Foto (c) Kulturexpress, Meldung: LBS |
|
Die dynamische Preisentwicklung auf dem deutschen
Immobilienmarkt wird sich auch im Jahr 2017 fortsetzen. Zu
diesem Ergebnis kommt die aktuelle Frühjahrsumfrage unter 600
Immobilienmarktexperten von LBS und Sparkassen. Sie erwartet bis
zum Jahresende Preisanstiege zwischen 3 und 5 Prozent.
"Trotz der inzwischen angesprungenen Neubautätigkeit, die
perspektivisch eine gewisse Entlastung verspricht, und der in
Ballungsräumen bereits erreichten hohen Preisniveaus sehen wir
für den Wohnungsmarkt noch keine Beruhigung. Vielmehr müssen
sich die Bundesbürger auf Preissteigerungen einstellen, die
deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate liegen", resümierte
LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann bei der Vorstellung
der LBS-Analyse "Markt für Wohnimmobilien 2017" am 14. Juni in
Berlin.
"Nach Einschätzung unserer Experten resultieren die
Preiserwartungen aus der unverändert hohen Nachfrage nach
Wohnimmobilien in Deutschland bei gleichzeitig knapper werdenden
Angeboten im Bestand sowie einer Neubautätigkeit, die sich nicht
schnell genug auf die veränderte Marktlage einstellen kann",
erläutert Guthmann. Geprägt werde der Wohnimmobilienmarkt
weiterhin durch außergewöhnlich attraktive
Finanzierungsbedingungen, eine gute Einkommens- und
Beschäftigungsentwicklung sowie dem weiter steigenden
Wohnraumbedarf - auch aufgrund der Zuwanderung.
Basis der Untersuchung ist eine jährliche Umfrage bei LBS und
Sparkassen in 402 Land- und Stadtkreisen. Die Immobilienexperten
werden jeweils im Frühjahr über ihre Einschätzung zur Angebots-
und Nachfragesituation auf dem Neubau- und
Gebrauchtwohnungsmarkt sowie über typische Preise - jeweils in
mittleren bis guten Lagen - vor Ort befragt. Erfasst werden
damit für rund 960 Städte die aktuellen Preise für frei stehende
Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Eigentumswohnungen und Bauland.
Die Erhebung gewährt ein umfassendes Bild über die
Wohnungsmarktsituation in Deutschland - zusammengefasst im
"LBS-Immobilienpreisspiegel".
Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist geprägt von enormen
Preisunterschieden von Region zu Region. Dies gilt traditionell
für gebrauchte frei stehende Einfamilienhäuser, meist in
attraktiver Lage, die auf der Beliebtheitsskala ganz oben
stehen. An der Preisspitze bundesdeutscher Großstädte erscheint
laut LBS-Immobilienpreisspiegel München, wo es mit 1,2 Millionen
Euro mehr als zehnmal so teuer ist wie in einzelnen ostdeutschen
Mittelstädten. Hinter der bayerischen Landeshauptstadt folgen
bei den Großstädten der Südwesten mit Stuttgart (810.000 Euro),
Heidelberg und Wiesbaden (790.000 Euro), Freiburg im Breisgau
(770.000 Euro) und Frankfurt (745.000 Euro).
Teils noch teurer sind Immobilien in attraktiven
Umlandgemeinden. So weist der Münchener Nobel-Vorort Grünwald
mit 1,65 Millionen Euro sogar den absoluten Rekord auf. Und in
Meerbusch sind die typischen Objekte mit 650.000 Euro um 150.000
Euro teurer als in Düsseldorf. Spitzenpreise gibt es nach
Aussage der LBS-Experten auch in Regionen mit besonders
reizvoller Landschaft: in den Voralpen Starnberg mit 1,25
Millionen Euro, am Bodensee Konstanz und Lindau mit 850.000 bzw.
670.000 Euro.
Auf der anderen Seite verzeichnet der Immobilienpreisspiegel der
LBS auch Halbmillionen-Städte, bei denen relativ günstige
gebrauchte Einfamilienhäuser verfügbar sind. Typische Preise
bewegen sich in Leipzig, Hannover, Bremen, Dortmund und Dresden,
aber auch in Berlin in einer Bandbreite zwischen 280.000 und
370.000 Euro. In manchen Großstädten liegt das Preisniveau noch
einmal deutlich niedriger, nicht nur in den neuen Ländern mit
Halle und Magdeburg (160.000 bzw.180.000 Euro), sondern
vereinzelt auch im Norden (Bremerhaven mit 140.000 Euro) und im
Westen (Siegen mit 185.000 Euro). In den Mittelstädten markieren
Eisleben und Grimma mit jeweils 60.000 Euro das untere Ende der
Preisskala.
Auch beim Neubau von Reiheneigenheimen sind die Preise nach
Auskunft der LBS-Experten zuletzt gestiegen. "Doch sind auch
hier die Einstiegspreise für Wohneigentumsinteressenten nicht
schlecht", so Guthmann. Denn in Westdeutschland bewegen sie sich
in Groß- und Mittelstädten um 270.000 Euro, im Osten und Norden
zwischen 180.000 und 220.000 Euro. Lediglich im Süden
signalisiere der auf 420.000 Euro gestiegene Durchschnittspreis
vielerorts echte Engpässe. So koste selbst "in der Reihe" ein
neues Eigenheim in München 890.000 Euro und in Starnberg 860.000
Euro. In knapp der Hälfte der Metropolen ab einer halben Million
Einwohner (einschließlich Berlin) rangierten sie aber immer noch
im Bereich bis zu 310.000 Euro.
Ähnliche regionale Unterschiede gibt es laut LBS-Analyse bei
gebrauchten Reihenhäusern - im Schnitt mit einem Preisvorteil
gegenüber Neubauten von rund 23 Prozent. "Vereinzelt sind sie
aber lagebedingt sogar genauso teuer wie Neubauten, etwa in Bad
Soden", so Guthmann.
Bei neuen Eigentumswohnungen registrieren die LBS-Experten
überall merklich gestiegene Preise, insbesondere auch an
touristisch interessanten Orten, in Ballungsräumen und
Universitätsstädten. Hier erreicht laut LBS-Preisspiegel
Grünwald mit 7.900 Euro pro Quadratmeter den Spitzenwert,
gefolgt von München (7.500 Euro). Weit vor Frankfurt, Stuttgart
(5.100 Euro bzw. 5.000 Euro) und Hamburg (4.975 Euro) finden
sich Gauting (6.800 Euro), Gräfelfing (6.500 Euro), Planegg und
Starnberg (6.400 Euro bzw. 6.300 Euro). Bei den
Halbmillionenstädten liegen die Quadratmeterpreise in Dortmund,
Hannover und Dresden im moderaten Bereich von 3.000 Euro oder
sogar darunter.
Bei gebrauchten Eigentumswohnungen stellen die LBS-Experten
gleichfalls eine zunehmende Nachfrage und steigende Preise fest.
Allerdings ist der Preisunterschied zu einem Neubau (mit meist
höherem Standard) unverändert groß. Derzeit betrage der Abschlag
für gebrauchtes Stockwerkseigentum im Vergleich zu Neubauten im
Durchschnitt immer noch rund 40 Prozent. In den Groß- und
Mittelstädten Nord- und Ostdeutschlands lägen die
Quadratmeter-Preise deshalb häufig bei knapp 1.200 Euro, im
Süden bei fast 2.500 Euro.
Bauland bleibt nach Experten-Einschätzung der Engpassfaktor
Nummer eins auf dem Immobilienmarkt. In den süddeutschen Groß-
und Mittelstädten seien Grundstücke mit 480 Euro pro
Quadratmeter nochmals teurer als im Vorjahr. Das sei glatt
dreimal so viel wie im Norden (150 Euro) und gar fünfmal so viel
wie im Osten (90 Euro). Spitzenpreise würden in süd- und
südwest-deutschen Großstädten wie München (1.800 Euro) samt
einigen Umlandgemeinden, Stuttgart (1.050 Euro) oder Nürnberg
(700 Euro) registriert. Laut LBS-Preisspiegel ist in vielen
Mittelstädten und in mancher Großstadt (Bremerhaven, Chemnitz,
Cottbus und Salzgitter) Bauland jedoch für unter 100 Euro pro
Quadratmeter am Markt.
Für die weitere Entwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt
wird es nach Einschätzung der LBS-Experten auch darauf ankommen,
dass die Ausweitung des Wohnungsangebots durch Neubau
vorankommt. "Mit den im vergangenen Jahr fertiggestellten
278.000 Wohnungen (plus 12 Prozent gegenüber 2015) ist
Deutschland zwar auf dem richtigen Weg, doch noch ein ganzes
Stück weit weg von den 350.000 bis 400.000 Wohneinheiten, die
gebraucht werden, um die gewachsene Nachfrage zu bedienen", so
Guthmann abschließend.
|