Drei Varianten sind vorgesehen. Eins sieht eine
Sanierung im Bestand vor. Variante zwei berechnet die Sanierung
bei einer Teilauslagerung des Betriebes. Variante drei behandelt
schließlich den kompletten Abriss und Neubau des Gebäudes.
Das Haus mit seiner langgestreckten Glasfront zum
Willy-Brandt-Platz ist legendär. Die messingwolkene Dekoration
im Inneren der Städtischen Bühnen verfügt über
Wiedererkennungswert. In vielen Inszenierungen wurde der "Ring"
der Nibelungen aufgeführt und zahlreiche Welturaufführungen
wurden auf die Bühne gebracht. Das ist unvergesslich. Dennoch
entspricht das Gebäude nicht mehr den Anforderungen der
Gegenwart. Das Haus ist zu klein. Deshalb ist der Ruf groß nach
einem Neubau. Planungsdezernent Mike Josef äußerte sich,
indem er eine offene Debatte anregte, bis die Kostenfrage
geklärt sei. Dieser Neubau könnte, so Mike Josef, ebenso eine
Glasfassade mit ähnlichen Ausmaßen erhalten wie das Gebäude
bisher.
Vor vier Jahren wurde die sogenannte „Machbarkeitsstudie für
Gesamtsanierung der Städtischen Bühnen Frankfurt“ vom
Kulturdezernat beauftragt. Grundlage ist ein Magistratsbeschluss
vom 6. September 2013.
Die Projektleitung der Studie oblag dem städtischen Hochbauamt
in enger Abstimmung mit den Städtischen Bühnen. Sie legten die
Parameter fest, nach denen der Bestand und die verschiedenen
Lösungen eingehend geprüft wurden. Die Aufnahme und Bewertung
des Bestandes der Städtischen Bühnen Frankfurt durch die
beauftragten Planer führte zu einer Liste von Mängeln baulicher,
technischer, sicherheitstechnischer, funktionaler und
gestalterischer Art. Sie sind auf das Alter des 1963 errichteten
Gebäudes und seine lange und bewegte Entwicklungsgeschichte
zurückzuführen.
Die Machbarkeitsstudie wurde durch das Architekturbüro PFP
PLANUNGS GMBH aus Hamburg fertiggestellt. Inhalt und Ergebnisse
der Studie wurden am 6. Juni öffentlich vorgestellt. Die
Untersuchung beinhaltet sowohl Aussagen zum aktuellen Zustand
des Gebäudes, eine Nutzerbedarfsanalyse sowie die drei
kalkulierten Varianten zur Neugestaltung und Sanierung des
Theatergebäudes am Willy-Brandt-Platz.
„Bisher war die Zeit der Fachleute und Planer. Jetzt beginnt
die Zeit der politischen Willensbildung, und das heißt
zunächst einmal, dass die Kosten der einzelnen Modelle
durchaus hinterfragt werden können und hinterfragt werden
müssen. Meine grundsätzliche Haltung zum Standort ist
bekannt und wird sich durch die heute vorgestellte Studie
auch nicht ändern. Die Theaterdoppelanlage, das
künstlerische und kulturelle Herz Frankfurts, gehört in die
Mitte unserer Stadt“, sagt Kulturdezernentin Dr. Ina
Hartwig.
„Die heute vorgestellten Zahlen verdeutlichen, vor welch
großer Planungs- und Bauaufgabe wir stehen. Daher muss mit
größter Sorgfalt abgewogen werden, wie vorgegangen werden
soll. Das bezieht sich sowohl auf das "Was" - also das
Raumprogramm - als auch auf das "Wie" - das heißt die
Entscheidung für eine Variante und den Standort. Bevor eine
so kostenintensive Entscheidung getroffen wird, sollten
zunächst alle denkbaren Varianten belastbar geprüft werden.
Erst dann kann meines Erachtens abschließend über das
weitere Vorgehen entschieden werden“, sagt Jan Schneider,
Dezernent für Bau und Immobilien, Reformprojekte,
Bürgerservice und IT.
Variante eins:
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Foto (c)
Kulturexpress, Städtische Bühnen Frankfurt |
Die erste Variante der Studie, die von den Städtischen Bühnen
zunächst bevorzugt wurde, prüft und berechnet eine Sanierung von
Schauspiel und Oper bei laufendem Betrieb mit einer Bauzeit von
elf Jahren. Der Mehrbedarf, den die zugehörige
Nutzerbedarfsanalyse ermittelt hat, etwa für Probebühnen,
benötigte Büro- und Lagerräume sowie Proberäume für die Musiker,
würde sich in einem Hochhaus ausdrücken. Derzeit sind diese
Räume zum Teil angemietet, verteilen sich über die ganze Stadt
und verursachen erhebliche Kosten. Aber auch die gesetzlich
notwendige technische Anpassung (Brandschutz, Arbeitssicherheit)
erfordert einen erheblichen Volumenzuwachs. Im Turm-Neubau, der
in den ersten Schritten anstelle des jetzigen Opernmagazins
entstünde, würde für das Schauspiel eine Ersatzspielstätte
eingerichtet. Das vakante Schauspielhaus stünde damit dem
Opernbetrieb zur Zwischennutzung zur Verfügung. Dadurch könnte
das Opernhaus komplett saniert werden. Nach Abschluss dieser
Arbeiten könnte der Spielbetrieb der Oper in den angestammten
Räumlichkeiten wieder aufgenommen und das Schauspielhaus
vollständig saniert bzw. erneuert werden. Dazu gehört auch der
Bau der Werkraumbühne als Erweiterung der bisherigen
Kammerspiele. Zuletzt würde das Schauspiel aus der
Turm-Interimsspielstätte wieder zurückziehen.
Variante zwei:
Die zweite Variante sieht ein gleiches Ergebnis vor, jedoch mit
einer Extension des Hochhauses im hinteren Bereich des
bestehenden Hauses. Bei dieser Variante wird eine Bauzeit von
acht Jahren zugrunde gelegt, weil nur eine Bühne während der
Umbauten weiter bespielt würde. Im ersten Schritt würde der
Schauspielbetrieb an einen externen Standort verlegt, und die
Oper zöge in den Schauspielbereich. Im Unterschied zur ersten
Variante könnte nunmehr der Opernbereich komplett saniert und
gleichzeitig der Turm anstelle des Opernmagazins gebaut werden.
Nach dem Wiedereinzug der Oper würde das Schauspiel saniert und
die Werkraumbühne als Erweiterung der jetzigen Kammerspiele
gebaut. Danach würde das Schauspiel wieder an seinen
ursprünglichen Ort zurückkehren.
Variante drei:
Die dritte Variante, basierend auf belastbaren Vergleichswerten
anderer Städte, berechnet einen Komplettabriss und
anschließenden Neubau auf dem 1,3 Hektar großen jetzigen
Standort. Als Bauzeit liegen dieser Variante sechs Jahre
zugrunde. Sowohl für das Schauspiel als auch für die Oper
müssten externe Interimslösungen gefunden werden. Ausgehend von
den ermittelten Gebäudedaten, also Nutzfläche und
Bruttogeschossfläche, der ersten und zweiten Variante, wird eine
Kubatur im Rahmen des Grundstückzuschnitts gebildet, wobei auch
Innenhöfe zur Belichtung der Nutzflächen berücksichtigt werden.
Aus dieser Grundlage lassen sich Kennwerte für Vergleichskosten
ableiten.
Bauliche Durchführbarkeit
Bei der vorgelegten Machbarkeitsstudie handelt es sich um eine
Untersuchung der baulichen Durchführbarkeit der beschriebenen
Varianten inklusive einer Kostenaufstellung. Sie ersetzt weder
einen Architektenwettbewerb noch die genaue Planung eines
tatsächlich durchzuführenden Bau- oder Sanierungsprojekts. Damit
dient das Ergebnis der Studie als Diskussions- und
Beschlussgrundlage für die verschiedenen städtischen Gremien.
Die Kostenrechnung, basierend auf einem Baubeginn 2021, setzt
sich wie folgt zusammen: Bei Variante eins betragen die reinen
Baukosten 528 Millionen Euro. Bei Variante zwei liegen sie bei
rund 506 Millionen und bei der dritten Variante bei rund 610
Millionen Euro. Bei allen drei Varianten kommen außerdem Kosten
für den Abriss und Neubau, ein kalkulierter Risikozuschlag
zwischen 10 und 30 Prozent sowie allgemeine Preissteigerungen
hinzu, wie es bei Bauprojekten dieser Größenordnung üblich ist.
Außerdem müssen die Kosten für die entsprechenden
Interimslösungen hinzugefügt werden. Dies ergibt bei Variante
eins eine Gesamtsumme von rund 868 Millionen Euro, bei der
zweiten Variante rund 848 Millionen Euro und bei der dritten
Variante Gesamtkosten in Höhe von rund 888 Millionen Euro.
Eine detaillierte Übersicht der Kosten ist in dem Exzerpt der
Machbarkeitsstudie der Städtischen Bühnen auf Seite 87
tabellarisch dargestellt (die Studie ist zu finden unter
http://kultur-frankfurt.de/portal/de/Presse/MachbarkeitsstudieStaedtischeBuehnen/2581/0/0/0/161.aspx
„Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie müssen jetzt erst einmal
kritisch gegengeprüft werden. Ebenso muss geprüft werden, wo es
Einsparpotentiale gibt. Eines aber ist gewiss: Der alarmierende
Zustand des 1963 eingeweihten Hauses erzwingt baldiges Handeln.
Andernfalls wäre die Gefahr einer kompletten Schließung nicht
mehr auszuschließen. Eine der wichtigsten Entscheidungen der
Stadtpolitik für die nächsten zehn Jahre steht also bevor. Es
geht um nicht weniger als darum, das künstlerische Herzstück
unserer wachsenden Stadt, die Theaterdoppelanlage, für das 21.
Jahrhundert neu zu definieren. Dafür braucht es Zeit und
Sorgfalt“, so die Kulturdezernentin abschließend.
Auf dem Podium der Pressekonferenz saßen Prof. Jörg Friedrich,
PFP HH Geschäftsführer, Detlef Junkers, PFP HH
Büroleiter, Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig,
Baudezernent
Jan Schneider, Opernintendant Bernd Loebe,
der designierte Schauspielintendant Anselm Weber,
Anita Wilde, Verwaltungsdirektorin Städtische Bühnen
Frankfurt, und Olaf Winter, Technischer Direktor von Oper
und Schauspiel.
Film-Mitschnitt der kompletten Präsentation auf:
http://kultur-frankfurt.de/portal/de/Presse/MachbarkeitsstudieStaedtischeBuehnen/2581/0/0/0/161.aspx
Außerdem ist unter diesem Link im Anschluss an die
Pressekonferenz ein Exzerpt zu finden, welches die über
800-seitige Studie auf rund 113 Seiten zusammenfasst.
Infoveranstaltungen sind geplant.