Die Architektur des früheren Mensagebäudes auf
dem Campus Bockenheim stammt von Ferdinand Kramer. Die ABG
Frankfurt Holding und Johanniter-Unfall-Hilfe realisieren die
Notunterkunft jetzt für die Stadt Frankfurt.
Passend zur Ferdinand Kramer Ausstellung ist der Hinweis, dass
Ende des Jahres der bisher leerstehende und frisch renovierte
Labsaal als Flüchtlingsunterkunft dienen soll. Dort befand sich
in früheren Jahren die Mensa als zentraler Ort auf dem Campus an
der Bockenheimer Warte. Anfangs wurden einige Verzögerungen
laut, da sich die Umnutzung nicht so schnell verwirklichen ließ.
Die Architektur des Gebäudes stammt von Ferdinand Kramer, dessen
Witwe Lore Kramer anlässlich der Ausstellung im
Architekturmuseum diesen Schritt begrüßte auch im Rückblick auf
den Architekten. Ferdinand Kramer war reformorientiert und ein
an soziale Belange denkender Mensch. Er gab mit seiner modernen
Bauweise in den Nachkriegsjahren den Frankfurtern ein
architektonisches Gesicht, da seine Bauten von der
amerikanischen Denkweise beeinflusst sind, die an der
Umerziehung und damit Erneuerung in Nachkriegsdeutschland auf
fundamentale Weise orientiert war.
Das Labsaalgebäude ist ein moderner zweistöckiger Flachbau, der
im Inneren überwiegend aus großen Sälen und Fluren besteht. In
den Sälen standen früher reihenweise
Mensatische. Diese Räume in einzelne Wohn- oder
Übernachtungseinheit zu unterteilen, dürfte eine besondere
Herausforderung gewesen sein bei der Umgestaltung zu einem
Flüchtlingswohnheim.
Als Notunterkunft für 160 Flüchtlinge hat die ABG Frankfurt
Holding die ehemalige Mensa der Goethe-Universität, den Labsaal,
hergerichtet. Für den Betrieb der Unterkunft konnte die Stadt
Frankfurt die Johanniter-Unfall-Hilfe gewinnen, die die Räume
zurzeit ausstattet. Vor dem Einzug der ersten Bewohner Ende des
Jahres informierten Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld, der
Vorsitzende der Geschäftsführung der ABG, Frank Junker, und der
Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe, Oliver Pitsch, am
Mittwoch, 23. Dezember, über das gemeinsame Projekt beim
Pressegespräch zum Labsaalgebäude.
Ausdrücklich dankte Stadträtin Birkenfeld der ABG und den
Johannitern für die zügige Umsetzung des Projekts. „Das Land
Hessen hat für das kommende Jahr angekündigt, die wöchentlichen
Zuweisungen von Flüchtlingen an die Landkreise und Kommunen
erneut anzuheben“, sagte die Sozialdezernentin. „Angesichts
dessen muss die Stadt weiter gemeinsam mit verlässlichen
Partnern wie der ABG und den Johannitern kurzfristig solche
Notunterkünfte wie hier im Labsaal schaffen, ohne die
langfristigen Konzepte zur Integration der Flüchtlinge zu
vernachlässigen.“
Zuletzt wurden im Schnitt 170 Flüchtlinge pro Woche aus den
hessischen Erstaufnahme-Einrichtungen nach Frankfurt zugewiesen.
Diese Zahl wird in den kommenden Wochen voraussichtlich auf bis
zu 250 steigen. „Aufs Jahr gerechnet müssen wir uns also auf
12.000 weitere Flüchtlinge einstellen, die wir in Frankfurt zu
versorgen und zu integrieren haben“, sagte die Stadträtin.
Zusammen mit den 100 Wohnungen, mit denen die ABG die
Flüchtlingshilfe der Kommune in der gegenwärtig schwierigen Lage
unterstütze, „gehört der Labsaal zu unserem Beitrag für eine
humanitäre Hilfsaktion“, sagte Junker. Damit beweise die ABG,
„sich ihrer Verantwortung für das alltägliche Leben der
Menschen, die in unsere Stadt kommen, bewusst zu sein“.
Insgesamt habe die ABG mittlerweile 555 Plätze zur Verfügung
gestellt, um den Flüchtlingen zu helfen. Dazu gehöre der Erhalt
von ursprünglich für den Abriss vorgesehenen Wohnungen ebenso
wie die Herrichtung früherer Büros der Wohnungsbaugesellschaft.
Insofern steht die humanitäre Hilfe „weit oben“ auf der Agenda
der ABG, unterstrich Junker.
Der Labsaal gehört zu den Gebäuden des ehemaligen Campus
Bockenheim der Goethe-Universität, das die ABG im Zusammenhang
mit dem Kulturcampus Frankfurt vom Land Hessen erwirbt.
Insgesamt umfasst das Areal gut 17 Hektar zwischen
Senckenberganlage und Gräfstraße. Die Universität nutzte den
Labsaal bis Mitte der 90er Jahre für die mittägliche Versorgung
ihrer Studenten. Künftig sollen dort Flüchtlinge einen
Schlafplätze finden und sich im Erdgeschoss in eigens
eingerichteten und nach Geschlechtern getrennten Sanitäranlagen
waschen können.
Erst vor wenigen Monaten hatte die Stadt die kurzfristige
Nutzung der früheren Mensa der Goethe-Universität für
Flüchtlinge als „gute Idee“ öffentlich präsentiert. „Wir kümmern
uns um die Menschen mit aller Sorgfalt“, unterstrich Oliver
Pitsch von der Johanniter-Unfall-Hilfe bei dem Pressegespräch.