Ausstellungsdauer bis 8. Mai 2016

DAM Preis für Architektur in Deutschland 2015 geht an Bruno Fioretti Marquez aus Berlin für die Neuen Meisterhäuser in Dessau

Foto (c) Kulturexpress

Auf dem Foto: Architekten Donatella Fioretti und Josè Gutierrez Marquez 

Die Architekten hatten den Wettbewerb mit der Idee gewonnen, keine originalgetreue Reproduktion der Bauhaus Häuser zu schaffen, erreichten aber mit dem Gedanken an die „städtebauliche Reparatur“ durch die exakte Wiederherstellung der äußeren Hülle ein Abbild der zerstörten Häuser.

 

Das versteht sich als Beitrag zur Baukultur. Haus Gropius soll den Besucher anregen, sich mit grundlegenden Fragen zu Raum, Ort und Zeit auseinanderzusetzen. Die gebaute Ungenauigkeit soll als Symbol für eine wechselhafte Geschichte verstanden werden. Diese Form der Rekonstruktion erzeugt eine abstrakte Erinnerung als spannungsgeladene Konfrontation, um den Diskurs mit der Vergangenheit zu stimulieren, heißt es im Katalog. Das klingt zunächst sehr abgehoben. Es stellt sich die Frage, wären Walter Gropius und das Bauhaus mit dieser Bauform der abstrakten Erinnerung überhaupt einverstanden gewesen. Es ist ein moderner Ansatz, der nicht unbedingt dazu dient, um einem konservatorisch und bauhistorisch korrekten Anspruch zu genügen.

 

Aufgrund der geschichtlichen Ereignisse ist diese Lösung vielleicht der richtige Weg, ein zerstörtes Bauwerk und seine Bauhaus Umgebung auferstehen zu lassen. Die Sprecher für Bruno Fioretti Marquez jedenfalls sprachen in sehr glaubwürdigen Worten vom Bemühen der Architekten und den langwierigen und komplexen Verhandlungen den Plan in die Realität umzusetzen. Das Ergebnis ist beeindruckend. Es ist ein Haus entstanden, das in seiner oberflächlichen Betrachtung ganz dem Ideal der schlichten, weißen Bauhauskultur entspricht, aber keineswegs eine pedantische Stein auf Stein Rekonstruktion beinhaltet. Transluzente Scheiben beeindrucken, bringen neues Licht in die Innenräume. Die feine Ästhetik nimmt den Ort, den Raum aber auch die Zeit für sich in Anspruch. Bleibt nur noch der Besucher, der die positiven Eigenschaften sieht und den Ort als Bauhaus Geschehen anerkennt.

 

Im Katalog wird die Mühe umdas Objekt folgendermaßen formuliert: Die neuen Dessauer Meisterhäuser fordern auf zweierlei Ebenen heraus. Sie fordern dazu auf, die Frage nach der Relevanz des Bauhaus-Erbes zu stellen und sie provozieren eine kritische Reflexion darüber, was Rekonstruktion leisten kann und wo sie an die Grenzen dessen stößt, was sie zu leisten vorgibt: den Verlust ungeschehen zu machen.

 

Das neue Haus Moholy-Nagy soll vom Kurt Weill Zentrum genutzt werden, das bereits in der erhaltenen, 1994, denkmalgerecht sanierten Doppelhaushälfte Feininger arbeitet. Links davon steht das neue Gropius Haus.

 

Im Unterschied zur originären Qualität der Bauhaus Tradition wirken die "abstrakten Erinnerungen" von Bruno Fioretti Marquez wie Wirklichkeit gewordene 3D-Renderings, die durch ihre weiß anmutende Glätte unwirklich animiert scheinen, aber im Volumen genau die Lücke ausfüllen, die notwenig war, um den Platz von Bauhaus und Walter Gropius wiederzubeleben.   

     

 

Zur Ausstellung ist der jährliche Katalog zum Architekturpreis erschienen: Deutsches Architektur Jahrbuch. German Architecture Annual 2015/16 im Prestel Verlag. Darin werden alle 22 nominierten Projekte einzeln mit Text und Abb. vorgestellt

 

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 01. April 2016