Der
Rückgang der Moore und Feuchtgebiete durch flächendeckende
Trockenlegung hat ganze Landschaften in Deutschland stark
verändert.
Feuchtigkeitsliebende
Tier- und Pflanzenarten werden gebietsweise immer seltener“,
sagte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Erhaltung und Wiederherstellung
von artenreichen Lebensgemeinschaften in Feuchtgebieten gehört
zu den zentralen Aufgaben der gemeinnützigen
DBU-Tochtergesellschaft auf ihren bundesweit 70 Flächen, die zum
Nationalen Naturerbe gehören.
Schutz von Feuchtgebieten von weltweiter
Bedeutung
„Das Schutzgut Wasser gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung.
Um an sauberes Trinkwasser zu gelangen und den natürlichen
Wasserhaushalt der Flächen intakt zu halten, ist die ökologische
Funktionsfähigkeit von Feuchtgebieten ein zentraler Faktor –
deshalb steht der Schutz in direktem Zusammenhang mit der
wasserwirtschaftlichen Nutzung“, so Bottermann. Intakte
Feuchtgebiete würden aber auch einer Vielzahl teilweise hoch
spezialisierter und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten
Lebensraum bieten. So fänden unter anderem Wasser- und Watvögel
Rast- und Überwinterungsplätze. Die wasserreichen Böden dienten
darüber hinaus gleichzeitig als Grundwasserfilter und
Wasserspeicher und böten Überschwemmungsschutz. Die ehemals
militärisch genutzten DBU-Naturerbeflächen mit insgesamt 69.000
Hektar (ha) sind seit der Übertragung für Naturschutz-Maßnahmen
vorgesehen: Dort könne auf lange Sicht geplant und dauerhafter
Schutz gewährleistet werden.
Umsetzung des ersten Naturerbe-Entwicklungsplans
beginnt
In
den kommenden Wochen startet das Projekt mit der praktischen
Umsetzung der Feuchtgebietsmaßnahmen des ersten
Naturerbe-Entwicklungsplans auf der DBU-Naturerbefläche Prora
auf Rügen. Begonnen wird mit Vernässungsmaßnahmen. „Um
großflächig und langfristig wiederzuvernässen, werden
Entwässerungsgräben geschlossen und das Wasser angestaut.
Anrainer werden nicht betroffen sein, sondern ausschließlich
Flächen des DBU-Naturerbes“, so Bottermann. Das Neuschaffen von
Kleingewässern und das Vertiefen bereits vorhandener Senken
würde die biologische Vielfalt, insbesondere von
feuchtigskeitsliebenden Tier- und Pflanzenarten fördern. Die
hohe ökologische Bedeutung der Feuchtgebiete soll wieder in
Kraft gesetzt und gesichert werden. Für die Renaturierung von
Feuchtwiesen seien in erster Linie ganzjährig hohe Wasserstände
notwendig. Indem die Grabensysteme außer Funktion gesetzt
würden, ließe sich das Wasser in der Fläche halten. 345 ha
grundwasser-, oberflächenwasser- oder von der
Überflutungsdynamik beeinflusste Lebensräume weise Prora auf. In
sechs größeren Komplexen seien insgesamt 78 Einzelmaßnahmen zum
Management des Wasserhaushalts durch Renaturierungsmaßnahmen
geplant.
Die rund 1.900 ha große Fläche Prora auf Rügen ist als
ehemaliger Truppenübungsplatz Teil des sogenannten Nationalen
Naturerbes. Die DBU-Tochter trägt seit 2008 die Verantwortung
für Prora als eine der reizvollsten, durch Inlandeis und Ostsee
geformten Boddenlandschaften Rügens. Insgesamt hat sie bislang
70 Flächen mit rund 69.000 ha vom Bund übernommen. Für alle 70
Flächen wird ein naturschutzfachlicher Managementplan
entwickelt, über den Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen für die
folgenden zehn Jahre festgelegt werden. Der
DBU-Naturerbe-Entwicklungsplan Prora war der erste, der im Mai
2016 nach Abstimmung mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz
Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht wurde. Neben den
Wiedervernässungsmaßnahmen wird die Stiftungstochter zum
Beispiel die Wacholderheiden der Feuersteinfelder und die
Magerrasenflächen der Seesandebene offenhalten. Ein weiteres
Ziel ist es, den Wald naturnaher zu gestalten. Bis April 2019
werden insgesamt etwa 1.012 ha und damit bereits über die Hälfte
des Waldes von Prora der natürlichen Entwicklung überlassen
sein.
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