Preis der EU für zeitgenössische Architektur

Mies van der Rohe Award 2015 im Deutschen Architektur Museum feierlich verliehen

   Foto (c) Kulturexpress, 

     

Der Architekturpreis der Europäischen Union, organisiert von der Fundació Mies van der Rohe in Barcelona, würdigt herausragende, innovative, aktuelle Baukunst und visionäre Architekten. Er ist der renommierteste aller Architekturpreise in Europa. Das Deutsche Architekturmuseum ist als Mitglied des Lenkungs- wie auch des Beratungskomitees an der Organisation des Preises beteiligt.

 

 

 

Zur Preisverleihung, die am Abend des 9. September in den Räumen des Architekturmuseums stattfand, ist auch eine Ausstellung eröffnet worden, die anhand zahlreicher Modelle und Skizzen zahlreiche Bauentwürfe und deren Entstehungsprozess anschaulich demonstriert. Die Räumlichkeiten im Parterre des Architekturmuseum sind bestens geeignet, um dem Rahmen einer Preisverleihung ein würdevolles Ambiente zu verleihen. Entsprechend angeregt war das Publikum während der Teilnahme an der Veranstaltung.

 

 

Die spanische Architektin Anna Ramos, Direktorin der Mies van der Rohe Foundation, hielt die Einführungsrede, indem sie die bahnbrechende Bedeutung des Mies van der Rohe Pavillon hervorhob, der anlässlich der Weltausstellung in Barcelona 1928 für Furore sorgte, später jedoch aus ideologischen Gründen abgerissen und zerstört wurde. Ein späterer Nachbau ist erhalten. Die Schlichtheit der Formensprache dieses Baus ist legendär geworden trotz seiner Exklusivität im Umgang mit den Materialien. Ein individuelles in seiner Bauweise bis auf den heutigen Tag prägend gebliebenes Stück Architekturgeschichte.

 

Aus den 420 nominierten Projekten an 279 Orten Europas wurden fünf Finalistinnen ausgewählt. Die Jury unter Vorsitz von Cino Zucchi konnte schließlich die Philharmonie in Stettin, Polen aus dem Architekturbüro Barozzi/Veiga am meisten überzeugen.

 

   Foto: Philharmonie Stettin

Preisträger:

Philarmonic Hall Szczecin \ Polen 2014 \ BarozziVeiga \ ES \ Studio A4 \ PL

 

Das neue Gebäude der Philharmonie beherbergt  einen für 1.000 Besucherinnen ausgelegten Saal für sinfonische  Musik, einen Kammermusiksaal für 200 Personen, einen multifunktionalen Raum für Ausstellungen und Konferenzen sowie ein weitläufiges Foyer. Die von innen erleuchtete Glasfassade erlaubt unterschiedlichste Eindrücke und lässt das Bauwerk als Lichtelement erstrahlen. Die Strenge des äußeren Erscheinungsbildes und die Schlichtheit im Inneren  kontrastieren mit der Expressivität der großen Halle und dem mit Blattgold geschmückten  KonzertsaaL Der Grundriss wird durch einen umlaufenden Ring von Serviceeinrichtungen bestimmt. Während im Inneren alles auf den großen Saal und den Kammermusiksaal ausgerichtet ist, dient der Ring als Bindeglied zwischen dem Gebäude und seiner Umgebung.


Preis für junge Architekten:

Luz House, Cilleros \ Spanien 2013 \ ARQUITECTURA-G

 

Die Auftraggeberin des Hauses Luz wollte ein Haus mit viel natürlichem  Licht und einem starken  Bezug zu Außenraum  und Hof. Die Lösung basiert auf der Fertigkeit lokalen Wissens und auf dem Einsatz natürlicher Materialien, die dem budgetären und geografischen  Kontext angepasst  wurden. Jedes der auf verschiedenen  Ebenen um den Hof angeordneten Stockwerke hat eine bestimmte Funktion. Der Hofwird von einer Birke beherrscht, sodass Wohnzimmer und Küche zwischen grünem Inneren  und Garten liegen. Die zwischen Hof und Hauptfassade angeordneten Schlafräume müssen dank der Treppe im Wohnzimmer  und in der Küche nicht als Durchgang verwendet werden. Die intensiv rote Keramik und das starke Grün der Birke prägen den Ort, und das Licht verleiht den Materialien im Lauf des Tages unterschiedliche Farbtöne.

 

Finalisten:

Danish Maritime Museum, Helsingør \ DK \ BIG – Bjarke Ingels Group \ DK
Ravensburg Art Museum, Ravensburg \ DE \ Lederer Ragnarsdóttir Oei \ DE
Antinori Winery, San Casciano Vsl di Pesa, Firenze \ IT \ Archea Associati \ IT

Saw Swee Hock Student Centre, London School of Economics, London \ UK \ O’Donnell + Tuomey \ IE

  

   Auf dem Foto: Modell, Saw Swee Hock Student Centre, London

 

 

 

 

Das Erscheinungsbild der Ausstellung präsentiert sich erstmals durch Features wie Modelle, Videos, Originalzeichnungen sowie 1:1 Konstruktionselemente. 40 Projekte der Shortlist geben  einen Überblick darüber, wie der Stand der europäischen Architektur im Moment aussieht.

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog in zwei Bänden in einem Verbund erschienen, welcher neben Preisträgern auch Finalisten, Shortlist und alle 420 Nominierte mit Abbildungen und Textteil erwähnt. Der in englischer Sprache verfasste Band ist im Verlag der fundacio mies van der rohe barcelona publiziert worden.

www.dam-online.de

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 17. September 2016