Mehr Radschnellwege und der Aufbau einer Energiebörse, das sind Expertenvorschläge zum Gelingen der Energiewende

Meldung: Presseinfo der Stadt Frankfurt am Main (pia)

Ein Jahr lang haben sich im Namen der Regionalverbandes FrankfurtRheinMain und der Stadt Frankfurt am Main rund 150 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Verwaltung damit beschäftigt, Ideen für eine erfolgreiche Energiewende in der Region zu entwickeln. Aufgeteilt waren diese in die fünf Strategiegruppen Energie, Mobilität, Siedlung und Wohnen, Wirtschaft sowie Wertschöpfung. Ziel ist es, bis zum Jahr 2050 die hundertprozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien zu erreichen.

 

Die Ergebnisse wurden am 28. November in der Deutschen Nationalbibliothek präsentiert. Für jede der 75 Verbandskommunen wurden demnach vor zehn Monaten sogenannte "Energiesteckbriefe" erstellt. Diese werden ab sofort zu einem Monitoring weiterentwickelt.

 

Am 1. Dezember lief im Rahmen der von der ABGnova veranstalteten "Sophienhofabende" ein Vortrag zum Thema: "Regionales Ernergiekonzept". Dabei stellten Andrea Graf, Projektleiterin Masterplan 100 Prozent Klimaschutz, Frankfurt und Michael Voll vom Fachbereich Energie, Umwelt und Innovation, Regionalbverband Frankfurt RheinMain die Themen vor. Beide nahmen Strategien und Ergebnisse der Abschlusskonferenz vom 28. November nochmals einzeln auf. Anschaulich wurde ein mehrgliedriges Strategieschema präsentiert. Während des Vortrags wurde zudem ein Bezug zwischen aktueller Flüchtlingsbewegung und der Klimaschutzkonferenz in Paris hergestellt, die noch bis 11. Dezember 2015 tagt.

 

Regionales Energiekonzept im Überblick

 

Eine der Forderungen lautete, den Flugverkehr verstärkt auf die Schiene zu bringen. Als weitere Maßnahme ist die Einrichtung einer regionalen Energieagentur vorgesehen, um unterschiedliche Strategien in der Region aufeinander abzustimmen. Sie soll als zentraler Ansprechpartner für die Energiewende dienen und Kommunen und Landkreisen eine fachliche Beratung bieten. Zudem werden dauerhafte Stellen für die Öffentlichkeitsarbeit gefordert. Außerdem werden der Ausbau der Solarenergie durch ein 10.000-Dächer-Programm und eine "Route der Energiekultur" vorgeschlagen.

 

Die Mobilitätsgruppe plädiert dafür, Carsharing bis in die Region auszuweiten und den Bau von Radschnellwegen zu forcieren. Die Förderung von energetischen Quartierskonzepten, die Entwicklung von Sanierungsstandards und die Einführung von „gläsernen Baustellen“ nach dem Motto „so wird’s gemacht“ stehen ebenfalls auf dem Maßnahmenzettel. Mehrere Pilotprojekte für nachhaltige Gewerbegebiete und Job-Tickets auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kleinerer Firmen durch Bündelung stehen auf der Agenda der Wirtschaftsgruppe.

 

Schließlich haben die Akteure der Strategiegruppe Wertschöpfung ein Finanzprodukt mit dem Namen „Regionale Erneuerbare Energie“ sowie eine Energiebörse FrankfurtRheinMain entwickelt. Wobei die zentrale Energiebörse, die European Energy Exchange (EEX) mit Hauptsitz in Leipzig liegt. Diese gilt als führende Energiebörse in Deutschland und für Kontinentaleuropa. An der EEX werden Strom, Erdgas, CO2-Emissionsrechte, Kohle sowie Herkunftsnachweise für Grünstrom gehandelt.

 

„Jetzt gilt es, die Politik für die Ideen zu begeistern und aus den Ideen Maßnahmen werden zu lassen“, sagte der Direktor des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain, Ludger Stüve (SPD). Er machte noch einmal deutlich, dass für ihn drei Säulen hinsichtlich der Energiewende wichtig sind: das Umsteuern auf erneuerbare Energie, Energieeinsparung und Effizienzverbesserung sowie die Entwicklung von Strategien zu Anpassung an ein verändertes Klima.

 

Die Leiterin des Energiereferates der Stadt Frankfurt am Main, Wiebke Fiebig, verwies darauf, dass Ende September die Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit die vom Dezernat für Umwelt und Gesundheit beauftragte Machbarkeitsstudie des Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) zum „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ beschlossen hatte. „Die Strategiegruppen orientierten sich an den bestehenden energiepolitischen Zielen auf Landesebene. Diese sehen eine hundertprozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 vor. Solche ehrgeizigen Ziele können nur als Gemeinschaftsaufgabe geleistet werden. Dafür wurden Visionen, Strategien und rund 50 Maßnahmenvorschläge entwickelt, die sich spezifisch auf die Handlungsebene der Region beziehen“, sagte Fiebig.

 

Die Ergebnisse der einjährigen Arbeit sollen dokumentiert und aufbereitet werden. Sie bilden gemeinsam mit den bereits erhobenen Datengrundlagen das Gerüst für die eigentliche Konzepterstellung, die im nächsten Jahr beginnt. Auch werden die entsprechenden politischen Gremien damit befasst. Parallel dazu sollen schon die ersten Umsetzungen beginnen.

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 02. Dezember 2015