Krisengebiete - Lexikon des philosophischen Alltags (2016) J.B. Metzler Verlag

Bucheinband: J.B. Merzler, Meldung (c) Kulturexpress

 
Erfrischend neu erscheint das Cover aus der Reihe Dr. B. Reiters Lexikon des philosophischen Alltags.

Die Beschäftigung mit Philosophie bringt oft Vorteile mit sich, doch manchmal sind deren Inhalte und Beweggründe schwer lesbar und nur für den fachlich Geübten verständlich. Um so erfreulicher sind solche Publikationen, die auf ein Publikum abgestimmt sind. Philosophisch intendiert und für ein breites Publikum geschrieben, ist auch "Sophies Welt" des Norwegers Jostein Gaarder. Sophies Welt ist so angelegt, dass auch Kinder mit dem Buch umgehen können. "Krisengebiete" verfügt über ein Arsenal an Begrifflichkeiten, die aus dem Alltag sind und zum besseren Verständnis philosophisch aufgewertet wurden. Sind jedoch überwiegend für ein erwachsenes Publikum geschrieben. Ein Publikum, das sich stärker mit Inhalten der Medienwelt befasst und die Lektüre als zusätzliche Informationsquelle aufnimmt. 

Zum Inhalt: Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter von Bildung und Wissen. Doch allzu oft stehen Leser bis an die Zähne mit Faktenwissen bewaffnet den Widerfährnissen des Lebens ratlos gegenüber. Hier naht Hilfe: Als Spezialisten für alle Bereiche des Lebens wissen Philosophen über Diät, Doping und Donald Duck ebenso zu parlieren wie über Klatsch, Gefängnis und den gerechten Krieg. Dabei kennen sie kein Tabu und berichten in der ersten Lieferung über Krisengebiete des Alltags wie Peepshows, Sodomie und Anarchie genauso Erhellendes wie über Monopoly, das Vaterland und die Völkerfreundschaft.

Die zweite Lieferung behandelt von Astralleib und Geometrie über Transsubstantiation bis hin zu den Zehn Geboten allerlei Übersinnliches - und ist damit für die Autorinnen und Autoren ein echtes Heimspiel. Denn auch hier zeigt sich: Wenn Philosophen den Alltag sezieren, ist dies ebenso aufschlussreich wie amüsant.

Alphabetisch geordnet geht es somit um eine ethische Annäherung an Begriffe, die beinahe täglich ihre Anwendung finden und immer wiederkehren im Sprachgebrauch. Wobei Dr. B. Reiter, der als freier Autor in Stuttgart lebt, nur Herausgeber ist. In Wirklichkeit haben eine Vielzahl an Autoren die einzelnen Beiträge zu diesem Sammelband verfasst. Die gebundene Ausgabe umfasst 164 Seiten und besteht aus 29 Begriffen, die sehr unterschiedlich nach Überschriften geteilt wurden. Wer die vielen Autoren und Helfer jedoch sind, wird nicht genauer erklärt. Nur der ausgeschriebene Name des jeweiligen Autors erscheint am Schluss eines Beitrags. Insofern kann die politisch ethische Aussage der Beiträge auch unterschiedliche Nuancen reflektieren, die der Erhellung des Lesers dienen sollen.

Vordergründig geht es immer um eine sachliche Auseinandersetzung, wenn beispielsweise mit dem Begriff der Menschenrechte umgegangen wird. Ein Wort, das im Wandel der Geschichte unterschiedliche Bedeutungshintergründe erfahren hat, wobei "Krisengebiete" damit auf die aktuelle Flüchtingsdebatte Bezug nimmt, um das Gesagte neu zu intonieren. Das geschieht in knapper Form auf durchschnittlich etwa zwei Seiten im Buch. Bleibt also für den Leser in seiner Lektüre angenehm zu bewältigen.  

Krisengebiete

Dr. B. Reiters Lexikon des philosophischen Alltags

Dr. B. Reiter und Siegfried Reusch (Hg.)

J.B. Metzler Verlag, 2016

Hardcover, 164 Seiten

Größe: 19 x 12,7 cm

ISBN: 978-3-476-02687- 1

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 01. Oktober 2016