Schwedischsprachiges Handbuch über die Renovierung alter Holzhäuser

   Bucheinband: Ica bokförlag

Schon 2007 ist "Vård av gamla hus. Undersöka och återgärda" von Autor Lars Eric Olsson im Schwedischen erschienen, ein Handbuch das anschaulich bei der Vermittlung alter Handwerkstechniken Auskunft gibt. Die schwedische Holzbauweise hat eine lange Tradition. Holz ist ein nachwachsendes Naturprodukt. Die schwedischen Wälder sind reich und ausgedehnt, so dass die Verwendung des Materials naheliegend ist. Der Variantenreichtum dieser Holzhäuser ist entsprechend vielfältig.

 

Interessant sind die vielen abgebildeten Fotos zum Beispiel während der Freilegung eines Kachelofens oder Hausbeispiele, die anhand schematisierter Grundrisse und Skizzen zu Konstruktion und Ausführung verschiedener baulicher Details verknüpft sind. Oftmals entsteht damit auch der Versuch die Allgemeingültigkeit einer Bauweise historisch herzuleiten.


Aufarbeitung und Untersuchung bei der Vielfalt schwedischer Holzhäuser wäre eine eigene bisher noch unentdeckte Forschungsaufgabe. Die Häuser zu beschreiben, zu fotografieren und zu katalogisieren. Welche Typologien, Stile und  Formen zum Vorschein kommen. Dahinter verbirgt sich ein nicht gehobener kulturhistorischer Schatz von immenser Bedeutung auch für die Geschichte des Landes. Was sich hinter Holzfassade und Fußbodenbelag alles so verbirgt, offenbart so manches Geheimnis traditioneller Zimmermannstechnik, die auch in der Gegenwart Anwendung findet. Abwechslungsreichtum in Konstruktion und baulicher Umsetzung sind individuell. Obwohl immer die gleichen Gegebenheiten zur Ausführung kommen, welche dem häuslichen Wohlstand dienen. Dazu zählen Räumlichkeiten wie: Küche, Herd, Backstube, Flur, Wohnstube, Esszimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Veranda, Wintergarten, Speisekammer, Dachboden und vieles andere mehr. Daran angeschlossen ist meist ein passender Schuppen etwas außerhalb stehend. Die Pflege und Renovierung bedürfen einer sachlichen Orientierung, um Schritt für Schritt und mit Bedacht vorzugehen. In vielen Dingen folgen die Holzbauten auch der staatlichen Aufsicht, die in früheren Jahrhunderten viel stärker auf Baubestimmungen einwirkte, als dies heutzutage der Fall ist.

Schwedische Holzhäuser stehen überwiegend auf dem Land, auf Schwedisch mit "Stuga" bezeichnet. Die größeren Häuser sind Villen, wie die aus Astrid Lindgrens Erzählungen. Mehrere Häuser bilden Häusergruppen. Das sind Höfe, Landgüter oder Dorfgemeinschaften. Letztere stehen in einem baulichen Kontext zueinander. Das Konstruktionsverständnis ist Grundlage bei Renovierungen, um vorhandene oder bevorstehende Bauschäden sachgerecht zu beseitigen. In der Fragestellung wendet sich das Handbuch damit an Hausbesitzer, die ihr Holzhaus besser kennenlernen sollen. Zugleich kommt die Frage auf, welchen ethischen Grundsätzen das schwedische Holzhaus gemeinhin folgt. Oftmals stehen staatliche Auflagen dahinter, die in früheren Zeiten helfen sollten, die weit auseinander und verstreut liegenden Häuser sichtbar zu machen und von der Natur abzuheben. Weshalb Gebäude von außen rot angestrichen sein mussten. Diese Verordnung wurde mittlerweile aufgehoben. Es soll jedoch erkennbar bleiben: Hier wohnt jemand, die Gegend ist bewohnt.

Das Inhaltsverzeichnis ist in mehrere Kapitel geteilt. "Att lära känna en byggnad" lässt den Leser das Haus mit seinen Eigenschaften kennen lernen, um darüber zu urteilen, welche Baumaßnahmen notwendig sind und wo angesetzt werden muss. Dabei wird über den Wert nachgedacht, den ein Haus haben kann abhängig von seinem Erhaltungszustand. Unterschieden wird zwischen ökonomischem und kulturhistorischem Wert. Der Gebrauchswert eines Hauses bemisst sich an den ursprünglichen Funktionen, die seit dem Hausbau noch vorhanden und in Gebrauch sind. Der ökonomische Wert drückt sich in seinem Marktwert aus. Die Immobilienbranche kennt viele Angebote, die in preislichen Dimensionen oftmals erheblich variieren. So ein Haus kann auch über seinen Taxierungswert näher definiert werden, ein Wert der in regelmäßigen Abständen meist jährlich in Listen publiziert wird. Auf dem Immobilienmarkt geschieht dies zumeist in Zusammenhang mit Zahlen, die den Nennwert des Hauses festlegen. Weitere Werte die ein Haus haben kann, werden im ersten Kapitel mit aufgeführt.

Der ethische Wert eines Hauses erklärt sich daher stark mit seinem kulturhistorischen Wert. Dafür wird eine Untersuchung des Gebäudes benötigt. Aus welchem Material das Haus besteht und wie dieses Material bei der Konstruktion verwendet wurde. Funktioniert das Abwassersystem, wie sind die Fenster, wie ist der Fußboden und wie sind andere Bauteile erhalten. Diese Untersuchungen führen schließlich zur Gebäudearchäologie, um herauszufinden welche Veränderungen das Haus in früheren Zeiten schon durchgemacht hat bis zum Jetztzustand. Hilfreich können Fundstücke sein, die im Keller oder woanders gelagert werden, deren Rekonstruktion am Gebäude eine weitergehende Untersuchung beansprucht. Im weitesten Sinne setzt hier auch der Begriff Bauforschung ein.

Daneben spielt die Farbgebung eine wesentliche Rolle für das Haus. Es gilt herauszufinden, welche Farben für Innen und Außen verwendet wurden. Die Instrumente die hierbei zum Einsatz kommen, sind Skalpell und Spachtel. Selbst Tapetenmuster sind von Interesse bei der Rekonstruktion. Auch alte Werkzeugspuren sind wichtig für das Baugeschehen. Der Profilkamm zeigt die Form der Profile, um alte vielleicht zerstörte Verzierungen nachvollziehbar zu machen und zu erneuern. Nicht zuletzt hilft das Archiv bei der Suche nach Vorlagen, Plänen und alten Fotografien weiter, welche bei der Ermittlung früherer baulicher Gegebenheiten hilfreich sein können.

 

Das Kapitel über Verschlechterungsfaktoren befasst sich mit dem Zustand des Mörtels, Hausschwamm, Kalibrierung, Verschlechterung der Lichtfaktoren, schädliche Insekten und anderes mehr. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie man einen Kachelofen behandelt. Wichtiges Detail sind Türschwellen, die ersetzt werden, wenn sie nicht mehr vorhanden oder unbrauchbar geworden sind.

Vård av gamla hus. Undersöka och återgärda
Herausgeber: Mette Ramel (red.), Niklas Alveskog (form)
Illustrationen und Fotografien: Ulf Erixon
Ica Bokförlag, 2007
gebunden, 112 Seiten
Größe: 273 x 220 x 12 mm
Gewicht: 600 g
ISBN: 9789153428121
Sprache: Schwedisch

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 25. Dezember 2015