Verlag: M BOOKS
Autoren: Martin Düchs, Monika Grubbauer, Hanna Hilbrandt,
Vladimir Kulić, Sven Quadflieg, Dubravka Sekulić
Herausgeber: Sven Quadflieg, Gregor Theune
Künstlerische Gestaltung: Sven Quadflieg
Fotografie: Gregor Theune
Ausgehend von einem Foto-Zyklus von Gregor Theune beschäftigt
sich das Buch mit dem Phänomen des Aufstockens, der Erweiterung
und des Weiterbaus bestehender Wohnhäuser in den
Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawiens ("Nadogradnje"). Der
Band präsentiert gut zwei Dutzend dieser Fotografien, von denen
eine eigentümliche Faszination ausgeht: Immer wieder werden
Plattenbauten aus sozialistischen Zeiten aufgestockt - nicht
selten durch holzverkleidete Hütten mit Giebeldächern.
Diese Form der informellen Architektur - ohne fachmännische
Planung und abseits aller Bauvorschriften und -standards -
beschreiben die Herausgeber als eine Form von "urbaner
Selbstregulierung", die sich offenbar gerade im Machtvakuum der
kollabierenden staatlichen Strukturen Ex-Jugoslawiens rapide
verbreitet.
In sechs Essays diskutieren Architekten und Stadtforscher die "Nadogradnje"-Bauten als Beispiele einer "autonomen Architektur", bei der die Bewohner ihr Recht auf Wohnen selbst in die Hand nehmen und realisieren. Gleichzeitig warnen sie vor der "Versuchung", diese informelle Architektur als "Manifestation selbst organisierten Lebens zu idealisieren". Dennoch: das schwarz auf schwarz gedruckte Cover, das verwendete Papier, die graphische Gestaltung und Reproduktion der Fotos machen das Buch auf jeden Fall auch zu einem ästhetischen Vergnügen.
Nach der territorialen Teilung des ehemaligen Jugoslawiens
trafen sich politische und gesellschaftliche Wandlungen sowie
die rasche Umwandlung von einer sozialistischen Planwirtschaft
zu einer neoliberalen Marktwirtschaft unter hohem Druck der
Stadtentwicklung und schwachen öffentlichen Institutionen, die
sich noch nicht an die postsozialistische Nachkriegsordnung
gewöhnt hatten.
Neue städtebauliche und architektonische Ordnungen
unterschiedlicher Größenordnung zeugen von dieser Entwicklung
und sind im Stadtbild sowohl visuell als auch strukturell fest
verankert. Einer der Nebenwirkungen dieser weitgehend
deregulierten Situation war die Informalisierung des
öffentlichen Raumes. Als Folge der Privatisierung von
städtischen Wohngebäuden wurden zum Beispiel viele dieser
Gebäude um 1 bis 3 Stockwerken erweitert.
Die fotografische Arbeit von Gregor Theune zeigt Beispiele für
diese Art der städtischen Selbstregulierung in
postjugoslawischen Städten und wirft Fragen über das städtische
System mit all seinen lokalen Akteuren und Abhängigkeiten auf.
Mit Gregor Theunes fotografiert Nadogradnje einen bildlichen
Ansatz für städtische Landschaften und wissenschaftliche
Positionen durch internationale Autoren verschiedener
disziplinarischer Hintergründe, um ein weites Diskurs über die
informelle Architektur des Balkans zu eröffnen.
Nadogradnje – Urban Self-Regulation in Post-Yugoslav Cities
Autoren: Sven Quadflieg & Gregor Theune
Verlag: M - BOOKS
1. Auflage, Weimar 2016
Softcover, 156 Seiten
design: Sven Quadflieg
29 farbige & 6 s/w Abb.
Größe: 20 x 25 cm
ISBN 978-3-944425-04-7
www.m-books.eu/produkt/nadogradnje/