Ein
politisch motiviertes Sachbuch, das sich mit Entwicklung
und Wirkungsgeschichte des Frankfurter Grüngürtels
auseinandersetzt. Was zugleich als Aufruf gegen die
Machenschaften der politisch Verantwortlichen zu verstehen ist
und damit die einseitige Vereinnahmung einer Ideengeschichte
durch andere als den daran wesentlich Beteiligten anprangert.
Denn über Jahrzehnte hinweg trug die Grüngürtel-Entwicklung mit zu einem
ganzheitlichen Stadtbild in Frankfurt am Main bei.
Engagierte Bürger brachten es bis zur Übernahme durch die Stadt.
Politiker grenzten bei der Übernahme Bürger und Urheber aus und
erreichten, dass derzeit weder ausreichender Urheberrechtsschutz
für alternative Stadtplanungskonzepte besteht, noch Bürger
solche realisieren können. Eine sinnvolle Umsetzung scheiterte
dann zum Nachteil der Bürger an Kapitalinteressen und
Selbstinszenierung der Politiker. Der Band dokumentiert in Wort
und Bild den Versuch von Bürgern, ihre Stadt wieder zu einer
Wohnstadt zu machen. An der Buchgestaltung war wesentlich der
Architekt Prof. Till Behrens beteiligt. Vorwort und
Einführung verfasste Rido Busse.
Das Buch will Bestandsaufnahme und Chronologie sein. Untertitelt
mit: Politik und Stadtplanung im Spiegel der Presse und
Zeitdokumenten. Auffallend sind die vielen Belege mit denen der Inhalt aufwartet.
Dahinter steckt aufwendige Recherchearbeit, die langjährige
Aufbewahrung verschiedenster Zeitungsartikel aus der Tagespresse
sowie zahllose Kopien an Dokumenten. Gestützt auf
Kartenmaterial, Planungsunterlagen und Modellentenwürfen, was
einer umfassenden wissenschaftlichen Arbeit nahe kommt. Stets
steht die kritische Hinterfragung im Vordergrund. Seien es nun
die gescheiterten Versuche der Stadt Frankfurt bei der Bewerbung
zum European Green City Award oder die Frage nach rechtlichen
Realisierungschancen von Bürgerinitiativen nach 1960. Dem Autor
geht es um die volle Namensnennung als Urheber am Werk. Wer ein
Fazit ziehen will, der fragt sich, warum die Gegenpole hier
derart aufeinanderprallen müssen? Die wissenschaftliche
Aufarbeitung wird eines Tages die Wahrheit an den Tag bringen,
wer am Zuge gewesen ist und was dran ist an den Forderungen
einer Urheberschaft für ein städtebauliches Grüngürtel-Konzept
in Frankfurt. Ausschlussverfahren und Nichtnennung können dabei
nicht gelten bleiben.
Nicht nur Rückblick auf die späten sechziger Jahre zählen mit, sondern viel weiter
reicht die Rückschau bis hin zu den alten Wallanlagen, wie sie rund um die Frankfurter Stadtmauer seit
frühesten Zeiten von je her angelegt waren. Belegt wird dies
durch historische Kupferstiche von Matthäus Merian, dessen
Vogelperspektiven vom damaligen Stadtbild erzählen. So weist der
Plan von 1648 im Unterschied zu jenem von1628 eine zusätzliche
dritte Stadtmauer auf, wobei zwischen zweiter und dritter
Stadtmauer ein durchgängiger Grünstreifen in typisch gezackter
Linie entlang der Stadtmauern gezogen wurde.
Eine städtebauliche Begrünung bestand demnach in
frühesten Zeiten noch vor Industrialisierung zu Anfang des 19.
Jahrhunderts. Das bedeutet: Zivilisatorische Einschnitte in die Natur
erfordern immer auch eine Rückeroberung dieser Natur in den
eigenen
Lebensraum.
Der zweite Grüngürtel entstand mit dem Neuen Frankfurt der
1920er Jahre und den Entwicklungen um den Frankfurter
Stadtplaner Ernst May. Das Prinzip der Satellitenstädte
schlug durch, wobei die Anbindung an den Frankfurter Stadtkern
stets beibehalten wurde.
Die Nachkriegszeit war überwiegend durch Masterpläne der
alliierten Mächte bestimmt, die die Städte zu Autofahrerstädten
umbauten. Das war der Zahn der Zeit. Das beste Beispiel ist
Stuttgart, das durch seinen Masterplan der Nachkriegszeit
gezeichnet ist. Straßenüberquerungen durchziehen das Stadtbild
wie ein Netz und schneiden Stadtteile voneinander ab.
Bei Umsetzung der Nachkriegspläne, die durch Abbruch, Aufbau und
Wiederaufbau geprägt waren, wurden viele Bausünden begangen, die
mit der Gegenwart nur langsam bewältigt werden können. Stadtplanung besteht überwiegend aus langwierig
angelegten Vorhaben, die einerseits Entwürfe fasst und
andererseits aus einer Vielzahl an Vorzeichen besteht, die sich
aus Genehmigungen und Finanzierungsfragen
zusammensetzen. Widerstand formiert sich gegen Bauprojekte, die
zerstörerisch in die Lebenswelt der Stadt eingreifen. Die
Proteste schlagen Wellen, Bürgerinitiativen bilden sich, um
systematisch gegen die politische Willkür vorzugehen. Die
Geschichte ist bekannt! Im Buch wird dies durch zahlreiche
Belege, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Band
ziehen, ins Gedächtnis gerufen.
Eine Buchrezension von Kulturexpress
PDF-Download:
Inhaltsverzeichnis Gebr. Mann
Verlag
1. Auflage, Berlin
gebunden 224 Seiten
150 Abb.
Größe: 21 × 30 cm
ISBN 978-3-7861-2679-9 |