bis 28. November

Fassaden - bestregarts Ausstellung im FCB Hochhaus, 14th floor

   Foto (c) Kulturexpress   

Fassaden nennt sich diese dezent wirkende Verkaufsausstellung, die sich hinter der Fassade der 14. Etage im FCB Hochhaus auf der Mainzer Landstraße befindet. Das ist nicht wenig. Die offenen Räumlichkeiten versprechen jedesmal ein Erlebnis und laden zum Verweilen ein. Der graue Betonfußboden verspricht neutralen Untergrund, damit Exponate die nötige Wirkung entfalten. Am Empfang im Parterre kann man sich anmelden und dann mit dem Aufzug nach oben fahren. 

 

Das Kunstwerk ist ein Wandobjekt des Künstlers Willi Siber und besteht aus chromlackiertem Stahl. Die geschwungene Skulptur fällt sofort ins Auge, die im Ausstellungsraum an einer Raumstütze zur Fensterseite befestigt ist. Ein Formchaos bietet sich dem Betrachter. Verformungen, Schlangenlinien die sich winden ohne einen Anfang und ohne ein Ende zu haben. Der rote Chromlack wirkt sehr dekorativ. Das röhrenartige Element ist sehr kunstvoll gearbeitet. Das Chaos kann auch ein Zeichen für Schwerelosigkeit sein, in dem sich das Objekt befindet. Neue Formen der Architektur verlangen nach Überlegungen, um die statische Linearität durch Schwerkraft irgendwann mal zu überwinden. 

 

Wie aus einer Form gegossen, wirken die Skulpturen. Erst nach einem längeren Studium der Werke wird dann deutlich - das ist nur eine Fassade! Ästhetisch meisterhaft komponiert sind die monochromen Arbeiten, die durch intensives Couleur und lichtreflektierender, schimmernder Oberfläche eine haptische Anziehungskraft erzeugen. Hinter dem Werk steckt mehr als ein stilvoll ausgestaltetes Designobjekt. Hinter der schönen Fassade verbergen sich stundenlange, akkurate Werkprozesse, die die Arbeit auf den zweiten Blick von besonders schön zu einzigartig transformieren. Unzählige Kleinteile aus Stahl sind hier so zu einem Ganzen zusammengefügt, so dass Übergänge für das menschliche Auge nicht mehr zu erfassen sind.

 

Durch die Gleichzeitigkeit bei der Betrachtung erhält der Besucher von den verschiedenen Standorten aus jeweils eine andere Aufsicht auf das Objekt. Neben der sinnlichen Wahrnehmung, dem Haptischen der Form, des Materials im Raum steht das Interesse am Material selbst im Vordergrund bei den Arbeiten Willi Sibers. Zudem wird besonders in den ausgestellten Werken ein Wechselspiel von geometrischen und "organoiden"  Formen, von Ordnung und Unordnung und besonders von Schwere und Leichtigkeit deutlich.

 

Willi Siber (geb. 1949 in Eberhardzell) hat sein Kunststudium in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künstler in Stuttgart als Meisterschüler des Prof. Herbert Baumann absolviert. Seitdem hat er sein Atelier in Eberhardzell-Dietenwengen und Reutlingen und arbeitet als freischaffender Künstler. Nach 30 Jahren stellt er in zahlreichen deutschen, inzwischen aber auch internationalen Galerien und Museen aus. Seine Werke befinden sich in Museen, Galerien und Privatsammlungen.

   
 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 12. Oktober 2015