Selbstbau und -hilfe

Grundbau und Siedler

Meldung: IBA Hamburg

 

Das Haus zum Selbstausbau - statt auf reine Fertigbau- oder Modulbauweise setzt das Projekt "Grundbau und Siedler" auf das Prinzip der baulichen Selbsthilfe und des Selbstbaus. So können sich auch Familien mit kleinerem Einkommen durch Eigenleistungen Wohneigentum schaffen. Ein Projekt, bei dem sich intelligente Planung und kostengünstige Umsetzung, gepaart mit nachhaltigen flexiblen Nutzungsmöglichkeiten vereinen.

Kostengünstig und trotzdem hochwertig. Bei dem experimentellen Ansatz von BeL Sozietät für Architektur aus Köln steht der Selbstbaugedanke im Vordergrund, der es zukünftigen Nutzern ermöglicht, das Gebäude schrittweise nach ihren Bedürfnissen zu bauen.

Das Gebäude wird in zwei Bauabschnitten realisiert: Im ersten Schritt wurden den künftigen Bewohnern die Konstruktion, die tragenden Decken, Außenwände und die Anschlüsse für den gebäudetechnischen Ausbau zur Verfügung gestellt - sozusagen der Grundbau als tragendes Skelett mit allen Installationssträngen und dem Treppenhaus.

Im zweiten Schritt können die späteren Bewohner selbst Hand anlegen und ihre Wohnungen errichten, die Grundrisse gestalten und einen unmittelbaren Bezug zu ihrer ganz eigenen Wohnung gewinnen. Dabei kann das Gebäude schrittweise nach den persönlichen Bedürfnissen entstehen. Auch individuelle Nutzungsveränderungen - zum Beispiel durch Familienzuwachs oder einen Nutzerwechsel - sind im Konzept vorgesehen. Möglich macht dies die Unabhängigkeit der einzelnen Wohnungen von der Tragstruktur und den benachbarten Geschossen.

Das Prinzip des Siedlers wird bei "Grundbau und Siedler" sowohl im Eigentums- als auch im Mietwohnungsbereich angeboten.

Nachhaltige Flexibilität für Siedler

Welcher Raum als Bad, Küche oder Schlafzimmer genutzt wird, ist nicht festgelegt. Das Grundrisssystem bietet also größtmögliche Flexibilität zudem versprechen sich die Architekten von dieser Methode eine deutliche Preisreduzierung.

Im Erdgeschoss liegen die Stellplätze und Abstellräume, die den Siedlern auch als Werkstätten dienen. In den Obergeschossen können je nach Größe bis zu drei Wohnungen pro Geschoss entstehen. Erreichen kann man diese über ein zentrales Treppenhaus sowie einen Fahrstuhl, der auch größere Lasten transportieren kann. Falls die Wohnung doch zu klein wird, stehen außerdem überdachte Außenräume und Reserveflächen für Weiter-, Um- und Ausbauten zur Verfügung, die offene Grundstruktur bietet so eine flexible und auf die künftigen Bewohner angepasste Nutzung über einen längeren Zeitraum. Die Energieversorgung erfolgt über den Anschluss an das Nahwärmenetz Energieverbund Wilhelmsburg Mitte. Die Wohneinheiten unterschreiten dabei die Anforderungen der Energieeinsparverordnung EnEV 2009 um ganze 30 Prozent.

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 20. August 2016