Meldung: Finnisches Meteorologisches Institut |
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Nach Birkenpollen sind auch Pollenflugvorhersagen
für Oliven und Gräser in der Produktliste des
Copernicus-Dienstes für Atmosphärenüberwachung (CAMS)
aufgenommen worden. Dies ist der erste Schritt in einem
Verfahren, bei dem die Daten von nachgelagerten Anwendungen
genutzt werden, um Betroffenen auf ihre Pollenempfindlichkeit
zugeschnittene Symptomvorhersagen bereitzustellen.
Die Pollenvorhersage kann auf
der CAMS-Internetseite abgefragt werden:
http://bit.ly/2oXSVnc
Die Heuschnupfensaison hat begonnen. Etwa jeder Fünfte in Europa
ist von einer Pollenempfindlichkeit betroffen. Die Symptome
dieser weit verbreiteten Allergie reichen von Reizungen der
Nasenschleimhaut bis hin zu Augenjucken. In schlimmen Fällen
kann dies sogar zu Arbeitsunfähigkeit führen.
Die allergische Reaktion tritt dabei sehr schnell auf. Oftmals
dauert es nur Minuten ab dem Auftreten des Reizes, bis die
Symptome fühlbar werden. Dabei könnten Medikamente noch weitaus
besser wirken, wenn sie zur Prävention einige Tage vor der
Exposition eingenommen würden, anstatt sie erst bei Auftreten
der Symptome zu deren Linderung einzusetzen.
Die Pollenflugsaison ist wetterabhängig und kann in Abhängigkeit
von den Witterungsbedingungen früher oder später beginnen.
Außerdem kann sie durch Regen oder Kältephasen unterbrochen
werden. Es handelt sich dabei also um einen sehr dynamischen
Vorgang, bei dem sich die Pollenmenge täglich oder sogar
stündlich ändern kann.
Aus diesem Grund sind zuverlässige Vorhersagen so wichtig. Vor
allem, da die Pollen nicht zwingend aus dem Land stammen, in dem
die Menschen unter ihnen leiden. Auftretende Winde können die
Allergene problemlos über beträchtliche Entfernungen und
natürlich über Ländergrenzen hinweg tragen.
Pollen können je nach Windstärke 500 bis 1000 Kilometer und
weiter fliegen, sodass sie selbst die Entfernung von
Mitteldeutschland bis nach Südfinnland problemlos überwinden,
erklärt Mikhail Sofiev vom Finnischen Meteorologischen Institut,
an dem er als leitender Wissenschaftler für die Entwicklung der
CAMS-Pollenprodukte verantwortlich ist.
Es funktioniert ebenso gut in umgekehrter Richtung. So werden im
späten Frühjahr Pollen von Finnland nach Mitteleuropa geweht,
wenn die Pollensaison im übrigen Teil Europas bereits vorbei
ist.
Die Pollendaten werden von Bodenstationen des Europäischen
Aeroallergen Netzwerks (EAN) aufgezeichnet. Dieses
privatwirtschaftlich betriebene Netzwerk fungiert als
Kooperation von nationalen Netzwerken auf freiwilliger Basis,
die alle von Universitäten, Krankenhäusern, meteorologischen
Instituten oder Umweltbehörden betrieben werden. Die Daten für
Birken- und Gräserpollen wurden den Erstellern der CAMS-Modelle
zur Bewertung der Genauigkeit ihrer Vorhersagemodelle zur
Verfügung gestellt.
Die Vorhersage der Konzentration der am stärksten allergenen
Pollen ist ein entscheidender Faktor, und doch ist dies erst der
erste Schritt: Menschen reagieren unterschiedlich auf
verschiedene Pollenarten. Um sich zu profilieren, bemühen sich
Unternehmen und Organisationen darum, maßgeschneiderte
Vorhersagen für den Einzelnen anzubieten.
Die Medizinische Universität Wien führte einen Test durch, bei
dem Freiwillige ihre täglichen Symptome über mehrere Jahre
hinweg aufzeichneten. Diese wurden mit der Menge und Art der
täglich in der Atmosphäre vorhandenen Pollen in Verbindung
gebracht. So wies ein Team von Wissenschaftlern der Aristoteles
Universität von Thessaloniki nach, dass die Symptome eines
Einzelnen mittels einer Pollenvorhersage für ein drittes Jahr
vorausgesagt werden können, wenn sie für die zwei vorherigen
Jahre vorliegen.
Um diese Technologie stärker anwendungsbezogen auszurichten,
beginnt in Lettland und Litauen ein nachgelagertes CAMS-Projekt.
Diese neue Studie wird eineinhalb Jahre dauern. Dabei hofft man
auf mehrere hundert Teilnehmer, die ihre Symptome in eine App
eingeben, welche die Informationen an einen sicheren Server
sendet, in dem sie verarbeitet und mit den CAMS
Pollenvorhersagen abgestimmt werden. Dabei kann möglicherweise
auch die Konzentration der wichtigsten Umweltschadstoffe
berücksichtigt werden. Dadurch entsteht ein Profil für jeden
Nutzer, mit dem schlussendlich individuelle Symptomvoraussagen
für den Einzelnen getroffen werden können. "Wir hoffen,
innerhalb von 18 Monaten über einen zuverlässigen Kreis von
Nutzern zu verfügen, die die Vorteile dieses Systems erkennen",
so Sofiev.
Dr. Vincent-Henri Peuch, Leiter des ECMWF
Copernicus-Dienstes für Atmosphärenüberwachung erklärt: "Es ist
sehr aufregend zu sehen, dass die für die Messung der
Luftqualität genutzten Modellierungsinstrumente nun ebenfalls
bei der Vorhersage der Konzentration bestimmter Pollenarten in
der Luft wirksam eingesetzt werden. Dank der Zusammenarbeit mit
EAN und der Medizinbranche bietet CAMS nun die Möglichkeit, eine
noch größere Herausforderung anzugehen: die Lieferung
rechtzeitiger, genauer und individuell angepasster Voraussagen
für Heuschnupfensymptome. Dadurch könnten sehr nützliche
Informationen gewonnen und somit Millionen von Europäern
Erleichterung verschafft werden".
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