Max Dudlers Revitalisierung der Sihlpost in Zürich

Meldung: Max Dudler Presse

Foto (c) Stefan Müller, Berlin

Die Sihlpost wurde 1929 von den Gebrüdern Bräm erbaut. Das denkmalgeschützte Gebäude gilt als Schweizer Ikone des Neuen Bauens und markierte Zürichs Weg in die Moderne. Die seinerzeit neuartige Eisenbeton-Skelettkonstruktion mit ihren unterzugslosen Pilzdecken wurde vom Ingenieurbüro Robert Maillart ausgeführt. Prominent an der Sihl gelegen, weist der historische Baukörper mit einer Länge von 123 Metern, 800 Fenstern und dem prägnanten Turm eine starke städtebauliche Präsenz auf.

 

Im Zuge der denkmalgerechten Revitalisierung durch Max Dudler wurden die Innenräume saniert und die Erschließungswege erneuert. Das Erdgeschoss wurde um neue gastronomische und gewerbliche Nutzungen ergänzt. In verjüngter Aufmachung bildet die Sihlpost nun den Auftakt zum neuen Stadtquartier Europaallee.

Seit 1930 fungiert die Sihlpost als Hauptpost von Zürich und als Bürogebäude der Schweizerischen Bundesbahnen. Sie bildete damals mit ihrer dem Neuen Bauen verpflichteten Architektur einen starken Kontrast zum palastartigen Gebäude der Fraumünster Post. Durch die städtebaulichen Entwicklungen an der Europaallee ist das historische Gebäude ins Zentrum einer innerstädtischen Verdichtung gerückt. Der Baukörper mit seinem prägnanten Turm fungiert nun gewissermaßen als architektonisches Wahrzeichen des neuen Quartiers. Zugleich verbindet er das traditionsreiche Bahnhofstraßen-Viertel mit der neuen Europaallee.

In Kooperation mit der Demkmalpflege Zürich wurde für Max Dudlers Instandsetzung ein Kriterienkatalog festgelegt, der den sensiblen Umgang mit der wertvollen Substanz definiert. Die bisherige Nutzung im Mittelbereich des Erdgeschosses als Hauptpost für Zürich konnte erhalten werden. Sie wurde um Gastronomieeinrichtungen (von Bindella und Rolf Hiltl) an den Stirnseiten des Gebäudes und neue Ladennutzungen ergänzt. Die charakteristische Längsseite entlang der Kasernenstraße behält ihr ursprüngliches Aussehen, geprägt durch die hervorspringenden schmiedeeisernen Gitter und die dahinterliegenden großen Holzfenster. An den Stirnseiten wurden die vorhandenen Gitter aufgrund der neuen Restaurantnutzungen durch großflächige Verglasungen ersetzt. Hinter den restaurierten Fensterfronten wurde zusätzlich eine Innenfassade mit Fenstern aus Metall eingebaut, um die Wärme- und Schalldämmung zu verbessern. Subtile farbliche Anpassungen erzeugen ein Fassadenbild, das sich im Spannungsfeld von Tradition und Moderne bewegt. Dies zeigt sich auch im charakteristischen Uhrturm, der durch die neue, dunklere Farbgebung den geschützten, gelben Schriftzug noch besser zur Geltung bringt.

Die Innenräume wurden vollständig instandgesetzt. Um den erhöhten Personenverkehr optimal abwickeln zu können, erfolgt die Erschließung im Inneren über zwei neue Personenaufzüge im rückwärtigen Bereich der Treppen. Durch die Entfernung der bestehenden Lifte im Treppenauge wird das Treppenhaus räumlich wirksam. Als Auftakt eröffnet sich dem Besucher nun ein vertikaler Luftraum, der sich durch alle Geschosse zieht. Die Haupterschließung von der Kasernenstraße aus wurde durch weitere Eingänge ins Erdgeschoss ergänzt. Die zusätzlichen Eingänge von der rückwärtigen, höher gelegenen „Sihlpostgasse“ aus ermöglichen unter anderem den Nutzern der KV Zürich Business School einen separaten Zugang direkt ins 1.Obergeschoss. Die neuen Eingänge wurden als massive Sichtbetonvolumen errichtet. Mit dem auskragenden Vordach beziehen sie sich in ihrer Volumetrie auf die bestehenden Hauptzugänge, ordnen sich jedoch in ihrer Höhe unter. In Sichtbeton ausgeführt nehmen sie die bestehende Materialität des Sockelgeschosses auf, bleiben aber durch ihre dunkle Farbe und ihre glatten Oberflächen gegenüber den gestockten Flächen des Bestands eigenständig lesbar und vermitteln zwischen Alt und Neu. Der Umbau der Sihlpost bildet den Abschluss der Arbeiten Max Dudlers für den neuen Stadtteil Europaallee. Auf dem direkt an die Sihlpost anschließenden Gelände gestaltete Max Dudler das Gebäudeensemble der Pädagogischen Hochschule Zürich (2012) sowie in Zusammenarbeit mit David Chipperfield Architects und Gigon/Guyer vier Gebäude für die Großbank UBS AG (2013).

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 10. Dezember 2016