Ein
anspruchsvolles Unterfangen, europäische Holztechniken mit
den japanischen zu vergleichen. Hugo Kükelhaus (1900-1984)
hebt in seinem Beitrag vor allem die anthropologischen Wurzeln
als Ursache der Unterschiede hervor. Werkverfahren sind an
bestimmte Gesetzlichkeiten gebunden, was zunächst durchaus auf
Ähnlichkeiten der jeweiligen Länder in Bezug auf deren Zimmererarbeiten
schließen lässt. Daraus resultiert die Ansicht der gemeinsamen
Ursprünge in der Holzverbindungstechnik zwischen Ost und West.
Leseprobe...
Sägewerkzeuge wurden zeitgeschichtlich erst in jüngerer Zeit bei
der Herstellung von Holzverbindungen herangezogen. Nut und Feder
zeigen sich dagegen mit als älteste Flächenverbindungen. Schlag-
und Spaltwerkzeuge sind geschichtlich gesehen am ältesten bei
der Bearbeitung von Holz. So unscheinbar Holzverbindungen sind,
so spiegeln sich in ihnen geometrische Bedingungen und
verschieden wirkende Krafteinwirkungen. Besonderes Augenmerk
liegt auf entgegengesetzt wirkende Kräfte.
Eine Reihe unterschiedlicher Beispiele wozu die
Gegenüberstellung von Holz in Holz Verbindungen mit Metallteilen
gehört. Wobei traditionelle Holzverbindungen und regionale
Bedingungen unmittelbar Einfluss aufeinander haben bei der
Verarbeitung. Aufgezeigt wird wie das Brandverhalten von Holz
enorm an Bedeutung gewinnt, um Kenntnis über ein brennbares
Material zu erhalten.
Technische Hinweise ergänzen den Lehrgang: Trocknung und
Lagerung, Einschnittmethoden, welche Hölzer als Bauhölzer
geeignet sind und mehr. Letztere werden sogar
unterstrichen dargestellt. Das zeigt, wie sehr
das Manuskript zum Buch auf historischer Vorlage beruht. Autor
Hugo Kükelhaus von Beruf Tischler, Künstler und Pädagoge ist schon 1984 gestorben.
In dessen Geiste
wirkt Graubners Buchvorhaben weiter, indem traditionelle
Werkverfahren und Gesetzmäßigkeiten sinnvoll weitergegeben werden.
Wirksam damals wie heute.
Die Entwicklung der Holzbauweise beginnt bei den Pfahlbauten.
Die Stabbauten folgen. Einführung der Grundschwelle und Rahmen
sowie Gebindebauweisen kommen vor. Daraus spricht handwerkliches
Verständnis, wozu menschliches Geschick zählt. Exemplarisch werden
Dachkonstruktion mit Pfette und Tragebalken abgebildet, die
üblicherweise heute noch in der gleichen Art gebaut werden.
Die traditionelle chinesische Bauweise wiederum unterscheidet
sich von der Konstruktion japanischer Holzverbindungen. Das
zeigt sich vor allem an den Tempelbauten aus Japan. Eine
Fotoserie stellt den Arbeitsprozess eines japanschen Handwerkers
dar, der gerade beim Sägen ist. Insgesamt sind
rund 400 sinnvolle japanische Holzverbindungen bekannt.
Hochinteressant sind Fügeformen, das sind Steckverbindungen aus
Holz. Text und Abb. sind sehr schematisch im Aufbau und fast ein wenig zu didaktisch
in Bezug auf das Zimmererhandwerk, als das wirkliche
Unterschiede zwischen den Kulturen offenbart würden.
Sehr wirksam sind Fotos, die mit der Technik
der verlorenen Form hergestellt wurden. Mit anderen Worten haben fast alle
Fotos einen schwarzen Hintergrund. Nur das dargestellte Detail
aus Holz erscheint hell im Vordergrund. Dadurch entsteht ein
fast ungebrochener Kontrast der Flächen. Die Betonung des
Sachlichen wird damit erhöht, um nicht zu sagen überhöht.
Zapfenstoß, doppelte Schäftung,
das Blatt, der schräge Stoß, der stumpfe Stoß,
Längsverbindungen, Stabzapfen und viele Begriffe mehr, die
sich nacheinander sowohl mit s/w Foto als auch mit Schemazeichnung
wirkungsvoll präsentieren. Schwalbenschwanzverbindungen,
Schlitzzapfen, Kreuzzapfen, Sichelzapfen Fremdverbinder,
Fixierschlösser. Holz kennt keine Grenzen in seiner
Variabilität, was Bearbeitung und Ausführung angeht.
Holzverbindungen
Gegenüberstellung japanischer und europäischer Lösungen
Hrsg. Wolfram Graubner
Deutsche Verlags-Anstalt, Neuauflage 2015
gebunden, 176 Seiten, zahlreiche Abb.
Größe: 24 x 30,5 x 1,9 cm
ISBN: 978-3421039958