Am
5. und 6. Oktober 2016 feierte die Community-Plattform SALTEX im
Messequartier in Dornbirn ihre Premiere. Die Fachmesse zeigte,
welchen Stellenwert Smart Textiles und Faserverbundstoffe in der
Zukunft einnehmen.
Zwei Tage lang präsentierten 63 namhafte Unternehmen,
Einrichtungen und Institutionen aus der gesamten
Wertschöpfungskette, was die Zukunft im textilen Bereich
bereithält. Die Messeleitung zieht eine positive Bilanz: „Wir
sind mit den Rückmeldungen zur SALTEX mehr als zufrieden, unsere
Erwartungen wurden übertroffen“, so Geschäftsführer Daniel
Mutschlechner. Insgesamt besuchten rund 900 Fachbesucher aus
13 verschiedenen Ländern wie etwa Türkei, Belgien, Portugal,
Schweden, Litauen oder Turkmenistan die Premierenveranstaltung
in Dornbirn. Auch Vertreter von Unternehmen wie BMW, Skinfit,
UVEX oder EDELRID machten sich ein Bild der SALTEX.
Ideengenerierung und Netzwerk im Vordergrund „Ein Ziel der
SALTEX war es, die verschiedensten Protagonisten aus der
textilen Wertschöpfungskette, von der Faser bis zur
industriellen Fertigung, zusammenzubringen. Es sollten Ideen
geniert, Netzwerke ausgebaut und Visionäre zusammengebracht
werden“, erklärt die Projektleiterin Katharina Schulz.
„Gespräche mit Ausstellern und Besuchern bestätigten uns, dass
wir damit den richtigen Kurs eingeschlagen haben.“
Günter Grabher, von der Smart-Textiles Plattform
Österreich und Mitinitiator der SALTEX zeigt sich mit dem
Verlauf der Messe ebenfalls zufrieden. Ein Fachsymposium als
zentrales Element Parallel zur SALTEX fand an beiden Tagen das
5. Smart-Textiles Symposium statt. 20 Redner referierten über
die neuesten Entwicklungen in den Bereichen Smart Textiles sowie
Faserverbundstoffe und präsentierten den über 150 Teilnehmern,
mit welchen technologischen Neuerungen in den nächsten Jahren zu
rechnen ist. Die Themen reichten von Smart Textiles in der
Energiespeicherung, Integrierter Sensorik, Carbon Composites,
Automatisierung und Textilbewehrung in der Bautechnik bis hin
zur Medizintechnik.
Auch
Werner Mohl, MD, PhD, von der Medical University of
Vienna war einer der Vortragenden: „Die SALTEX war eine
gelungene Veranstaltung. Es waren die verschiedensten
Disziplinen und Expertisen vertreten und die Schnittmengen
wurden aufgezeigt. Hier wurde die Textilindustrie mit
verschiedensten Experten aus anderen Technologiebereichen
zusammengebracht, auch mit medizintechnischen Innovationen. Es
waren auch viele Opinion Leader vor Ort anzutreffen. Davon auch
einige, die an Investitionen interessiert sind.“
Textilbasiertes Implantat revolutioniert die
Herzchirurgie
Ein aktuelles Forschungsbeispiel, wie textilbasierte Implantate
in der Humanmedizin die Operationsrisiken drastisch reduzieren
können, wird von dem Erfinder des Konzepts, Prof. Dr. Werner
Mohl, von der Medizinischen Universität Wien unter dem Begriff
Angel Valve vorgestellt. Bei der Erfindung handelt es sich um
ein neuartiges Mitralklappenimplantat in Verbindung mit einem
transvaskulären Zugang, d.h. einer speziellen schonenden
minimalinvasiven Operationsmethode. Bei einer
Mitralklappen-Dysfunktion ist die Herzklappe undicht und der
Patient leidet unter deutlicher Atemnot. Das klassische
Krankheitsbild einer Herzinsuffizienz beeinflusst dramatisch die
Lebensqualität der betroffenen Patienten. Bislang ist eine
Rekonstruktion der Klappe nur über eine Operation am offenen
Herzen möglich. Prof. Dr. Werner Mohl verfügt über langjährige
cardiochirurgische Erfahrung auf dem Gebiet der
Herzklappen-Therapie: „Eingriffe am offenen Herzen gehören zu
den schwerwiegendsten Operationen und können oft aufgrund von
Begleiterkrankungen oder aus Altersgründen nicht realisiert
werden. Mit dem Mitralklappenstent haben wir eine nicht invasive
Operationsmethode entwickelt, die eine wesentlich schnellere
postoperative Rehabilitation ermöglicht.“ Das Implantat bietet
eine Reparatur für ein defektes hinteres Mitralklappen-Segel und
stellt die Koaptation mit dem vorderen Segel wieder her. Durch
spezielle präoperative 3D-Bildgebungsverfahren kann das
künstliche Herzklappen-Segel für den jeweiligen Patienten
individuell angepasst werden. Mitral Butterfly heißt das
Implantat deswegen, weil es im gefalteten Zustand mit einem
Katheter in das Herz eingebracht wird und sich bei dem
Implantationsvorgang mit zwei Schwingen entfaltet. Dadurch wird
ein Netz zur Korrektur des erkrankten Segels gespannt.
Diese bahnbrechende Innovation ist in Kooperation mit der
V-trion textile research GmbH der Grabher Group entstanden. Das
Unternehmen aus Vorarlberg, mit langjähriger Textilexpertise und
einem interdisziplinären Forschungsansatz, hat das künstliche
Gewebe, ein textiles Netz, entwickelt. Dieses Gewebe zwingt den
erkrankten und defekten Herzklappenteil in dem Stent in eine
normale Position und soll so eine Normalisierung des Blutstroms
durch das Herz ermöglichen. Günter Grabher, Inhaber der Grabher
Group: „Wir beschäftigen uns seit fast einem Jahrzehnt mit der
innovativen Stickereitechnik und haben uns die Möglichkeiten
angeschaut, die diese Technologie bietet, vom Flugzeugbau bis
zur Medizintechnik. Das Angel Valve Project ist ein weiteres
Beispiel einer gelungenen interdisziplinären Zusammenarbeit mit
Mehrwert für alle Beteiligten. Wir freuen uns, dass wir unsere
Expertise im Bereich technische Stickerei bei der Entwicklung
des Mitral Butterfly einbringen können.“
Das vom österreichischen Wirtschaftsservice geförderte Angel
Valve Project wird von sechs Konsortialpartnern begleitet (BMT,
Endosmart, Grabher Group, Lenzing Plastics, Universität
Innsbruck, KG Linder und das Start-up Angel Valve unter Leitung
von Prof. Dr. Werner Mohl). Das Konzept befindet sich aktuell
noch in der Testphase. Ein klinischer Einsatz ist frühestens in
zwei bis drei Jahren vorgesehen. Zur Beschleunigung der
Entwicklung werden noch interessierte Investoren gesucht.
Zahlreiche Highlights begleiteten die Community-Plattform. Beim
Schwerpunkt Forschung präsentierten Institutionen auf einer
gemeinsamen Fläche Exponate, Prototypen und aktuelle
Forschungsergebnisse. Die B2B Kooperationsbörse förderte aktiv
den Austausch zwischen den Besuchern und Ausstellern, die Firma
Schoeller präsentierte erstmals in Österreich das Concept Car
Σtos der Schweizer Ideenschmiede Rinspeed und die Firma Wolford
bot exklusive Führungen durch ihren Hauptsitz in Bregenz an. Die
Österreichische Clusterkonferenz, die am 5. Oktober stattfand
sowie ein Nanotechnologie-Workshop, am 6. Oktober waren weitere
Schwerpunkte.
Fortsetzung in zwei Jahren Die nächste SALTEX findet in zwei
Jahren, im September 2018 statt. „Nach der erfolgreichen
Erstveranstaltung haben wir viel dazu gelernt“, resümiert
Katharina Schulz. „Wir wissen nun, dass ein Format wie die
SALTEX in dieser Region genau richtig platziert ist. Sowohl was
die Aussteller, als auch die Besucher betrifft. 2018 werden wir
die Zusammenarbeit mit dem Dornbirn-MFC ausbauen und die
Synergien noch mehr ausschöpfen. Zudem wird die SALTEX noch
internationaler werden.“ Laut Schulz wurde nun der Grundstein
für die Weiterentwicklung der Community-Plattform gelegt.
www.saltex.at