Kostengünstig und
hochwertig bauen - unter dem Titel
"Smart Price Houses" hat die
Internationale Bauausstellung
Hamburg 2013 preiswerte Stadthäuser
gezeigt, die es auch Leuten mit
kleinerem Geldbeutel ermöglichen,
Wohnraum in der Stadt zu kaufen oder
zu mieten. Beim IBA-Projekt
„Grundbau und Siedler“ haben die
Architekten die Idee der baulichen
Selbsthilfe und des Selbstbaus durch
die künftigen Bewohner entwickelt.
Das Hamburger Mehrfamilienhaus steht seit 2013 zentral in der
Wilhelmsburger Mitte gegenüber dem Neubau der Behörde für
Stadtentwicklung und Wohnen sowie der Behörde für Umwelt und
Energie. Es ist der Prototyp von „Grundbau und Siedler“ der
Architekten BeL aus Köln und gehört zu den „Smart Price Houses“
der Internationalen Bauausstellung Hamburg. Auf der Architektur
Biennale 2016 in Venedig ist nun eine Weiterentwicklung zu
erleben, in der das Konzept neben der Wilhelmsburger Mitte auch
für Stadtteile in München, Leipzig und Duisburg genutzt wird.
Die entsprechenden Stadtteile sind mit Bestands- und optionalen
Neubauten originalgetreu im Maßstab 1:100 nachgebaut.
Die zukünftigen Nutzer konnten das Gebäude schrittweise nach
ihren individuellen Bedürfnissen ausbauen und dadurch deutlich
Kosten sparen. Im ersten Schritt wurden den künftigen Bewohnern
die Konstruktion, die tragenden Decken, Außenwände und die
Anschlüsse für den gebäudetechnischen Ausbau zur Verfügung
gestellt - sozusagen der Grundbau als tragendes Skelett mit
allen Installationssträngen und dem Treppenhaus. Im zweiten
Schritt konnten die Siedler, also die späteren Eigentümer und
Bewohner, selbst Hand anlegen und ihre Wohnungen errichten, die
Grundrisse gestalten und einen unmittelbaren Bezug zu ihrer
eigenen, neuen Wohnung gewinnen. Die spätere Eigenarbeit wurde
von Beginn an erleichtert: so gibt es u. a. Arbeitsräume im
Erdgeschoss oder umlaufende Balkone, die eine praktische
Fertigstellung der Hausfassade und den Verzicht auf ein Gerüst
ermöglichen.
Auf der Architekturbiennale 2016 in Venedig
Dieses Konzept haben die Architekten nun modellhaft auf drei
weitere Städte übertragen und schlagen damit neue Optionen im
Städtebau vor: Stadtteile, die von ihren zukünftigen Bewohnern
zu einem Teil selbst aus- und fertiggestellt werden könnten.
Auf der Biennale 2016 in Venedig zeigen die Architekten
Anne-Julchen Bernhardt und Jörg Leeser (BeL – Sozietät für
Architektur) vier reale Stadtteile in HamburgWilhelmsburg,
München, Leipzig und Duisburg, die das in Hamburg auf der
Internationalen Bauausstellung realisierte Projekt „Grundbau und
Siedler“ weiter entwickeln. Mit ihrem Ausstellungsmodul „NEUBAU“
vergleichen sie zudem die Jahre 1946 und 2016 mit Blick auf die
städtebaulichen und architektonischen Konsequenzen der großen
Migrationsströme.
Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor Hamburg: „Die Ausstellung des
Projektes „Grundbau und Siedler“ in Venedig ist ein Beleg, dass
die Internationale Bauausstellung Hamburg die richtigen Fragen
gestellt und wichtige Impulse gegeben hat. Der Blick auf
alternative Modelle zur Schaffung von Wohnraum ist insbesondere
für die heutigen Ballungszentren lohnenswert.“
IBA Hamburg Geschäftsführerin Karen Pein: „Moderne
Stadtgesellschaften brauchen Angebote zur Eigentumsbildung für
breite Teile der Bevölkerung. Smart Price Houses sind gerade vor
dem Hintergrund der aktuellen Wohnungssituation besonders
interessant.“
Bauherr Achim Nagel, Primus Developments: „Wir hatten uns mit
„Grundbau und Siedler“ auf ein Abenteuer eingelassen. Heute sind
wir stolz, dass die viele Arbeit und Mühen sich gelohnt haben
und unser Projekt mit der Ausstellung in Venedig erneut diese
große internationale Bühne bekommt.“
Jörg Leeser, BeL – Sozietät für Architektur: „Der Selbstbau
der zukünftigen Bewohner kann die Herstellungskosten um bis zu
30 Prozent senken. Zusätzlich fördert das Konzept eine aktive
Nachbarschaft und die schnelle Identifikation mit dem Neubau.“
Die Biennale unter dem Titel „Reporting from the front“
findet vom 28. Mai bis zum 27. November 2016 statt.
Künstlerischer Leiter ist der chilenische Architekt Alejandro
Aravena.
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