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Stadt gilt als Organismus, der aus individuellen
und gemeinschaftlichen Interessen, wirtschaftlichen Kräften,
technischen und kulturellen Innovationen gewachsen ist –
basierend auf der Kommunikation der Akteure. Anders war es in
der Sowjetunion: Dort wurde der urbane Raum vom Staat oder
politischen Eliten entsprechend der politischen Ziele
realisiert, und das in einem der schnellsten und gewaltigsten
Urbanisierungsprozesse weltweit. Jetzt, mehr als zwei Jahrzehnte
nach dem Zusammenbruch des Sowjetreichs, existieren diese –
materiellen ebenso wie immateriellen – Strukturen als
gemeinsames Erbe der postsowjetischen Staaten weiterhin. Wie
gehen die heutigen Gesellschaften damit um und welche Folgen hat
das für sie?
Der Grundlagenband Urban Eurasia. Cities in Transformation ist
eine Reise zu urbanen Räumen, Plätzen und Menschen in der extrem
dynamischen, aber oft vergessenen Region zwischen Europa und
Asien. Die Herausgeberinnen Isolde Brade, Wissenschaftlerin am
Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig, und Carola S.
Neugebauer, Juniorprofessorin an der RWTH Aachen, haben achtzehn
Fachautoren aus verschiedenen Ländern, darunter 10 aus den
Staaten der ehemaligen UdSSR gebeten, ihre Sicht auf die
Entwicklung der postsowjetischen Städte zu schildern. Diese
Berichte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen den noch
bestehenden sowjetischen und jungen postsowjetischen Strukturen,
die wiederum auf lange gemeinsame, vorrevolutionäre und ethnisch
beeinflusste, kollektive Erfahrungen zurückgreifen. Es
kristallisiert sich heraus, dass man nicht mehr allein von der
postsowjetischen Stadt, sondern immer mehr vom Typus der
Eurasischen Stadt sprechen sollte.
Entstanden ist ein Querschnitt durch die Städte mit ihren
Netzwerken und Infrastrukturen. Das Buch thematisiert unter
anderem den Wohnungsbau in den Zentren und Peripherien, die
damit verbundene Gentrifizierung, sowie die wirtschaftliche
Entwicklung der Städte. Es handelt auch vom Umgang mit
Denkmälern und dem öffentlichen Raum, der von der
Propaganda-Bühne bis zu den heutigen Aneignungen durch die
Zivilgesellschaft mehrere Umwidmungen durchgemacht hat, sowie
von den Diskussionen über den Erhalt der Relikte aus der
Vergangenheit. Umfangreiches Fotomaterial macht diese urbanen
Veränderungsprozesse sichtbar und belegt eindrucksvoll die
Vielschichtigkeit städtischen Wandels im postsowjetischen Raum.
Der Band möchte zum Nachdenken und kritischen Diskussionen
jenseits der wenigen Medienberichte über die Städte in Eurasien
anregen.
Isolde Brade ∕ Carola S. Neugebauer (Hg.)
Urban Eurasia
Cities in Transformation
DOM publishers, Berlin
210 x 230 mm, 288 Seiten
300 Abbildungen, Softcover
ISBN 978-3-86922-506-7 (Englisch)
Erschienen im Juni 2017