Der Discounter will Obst und Gemüse für seine
Märkte vorerst
in Deutschland ohne acht bienengefährdend Pestizide anbauen
lassen. Seit 1. Januar 2016 fordert das Unternehmen von seinen
Lieferanten, unter anderem auf Pestizide aus der Gruppe der
Neonicotinoide zu verzichten, heißt es in einem Schreiben des
Konzerns, das Greenpeace vorliegt.
Die Gefährlichkeit dieser Pestizide für die Bienen ist
wissenschaftlich belegt. Die unabhängige
Umweltschutzorganisation hatte bereits im vergangenen Oktober
vor Filialen deutscher Supermarktketten mit Protestaktionen
gefordert, den Einsatz gefährlicher Pestizide zu stoppen.
„Unsere Kampagne trägt nun beim Einzelhandel erste Früchte“,
sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von
Greenpeace. „Aldi Süd macht sich somit zum Vorreiter. Andere
Supermärkte sind jetzt gefordert, diesem ersten Schritt zu
folgen.“
Greenpeace-Tests haben im vergangenen Jahr gezeigt, dass immer
noch zu viele Pestizide auf den Äckern und Plantagen eingesetzt
werden. Die gesetzlichen Mindestanforderungen für Pestizide
einzuhalten, reicht nicht aus, denn dabei werden beispielsweise
die Wechselwirkungen zwischen den Substanzen nicht
berücksichtigt. „Chemisch-synthetische Pestizide belasten
Lebensmittel vom Anbau bis zum Teller“, so Huxdorff. „Die
mächtigen Supermarktketten müssen sich dafür einsetzen, dass
diese Belastung abnimmt.“
Zu viele
Pestizide auf dem Acker
Die acht chemischen Wirkstoffe, auf die Aldi Süd verzichten
will, betreffen verschiedene Kulturen. Clothianidin wird für
Kohlrabi, Kräuter, Rosenkohl, Blumenkohl und Blattkohl
verwendet, Cypermethrin bei Porree und Hülsengemüse.
Deltamethrin betrifft Blumenkohl, Paprika, Aubergine, Zucchini,
Gurke, Erbse, Kopfkohl, Tomate und Salat. Fipronil dürfen
Landwirte als Ausnahme auf Kartoffeläckern nutzen, Imidacloprid
bei Äpfeln, Pfirsichen, Aprikosen und Salat.
Greenpeace setzt sich mit einer Kampagne dafür ein, den Einsatz
an Pestiziden in der Landwirtschaft und deren immense
Umweltauswirkungen zu senken. Eine aktuelle Studie des NABU
zeigt: Allein in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der
Fluginsekten in den vergangenen 15 Jahren um 80 Prozent
gesunken. Die Ursachen sind bisher unerforscht, aber
Neonicotinoide stehen unter Verdacht, für dieses massenhafte
Sterben verantwortlich zu sein. „Ein
Drittel unserer Lebensmittel – Gemüse, Früchte, Nüsse, Gewürze
und Pflanzenöle – ist auf die Bestäubung von Insekten
angewiesen. Bienengefährdende Stoffe gehören daher sofort
verboten“, sagt Huxdorff. „Daher ist es gut, wenn Unternehmen
handeln. Langfristig reicht das aber nicht.“ Greenpeace fordert
von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) und
vom Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Ruckwied,
sich für einen ambitionierten Plan zur Verringerung von
Pestiziden auf dem Acker einzusetzen.