
Gibson, in Toronto.
Von 1957 bis 1962 studierte Margaret Atwood
in Toronto und Cambridge/Massachusetts Englisch und Literatur.
Ab 1964 war sie als Literaturwissenschaftlerin an verschiedenen
Universitäten tätig. Erste Gedichte (wie „The Circle Game“)
publiziert sie bereits Anfang der 1960er Jahre im
„Selbstdruckverfahren“. Mit der Veröffentlichung ihres ersten
literaturkritischen Werks „Survival: A Thematic Guide to
Canadian Literature“ (1972) und ihrer ersten beiden Romane „Die
essbare Frau“ (1969; dt. 1985) und „Der lange Traum“ (1972; dt.
1979) erlangte sie national wie auch international erste größere
Bekanntheit.
In ihren literarischen und essayistischen
Werken setzt sich Atwood intensiv mit gesellschaftlichen und
politischen Fragen auseinander. In ihrem 1985 (dt. 1987)
erschienenen dystopischen Roman „Der Report der Magd“ beschreibt
sie in der Tradition George Orwells eine totalitäre
Gesellschaft, in der Frauen als Gebärmaschinen benutzt und
unterdrückt werden. In ihrer Endzeit-Trilogie „Oryx und Crake“
(2003), „Das Jahr der Flut“ (2009) und „Die Geschichte von Zeb“
(2013, dt. 2014) entwirft sie eine postapokalyptische Welt,
durch die sie die ökologischen Auswirkungen und gefährliche
Strömungen in der Gesellschaft ins Auge nimmt. Ihr Essay „Payback.
Schulden und die Schattenseiten des Wohlstands“ (2008)
thematisiert die Voraussetzungen und Folgen der weltweiten
Finanzkrise. Auch über ihr künstlerisches Schaffen hinaus
engagiert sich Atwood politisch und gesellschaftlich, etwa als
Umweltaktivistin. Gemeinsam mit Salman Rushdie führt sie seit
Mai 2017 eine Kampagne des PEN International an, die verfolgten
und von Zensur bedrohten Menschen Unterstützung und größere
Aufmerksamkeit geben will.
Margaret Atwood wurde mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet, unter anderem mit dem Booker Prize for Fiction
(2000), dem Nelly Sachs-Preis (2009), dem Canadian Booksellers'
Lifetime Achievement Award (2012) und dem PEN Printer Prize
(2016). Zuletzt erschien ihr Roman „Hexensaat“ (2016, dt. 2017).
Ende 2017 wird der Essayband „Aus Neugier und Leidenschaft“
veröffentlicht, in dem der schriftstellerische Kosmos von
Margaret Atwood mit Rezensionen, Reisebereichten, Schriften zu
ökologischen Themen und Erzählungen vorgestellt wird.