Fassaden
nennt sich diese dezent wirkende Verkaufsausstellung, die
sich hinter der Fassade der 14. Etage im FCB Hochhaus auf
der Mainzer Landstraße befindet. Das ist nicht wenig. Die
offenen Räumlichkeiten versprechen jedesmal ein Erlebnis und
laden zum Verweilen ein. Der graue Betonfußboden verspricht
neutralen Untergrund, damit Exponate die nötige Wirkung
entfalten. Am Empfang im Parterre kann man sich anmelden und
dann mit dem Aufzug nach oben fahren.
Das
Kunstwerk ist ein Wandobjekt des Künstlers Willi Siber
und besteht aus chromlackiertem Stahl. Die geschwungene
Skulptur fällt sofort ins Auge, die im Ausstellungsraum an
einer Raumstütze zur Fensterseite befestigt ist. Ein
Formchaos bietet sich dem Betrachter. Verformungen,
Schlangenlinien die sich winden ohne einen Anfang und ohne
ein Ende zu haben. Der rote Chromlack wirkt sehr dekorativ.
Das röhrenartige Element ist sehr kunstvoll gearbeitet. Das
Chaos kann auch ein Zeichen für Schwerelosigkeit sein, in
dem sich das Objekt befindet. Neue Formen der Architektur
verlangen nach Überlegungen, um die statische Linearität
durch Schwerkraft irgendwann mal zu überwinden.
Wie aus einer Form gegossen, wirken die Skulpturen. Erst
nach einem längeren Studium der Werke wird dann deutlich -
das ist nur eine Fassade! Ästhetisch meisterhaft komponiert
sind die monochromen Arbeiten, die durch intensives Couleur
und lichtreflektierender, schimmernder Oberfläche eine
haptische Anziehungskraft erzeugen. Hinter dem Werk steckt
mehr als ein stilvoll ausgestaltetes Designobjekt. Hinter
der schönen Fassade verbergen sich stundenlange, akkurate
Werkprozesse, die die Arbeit auf den zweiten Blick von
besonders schön zu einzigartig transformieren. Unzählige
Kleinteile aus Stahl sind hier so zu einem Ganzen
zusammengefügt, so dass Übergänge für das menschliche Auge
nicht mehr zu erfassen sind.
Durch
die Gleichzeitigkeit bei der Betrachtung erhält der Besucher
von den verschiedenen Standorten aus jeweils eine andere
Aufsicht auf das Objekt. Neben der sinnlichen Wahrnehmung,
dem Haptischen der Form, des Materials im Raum steht das
Interesse am Material selbst im Vordergrund bei den Arbeiten
Willi Sibers. Zudem wird besonders in den
ausgestellten Werken ein Wechselspiel von geometrischen und
"organoiden" Formen, von Ordnung und Unordnung und
besonders von Schwere und Leichtigkeit deutlich.
Willi Siber (geb. 1949 in Eberhardzell) hat sein
Kunststudium in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künstler in Stuttgart als Meisterschüler des Prof.
Herbert Baumann absolviert. Seitdem hat er sein Atelier in
Eberhardzell-Dietenwengen und Reutlingen und arbeitet als
freischaffender Künstler. Nach 30 Jahren stellt er in zahlreichen deutschen, inzwischen aber auch
internationalen Galerien und Museen aus. Seine Werke
befinden sich in Museen, Galerien und Privatsammlungen.