Modern Wohnen. Möbeldesign und Wohnkultur der
Moderne (1. Auflage 2016) Herausgegeben von Rudolf Fischer und
Wolf Tegenthoff im Gebr. Mann Verlag Berlin
Bucheinband Gebr. Mann Verlag |
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Wie
wohnen und der moderne Mensch, so beginnt die Einleitung dieses
Bandes, der sich in die Diskussion um das moderne Wohnen
einschalten will. Den Anfang machen dabei Orte wie das "Neue
Frankfurt" aus den 1920er Jahren. Ebenso wird Bezug genommen auf
die Stuttgarter Werkbund-Ausstellung von 1927. Besondere
Beachtung in diesem Konzept finden Stahlrohrmöbel, die durch
materialschöne Erscheinung und dem Streben nach Rhythmus,
Zweckmäßigkeit und Hygiene dominieren. Vorbehalte gegenüber
Stahlrohrmöbeln, so die Empfindung, lagen in der häuslichen
Umgebung sowie im privaten Bereich. Mies van der Rohe forderte
deshalb eine schöpferische Lösung. Das Buch untersucht in 19
Beiträgen die Entwicklung des Neuen Wohnens in den Bereichen des
Möbeldesigns, der Wohnkultur sowie der Möbelproduktion von den
1920er bis in die 1950er Jahre.
Leseprobe...
Rudolf Fischer fragt nach dieser neuen Wohnkultur bei
Mies van der Ruhe und nimmt Bezug auf die Rezeption der
Stahlrohrmöbel der 1930er Jahre. Paul Weber erklärt das
Haus Kempner van der Rohes und seine Innenraumgestaltung nach
1918. Mathias Winkler beschreibt die Barcelona-Sessel van
der Rohes im Kontext zum Berliner Metallgewerbe Jos. Müller.
Bernd Dicke befasst sich mit Tisch MR 150. In englischer
Sprache ist die Untersuchung des Raumes bei Dietrich Neumann
in den neuen Wolkenkratzer Gebäuden bei van der Rohe.
Sehr schön dokumentieren bei Rudolf Fischer zahlreiche
Zeitungsbelege und Produktlisten anschaulich mit Abbildungen,
welche Bedeutung Stahlmöbel in diesen Jahren bekommen sollten.
Er fragt nach der Luxusdebatte in Wohnkultur und bei den
Arbeitern. Das Scheitern der Flachstahlmöbel stellt weitere
Fragen. Stahlmöbel konnten sich nicht in der Allgemeinheit
durchsetzen, sie blieben Attribut der Künstler, der Avantgarde
und der Bohème. Das musste Folgen haben. Der Briefwechsel
zwischen Thonets Büro mit der Deutschen Stahlmöbel GmbH
beschreibt die Auseinandersetzung. Die Debatte befasst sich mit
neuzeitlichen Möbeln in Fachzeitschriften nach 1933 und beklagt
die Folgen nach dem Ausbleiben des Präsent sein. Daraus folgt
die Umwertung des Stahlmöbels in seiner Bedeutung während des
Nationalsozialismus.
Wolf Tegenthoff, der zweite Herausgeber stellt
Patentfragen und von den Nöten damit bei Mies van der Rohe,
Lilly Reich und Anton Lorenz. Arthur Rüegg besieht sich
Möbelwerkverzeichnisse bei le Corbusier. Sebastian
Hackenschmidt bezeichnet Sitzen als Verkehrszustand und
erkennt die Mobilität der modernen Stahlrohrstühle. Stühle sind
in Bewegung und der Freischwinger als Kufenmobil. Daniela
Stöppel nimmt Falten, Klappen, Knicke als ästhetische
Konzepte in Möbelgestaltung, Architektur und Grafikdesign.
Astrid und Christoph Krekel nehmen sich der Herstellungs-
und Materialgeschichte von Chromoberflächen an und beschreiben
eine Forschungsgeschichte. Magdalena Droste sieht mediale
Bildstrategien in Bezug auf Stahlrohrobjekte. Sie setzt dabei
gezielt auf die Bedeutung des Bauhaus und seiner Gebäude.
Stahlrohrmöbel in der Karikatur von 1928 - 1934 ist das Thema
bei Markus Eisen. Christian Demand hat Anmerkungen
zur Eigenschaft des Glatten beizusteuern. Hier stellt sich die
Sinnfrage in modernem Design. Peter Lepel nimmt Schweizer
Typenmöbel und vergleicht diese mit Deutscher Raumkunst.
Dahinter steht die Frage nach Stahlrohrmöbeln in der Schweiz.
Bei Otakar Máčel nimmt holländische Stahlrohrmöbel.
Andreas Nierhaus betrachtet österreichische. Helmut Reuter hat:
sich "Wohnräume für eine neue
Zeit" und Eduard Ludwig als Möbelentwerfer vorgenommen.
Thorsten Critzmann befasst sich mit Friedrich Hirz, ein
Mies van der Rohe-Schüler und fragt nach der Architektur der
verlorenen Generation. Regine Heß bildet das
Schlusslicht, sie setzt sich auseinander mit dem Wohnen in der
Nachkriegszeit und den Einfamilienhäusern von Paul
Schneider-Esleben. Eine zeitliche Abfolge von den 1920er bis in
die 1950er Jahre findet somit statt. Stellt sich die Frage, was ist
mit den Jahrzehnten danach, in denen Stahlrohrmöbel aufgrund
ihrer ästhetischen Schlichtheit und neuer Herstellungstechnik
wieder zu mehr Aufmerksamkeit gelangt sind. Der Band versucht nicht das Bild von den
ästhetischen Stahlrohr-Klischees einseitig zu erhärten, sondern setzt sich mit Herstellerfirmen,
Produktionsstätten, der Plakatindustrie und dem Umfeld weiterer Beteiligter
auseinander, die bei der Findung neuer und zeitgemäßer Wohnideen
mithalfen. Die zeitliche Eingrenzung auf die 1950er Jahre ist
dann als Vorkriegs- oder Zwischenkriegs- und frühe
Nachkriegszeit zu verstehen.
Modern wohnen
Möbeldesign und Wohnkultur der Moderne
Hrsg. Rudolf Fischer und Wolf Tegethoff
Studien zur Architektur der Moderne und industriellen
Gestaltung, Bd.3
Herausgegeben vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte München
Gebr. Mann Verlag,
1. Auflage 2016, Berlin
gebunden, 464 Seiten
mit 235 s/w Abb.
Größe: 24,5 x 18 x 3 cm
ISBN 978-3-7861-2761-1
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