Holzverbindungen. Gegenüberstellung japanischer und europäischer Lösungen (Neuauflage 2015) herausgegeben von Wolfram Graubner bei DVA

   Bucheinband: Deutsche Verlagsanstalt

Ein anspruchsvolles Unterfangen, europäische Holztechniken mit den japanischen zu vergleichen. Hugo Kükelhaus (1900-1984) hebt in seinem Beitrag vor allem die anthropologischen Wurzeln als Ursache der Unterschiede hervor. Werkverfahren sind an bestimmte Gesetzlichkeiten gebunden, was zunächst durchaus auf  Ähnlichkeiten der jeweiligen Länder in Bezug auf deren Zimmererarbeiten schließen lässt. Daraus resultiert die Ansicht der gemeinsamen Ursprünge in der Holzverbindungstechnik zwischen Ost und West.

 

    Leseprobe...

 

Sägewerkzeuge wurden zeitgeschichtlich erst in jüngerer Zeit bei der Herstellung von Holzverbindungen herangezogen. Nut und Feder zeigen sich dagegen mit als älteste Flächenverbindungen. Schlag- und Spaltwerkzeuge sind geschichtlich gesehen am ältesten bei der Bearbeitung von Holz. So unscheinbar Holzverbindungen sind, so spiegeln sich in ihnen geometrische Bedingungen und verschieden wirkende Krafteinwirkungen. Besonderes Augenmerk liegt auf entgegengesetzt wirkende Kräfte.

 

Eine Reihe unterschiedlicher Beispiele wozu die Gegenüberstellung von Holz in Holz Verbindungen mit Metallteilen gehört. Wobei traditionelle Holzverbindungen und regionale Bedingungen unmittelbar Einfluss aufeinander haben bei der Verarbeitung. Aufgezeigt wird wie das Brandverhalten von Holz enorm an Bedeutung gewinnt, um Kenntnis über ein brennbares Material zu erhalten. Technische Hinweise ergänzen den Lehrgang: Trocknung und Lagerung, Einschnittmethoden, welche Hölzer als Bauhölzer geeignet sind und mehr. Letztere werden sogar unterstrichen dargestellt. Das zeigt, wie sehr das Manuskript zum Buch auf historischer Vorlage beruht. Autor Hugo Kükelhaus von Beruf Tischler, Künstler und Pädagoge ist schon 1984 gestorben. In dessen Geiste wirkt Graubners Buchvorhaben weiter, indem traditionelle Werkverfahren und Gesetzmäßigkeiten sinnvoll weitergegeben werden. Wirksam damals wie heute.

 

Die Entwicklung der Holzbauweise beginnt bei den Pfahlbauten. Die Stabbauten folgen. Einführung der Grundschwelle und Rahmen sowie Gebindebauweisen kommen vor. Daraus spricht handwerkliches Verständnis, wozu menschliches Geschick zählt. Exemplarisch werden Dachkonstruktion mit Pfette und Tragebalken abgebildet, die üblicherweise heute noch in der gleichen Art gebaut werden. 

 

Die traditionelle chinesische Bauweise wiederum unterscheidet sich von der Konstruktion japanischer Holzverbindungen. Das zeigt sich vor allem an den Tempelbauten aus Japan. Eine Fotoserie stellt den Arbeitsprozess eines japanschen Handwerkers dar, der gerade beim Sägen ist. Insgesamt sind rund 400 sinnvolle japanische Holzverbindungen bekannt. Hochinteressant sind Fügeformen, das sind Steckverbindungen aus Holz. Text und Abb. sind sehr schematisch im Aufbau und fast ein wenig zu didaktisch in Bezug auf das Zimmererhandwerk, als das wirkliche Unterschiede zwischen den Kulturen offenbart würden.

 

Sehr wirksam sind Fotos, die mit der Technik der verlorenen Form hergestellt wurden. Mit anderen Worten haben fast alle Fotos einen schwarzen Hintergrund. Nur das dargestellte Detail aus Holz erscheint hell im Vordergrund. Dadurch entsteht ein fast ungebrochener Kontrast der Flächen. Die Betonung des Sachlichen wird damit erhöht, um nicht zu sagen überhöht.

 

Zapfenstoß, doppelte Schäftung, das Blatt, der schräge Stoß, der stumpfe Stoß, Längsverbindungen, Stabzapfen und viele Begriffe mehr, die sich nacheinander sowohl mit s/w Foto als auch mit Schemazeichnung wirkungsvoll präsentieren. Schwalbenschwanzverbindungen, Schlitzzapfen, Kreuzzapfen, Sichelzapfen Fremdverbinder, Fixierschlösser. Holz kennt keine Grenzen in seiner Variabilität, was Bearbeitung und Ausführung angeht.

 

Holzverbindungen

Gegenüberstellung japanischer und europäischer Lösungen

Hrsg. Wolfram Graubner
Deutsche Verlags-Anstalt, Neuauflage 2015
gebunden, 176 Seiten, zahlreiche Abb.
Größe: 24 x 30,5 x 1,9 cm
ISBN: 978-3421039958
 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 26. Dezember 2015