vom 24. bis 31. Mai 2017 jeweils von 16 bis 18 Uhr

Studentenwettbewerb: Visionen für das Zoogesellschaftshaus

Foto (c) Kulturexpress, Meldung: Presseinfo der Stadt Frankfurt am Main (pia)

 

Modellentwurf 1. Preis

Das in Teilen denkmalgeschützte Zoogesellschaftshaus ist seit 1876 ein Etablissement mit herrschaftlichen Attributen. Es nimmt damit eine zentrale Rolle auf dem Platz vor dem Frankfurter Zoo ein. Mehrere Brunnen versetzen die Anlage in ein symmetrisch gegliedertes, städtebauliches Gefüge. Damit verknüpft sind vielerlei Funktionen: Von Verwaltung bis Theater, Messen und Großveranstaltungen – schon immer war das Gebäude ein besonderer Anziehungspunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt.

 

Das Haus soll für die Zukunft vorbereitet werden. Studierende der Architektur erhielten vom Hochbauamt der Stadt Frankfurt die Aufgabe, Visionen für das Gebäude zu entwickeln. Die Entwürfe werden in einer Ausstellung in der Zooschule mit Plänen und Modellen präsentiert.
 

Modellentwurf 2. Preis

Das Zoogesellschaftshaus wieder zu einem lebendigen, städtischen Ort vielfältiger und spannender Nutzung werden zu lassen, war die Aufgabenstellung des Architektur-Studentenwettbewerbs. Das Frankfurter Hochbauamt als Berater und Planer für das öffentliche Bauen versteht sich als „Ideenschmiede“ für neue räumliche Anforderungen der Stadtgesellschaft. Aus diesem Grund ist der Austausch mit Ausbildungsstätten mit ihren freien und kreativen Denkansätzen traditionell ein wichtiges Anliegen.


Das historische Zoogesellschaftshaus ist ein Bestandsbau, die Fassaden zur Stadt hin und zum neuen Eingangsgebäude stehen unter Denkmalschutz. Das Haus sollte bei den Arbeiten als Schnittstelle zwischen Stadt und Zoo verstanden werden. Als mögliche Nutzungen wurden ein Kinder- und Jugendtheater-Zentrum, das Fritz-Rémond-Theater, die Zooverwaltung, multifunktionale Veranstaltungsflächen und eine Gastronomie für Besucher von Zoo- und Stadtseite aus vorgegeben. Als weite Nutzungsmöglichkeit konnte über eine Tiernutzung, beispielsweise ein Aquarium oder Wechselausstellungen mit Zoobezug, nachgedacht werden.

Entstanden sind innovative und ungewöhnliche Visionen für das historische Gebäude. „Die Ergebnisse zeigen die Kreativität der Studierenden und ihre Freude an der Aufgabe, aber auch das große Potenzial des stattlichen Zoogesellschaftshauses. Die sechs Siegerentwürfe sind wirklich sehenswert“, sagt Zoodirektor Manfred Niekisch. Auch wenn die Entwürfe visionär gehalten sind, geben sie einen exzellenten Eindruck vom Nutzungspotenzial des historischen Gebäudes. Die radikaleren Entwürfe definieren über Ergänzungsbauten oder Entkernung bis auf den Bestand eine neue aufregende Architektursprache. Andere Arbeiten gehen behutsamer mit dem Bestandsbau um und entwickeln diesen auf subtile Art und Weise weiter.

Insgesamt werden viele Aspekte aufgezeigt, von einer städtebaulichen Neugestaltung des Vorplatzes über eine intelligente Anordnung der verschiedenen Theater-, Zoo- und Gastronomienutzungen bis hin zu einer Ausnutzung der Souterrainflächen. „Die studentischen Lösungsansätze zeigen das Potenzial einer gesamtheitlichen Aufwertung des Zoogesellschaftshauses. Eine kreative und vielfältige Nutzung an diesem besonderen Ort bietet große Chancen für das Quartier und die Stadtgesellschaft als Ganzes“, sagt Roland Hatz vom Hochbauamt.

 

Die Entwürfe werden in einer Ausstellung in der Zooschule vom 24. bis 31. Mai, jeweils von 16 bis 18 Uhr, mit Plänen und Modellen präsentiert. Prämiert wurden Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences unter der Betreuung von Prof. Jean Heemskerk und der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, betreut von Prof. Mirco Becker.

Modellentwurf Ankauf

 

Über den ersten Preis (1.000 Euro) darf sich Rebecca Geiger freuen, Platz zwei (500 Euro) geht an Semira Lenk, gefolgt von Jiahui Sun auf Rang drei (300 Euro). Sie alle besuchen die Frankfurt University of Applied Sciences. Zusätzlich waren während des Wettbewerbs mehrere Ankäufe vorgesehen, dazu gehört der Entwurf von Carolin Diel.

 

Architektur und Geschichte

Das Zoo Gesellschaftshaus wurde 1876 nach dem Entwurf von Kayser und Durm errichtet, nachdem sich der Zoologische Garten als dauerhafte kulturelle Einrichtung Frankfurts etabliert hatte und auf das heutige Zoo Gelände umgezogen war. Es wurde als Repräsentationsbau im spätklassizistischen Stil mit Renaissance Anklängen errichtet und war zu dieser Zeit das Gebäude mit dem größten Festsaal Frankfurts.

 

Nach dem ersten Weltkrieg, der das Ende für die Zoologische Gesellschaft bedeutete, ging der Zoo in städtischen Besitz über. Das Gesellschaftshaus  wurde in den Kriegsjahren als Lazarett genutzt, in den darauf folgenden Jahren wurden dort erste Stummfilme mit Klavierbegleitung präsentiert und das vom Krieg unterbrochene kulturelle Leben Frankfurts konnte wieder Einzug nehmen.

Während des zweiten Weltkriegs wurde die Frankfurter Innenstadt fast vollständig zerstört und so traf es auch das Zoo Gesellschaftshaus. Einzig die Nord- und Westfassade, sowie die Eckrisalite, die Betondecke des kleinen Saals und die Gewölbedecken des Untergeschosses blieben erhalten. Der Zoologische Garten befand sich in finanziellen Nöten und stand kurz vor seiner Schließung, nur durch den Einsatz von Prof. Dr. Dr. Bernhard Grzimek, der damalige Zoodirektor, konnte eine Schließung verhindert  werden. Jedoch stellte die Stadt die Bedingung, dass der Zoo ohne finanzielle Hilfen der Stadtverwaltung auskommen müsse.
 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 24. Mai 2017