Vitra
Design hat sich mal wieder einer großen Aufgabe gewidmet und
präsentiert das Bauhaus. Nicht weil es nicht schon genug
Präsentationen dazu gäbe, nein, sondern weil Vitra Design
ein eigenes Format der Präsentation zu bieten hat, wohinein
das Bauhauskonzept genau passt. Exklusives Möbeldesign und
deren Produktion ist das Hauptgebiet bei Vitra.
Mit der großen Ausstellung »Das Bauhaus #allesistdesign«
will das Museum eine umfangreiche Übersicht über das Design
am Bauhaus präsentieren. Das umfasst eine Vielzahl seltener,
teilweise nie gezeigter Exponate aus Design, Architektur,
Kunst, Film und Fotografie. Zugleich konfrontiert Vitra das
Design des Bauhauses mit aktuellen Designtendenzen und mit
zahlreichen Werken heutiger Designer, Künstler und
Architekten. Auf diese Weise offenbart »Das Bauhaus #allesistdesign«
die überraschende Aktualität dieser legendären
Kulturinstitution.
Unter den in der Ausstellung vertretenen Gestaltern des
Bauhauses sind Marianne Brandt, Marcel Breuer, Lyonel
Feininger, Walter Gropius, Wassily Kandinsky und viele mehr.
Aktuelle Ausstellungsbeiträge stammen u.a. von Olaf Nicolai,
Adrian Sauer, Enzo Mari, Lord Norman Foster, Opendesk,
Konstantin Grcic, Hella Jongerius, Alberto Meda und Jerszy
Seymour.
Ziel des 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründeten
»Staatlichen Bauhaus« war es, einen neuen Typus des
Gestalters auszubilden. Dieser sollte am Bauhaus
handwerkliche und künstlerische Grundlagen sowie Kenntnisse
der menschlichen Psyche, des Wahrnehmungsprozesses, der
Ergonomie und der Technik erwerben – ein Profil, das bis
heute das Berufsbild des Designers prägt. Das
Designverständnis am Bauhaus wies dem Designer aber auch
einen umfassenden Gestaltungsauftrag zu: Er sollte nicht nur
Dinge des täglichen Gebrauchs gestalten, sondern aktiv an
der gesellschaftlichen Umgestaltung teilnehmen. Damit steht
das Bauhaus am Anfang eines umfassenden Verständnisses von
Design, das heute mit neuem Nachdruck gefordert wird:
Unter Stichworten wie Social Design, Open Design oder »design
thinking« wird erneut diskutiert, wie Designer ihre Arbeit
in einen größeren Zusammenhang stellen und die Gesellschaft
mitgestalten können. Ausgehend von dieser aktuellen
Perspektive betrachtet die Ausstellung das Bauhaus als
komplexes, vielschichtiges »Labor der Moderne«, das mit
heutigen Designtendenzen eng verknüpft ist.
Gegliedert ist die Ausstellung in vier Themengruppen,
beginnend mit einem Blick auf den historischen und sozialen
Kontext des Bauhauses. In einem zweiten Bereich werden
sowohl ikonische also auch weniger bekannte Designobjekte
des Bauhauses sowie ihre Entstehungsgeschichte zwischen
Kunst, Handwerk, Technik und Industrie untersucht. Ein
weiterer Bereich geht auf das Thema Raum ein und zeigt, wie
viele verschiedene Gestalter an der Formulierung des
Designverständnisses am Bauhaus beteiligt waren – darunter
Bühnenkünstler, Architekten mit ihren Überlegungen zur
Minimalwohnung und Künstler, die Farbgestaltungen und
Raummodelle entwickelten. Hier offenbart sich das Bauhaus
als das wohl erste künstlerische »Totalexperiment« der
Moderne, bei dem die Verbreitung von Design in allen
Lebensbereiche erprobt wurde.
Der letzte Bereich beschäftigt sich mit der Kommunikation
des Bauhauses, von Typografie und Ausstellungen über
experimentelle Filmkunst und Fotografie bis hin zu der –
oftmals systematisch geplanten – Schaffung jener Mythen und
Klischees, die das Bauhaus bis heute umgeben. Die aktuelle
Perspektive auf das Bauhaus wird vermittelt, indem
historische Exponate aus der Bauhaus-Ära den Werken heutiger
Gestalter gegenübergestellt werden. Darunter sind digital
produzierte Möbel von Minale Maeda und Front, Van Bo
Le-Mentzels »Hartz IV-Möbel«, aber auch Manifeste von
Designern wie Hella Jongerius und Opendesk, Interviews mit
Gestaltern wie Lord Norman Foster, Enzo Mari, Sauerbruch
Hutton und dem Boss Womenswear Kreativdirektor Jason Wu,
aber auch Hommagen an das Bauhaus von Designern wie Mike
Meiré, Studio Miro oder Dokter and Misses. Dabei wird nicht
zuletzt die Bandbreite des Bauhaus-Einflusses sichtbar – vom
Automobildesign bei Mercedes-Benz bis hin zur Möbelserie
Pipe (2009) von Konstantin Grcic für Muji und Thonet, die
von Marcel Breuer inspiriert ist.
Eine besondere Rolle unter diesen aktuellen Beiträgen
spielen vier Projekte, die eigens für die Ausstellung
beauftragt wurden und von dem Leipziger Künstler Adrian
Sauer, dem Konzeptkünstler Olaf Nicolai sowie den
Architekten und Autoren Joseph Grima und Philipp Oswalt
stammen. In der Gegenüberstellung von historischen und
aktuellen Exponaten ergibt sich ein neues, differenzierteres
Bild des Designs am Bauhaus. Es räumt auf mit dem Klischee,
das so genannte Bauhaus-Design sei primär minimalistisch,
kühl und geometrisch gewesen, sondern zeigt, wie
interessiert Designer am Bauhaus an sozialen Zusammenhängen,
Experimenten und Prozessen waren. Dabei offenbart sich zum
einen, dass viele der aktuellen Debatten denen am Bauhaus
auf überraschende Weise ähneln – ob jene über die
Möglichkeiten neuer Herstellungsverfahren und Materialien,
über die Rolle des Designers in der Gesellschaft oder über
die Vorteile interdisziplinärer Zusammenarbeit. Zum anderen
wird sichtbar, dass das Bauhaus mit seinem offenen
Designbegriff ganz entscheidend dazu beigetragen hat, dass
Design heute unsere gesamte Lebenswelt durchzieht – eine
Verbindung, auf die auch der Untertitel der Ausstellung
anspielt: »#allesistdesign«.
Begleitet wird »Das Bauhaus #allesistdesign« von einem über
400-seitigen Katalog, der neben einem ausführlichen,
illustrierten Katalogteil auch Essays renommierter Autoren
wie Arthur Rüegg und Patrick Rössler, sowie ein Glossar von
Grundbegriffen des Designs am Bauhaus enthält.
Unterstützt wird der zeitgenössische Blick auf das Bauhaus
durch zahlreiche Kurzbeiträge namhafter Designer, Künstler
und Architekten aus der ganzen Welt – unter ihnen Lord
Norman Foster, Tobias Rehberger, Arik Levy und Hella
Jongerius – die mit Ideen, Projekten und Thesen die
Aktualität des Bauhauses reflektieren. »Das Bauhaus #allesistdesign«
ist eine Ausstellung des Vitra Design Museums und der Kunst-
und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland.
Im Anschluss an die erste Präsentation im Vitra Design
Museum wird die Ausstellung ab Frühjahr 2016 in der
Bundeskunsthalle in Bonn gezeigt. Kuratorin der Ausstellung
ist Jolanthe Kugler.
Kuratoren: Jolanthe Kugler Kuratorin Linda Novotny
Kuratorische Assistenz Dauer der Ausstellung: 26. September
2015 – 28. Februar 2016
Ausstellungstour: Bundeskunsthalle Bonn, 01. April – 14.
August 2016
Öffnungszeiten: Täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10,00 €, ermäßigt 8,00 €, Kinder unter 12 Jahren
frei
Öffentliche Führungen: jeden Samstag, Sonntag und Feiertag
um 11 Uhr
Katalog: Das Bauhaus #allesistdesign Hrsg.: Mateo Kries,
Jolanthe Kugler Flexcover, 250 x 190 mm, 464 Seiten ca. 500
Abbildungen, überw. farbig Deutsche Ausgabe, ISBN
978-3-945852-01-9
www.design-museum.de