Das
Frankfurter Goethe-Museum verfügt über mehrere Werke des Sturm und Drang
Malers Johann Heinrich Füssli (1741-1825). Insbesondere das
Gemälde "Nachtmahr" bildet den Ausgangspunkt zur Ausstellung.
Präsentiert wird die Rezeptionsgeschichte eines Bildes, das
gleich in mehreren Versionen existiert und im Laufe der Zeit
unzählige Male adaptiert wurde.
Darunter finden sich frühe Raubkopien des Motivs. In späteren
Jahren entstanden häufig auch Karikaturen, die den Nachtmahr zur
Vorlage nahmen. Füsslis Malerei hatte Einfluss auf die
Karikaturisten bis ins 19. Jahrhundert hinein wenn nicht sogar
bis in die Gegenwart. Das liegt am Mut im Umgang mit der Malerei
sowohl bei der Motivwahl als auch im bühnenhaften, den Raum
sprengenden Aufbau der Bildkulisse, Oftmals steigern sich seine
Figuren bis ins Groteske. Eigenschaften, die genuin vorhanden
sind bei Füssli. Er hatte sich mit dieser Malweise seinen
eigenen unvergleichlichen Stil geschaffen.
Über
die frühen Jahre und zur Entwicklung des Künstlers wird nur
wenig gesagt. Die Ausstellung nimmt sich hauptsächlich der
Londoner Jahre an. Jahre in denen Füssli Furore machte, vor
allem mit gespenstisch düster anmutenden Interieurs wozu das
Gemälde "Nachtmahr" zählt, aber auch "die wahnsinnige Kate" ist
sehr ausgeprägt in dieser Anmutung. Die Geschmacksrichtung
gefiel den Briten. Übersteigerung und Wahnsinn waren Ausdruck
einer Epoche, die sich aus der Beklemmung des Barocks löste und
immer mehr die Gedanken der Aufklärung und deren
fortschrittliche Strömungen umsetzte.
Füsslis Bilder finden stets eine theatralische Übersteigerung.
Der Maler setzt ganz gezielt auf diese Note und malt künstlich
entworfene Nachtszenen, mehr als dies der Realität entsprechen
mag. Die Bilder verfügen über konstruierte Figurationen
veranschaulicht durch die Geometrie, die unsichtbar dem Bild
innewohnt. Im "Nachtmahr" ist es die Dreiecksform, die das
Bettuch zur Basis hat und oben mit der wilden Mähre durch den
Vorhang abschließt.
Der literarische Bezug des Sturm-und-Drang in den Bildern rührte
daher, dass der Maler oftmals Szenen aus Shakespeare Stücken bei
seiner Motivwahl aufnahm. Das waren Stücke wie "Macbeth" oder
"Romeo und Julia". Immer spielt eine Verwirbelung der Szenerien
eine Rolle, als ginge es darum, aus einer geordneten Versammlung
einen Wirbelsturm hervorzurufen. Was bei Füssli genuin das
Barocke übersteigt. Die Dynamik seiner Bilder mag noch
daherrühren. Füssli ist ein Stürmer, so als wolle er diesen
Drang bis zur Provokation übertreiben. Jede Emphase ist ihm
dabei Gold wert.
Auf dem Foto Patrik Bishay
Der
Nachtmahr wurde 2015 verfilmt. In der Ausstellung ist eine
Videowand aufgebaut, die mehrere Sequenzen alter Filmaufnahmen
zeigt. Darunter sind Filme wie "Frankenstein" und "Nosferatu".
Diese Filmadaptionen greifen meist auf historische Vorlagen
zurück, wie sie Füssli mit seiner Malerei vorgeschwärmt haben
dürfte. Für die Ausstellung wurde eine Musik von Patrik Bishay
komponiert, wobei Bishay sowohl an die Entstehungszeit des
Bildes als auch an zeitgenössische Kompositionen anknüpft. Es
spielt das Isenburg Quartett. Zur Musik hat das Frankfurter
Goethe-Museum eine Musik-CD herausgebracht. Die Ausstellung wird
von Goethe Museum Leiterin, Dr. Petra Maisak und Prof. Werner
Busch aus Hamburg kuratiert. Zur Ausstellung ist ein
umfangreicher mit zahlreichen und aufschlussreichen Beiträgen
versehener Katalog aus dem Imhof Verlag erschienen.
Eine Rezension von Kulturexpress
PDF-Download zum Inhaltsverzeichnis des Katalogs
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